Hamburg. Impfungen und Corona-Tests sollen Urlaub sicherer machen. Doch Buchungen für das Frühjahr sind bisher rar.

Das Jahr 2021 hat begonnen und steht bei vielen Hamburgern für die Hoffnung auf neue Zeiten nach der Pandemie. Die Impfungen laufen an und viele spekulieren bereits wieder auf baldige Freizeitvergnügen wie Konzerte und Kinobesuche. Trotz des Hoffnungsschimmers halten sich die Deutschen bei ihrer Lieblingsbeschäftigung aber weiter zurück: Reisen planen die meisten noch nicht. Schließlich warnt die Bundesregierung auch davor, durch die damit einhergehenden Kontakte die Ausbreitung des Virus zu beschleunigen.

In Hamburg stehen schon im März die nächsten Ferien an. „Doch wir haben für die nächsten Monate nur drei, vier Buchungen“, sagt Christian Müller von CM Reisen in Heimfeld. „Wenn das Telefon klingelt, wollen die Leute meist stornieren. Aber neue Reisen plant eigentlich niemand“, berichtet der Geschäftsführer des Reisebüros im Hamburger Süden von seinem flauen Geschäft.

Neubuchungen für Sommerurlaub fallen spärlich aus

Im Winter wird traditionell schon der Sommerurlaub geplant, aber die Neubuchungen bleiben derzeit noch weit hinter Normalniveau zurück. Auch anderen Reisebüros im Norden haben die Ausfälle der vergangenen Monate schwer zugesetzt. Die Reisebüro-Kette Fahrenkrog mit fünf Filialen in Schleswig-Holstein hat bereits Insolvenz angemeldet.

Die dynamischen Entwicklungen rund um Corona beeinflussen den Planungshorizont der Deutschen. „Im Moment buchen Reisende sehr kurzfristig“, sagt eine Sprecherin des Ferienfliegers Condor. Julia Rehberg von der Hamburger Verbraucherzentrale nennt einen der Gründe für die Spontanität. Es sei eben derzeit noch nicht absehbar, „ob beziehungsweise in welche Länder etwa in den Märzferien gereist werden kann“.

TUI erwartet eine Tendenz zu Last-Minute-Buchungen

Neben Reisebüros und Fluggesellschaften leiden auch die Veranstalter unter der Flaute. Der Marktführer braucht bereits finanzielle Unterstützung: Die EU-Wettbewerbshüter haben für die schwer von der Corona-Krise getroffene TUI Anfang der Woche Staatshilfen von bis zu 1,25 Milliarden Euro genehmigt.

Bei dem gebeutelten Konzern bemüht man sich um ein Gesamtpaket, das Reisen wieder attraktiv machen soll: „Für eine starke Erholung des Geschäftes ab Frühjahr setzen wir auf das europaweite Hochfahren der Corona-Impfungen, auf Corona-Tests für die Kunden sowie auf eine Anpassung des Angebotes“, sagte eine TUI-Sprecherin. „So erwarten wir auch bei unseren Kunden aus Hamburg eine Tendenz zu Last-Minute-Reisen in den Märzferien – sofern es eine Lockerung der Beschränkungen im März gibt.“

Rabatte für kurzfristige Reisen

Urlauber, die sich kurzfristig für eine TUI-Reise entscheiden, profitierten zudem von Abschlägen von bis zu 57 Prozent gegenüber dem regulären Preis, ergänzte die Sprecherin, die die beliebtesten Urlaubsziele für die anstehenden Hamburger Ferien nennt: Dies seien die Kanaren, vor allem die Inseln Fuerteventura und Teneriffa, sowie die Alpen in Deutschland und Österreich. Beispiele für günstigen Urlaub finden sich bei einer Suche für Anfang März im Internet aber bereits jetzt einige: So bietet TUI eine Suite im Vier-Sterne-Hotel La Quinta Park auf Teneriffa für eine Woche Anfang März mit Flug ab Hamburg für zwei Personen zum Preis von 471 Euro. Das Fünf-Sterne-Haus Ibero­star Selection Fuerteventura Palace kostet bei Jahn Reisen für eine Woche im Doppelzimmer mit Flug ab Fuhlsbüttel 785 Euro pro Person, inklusive Halbpension.

So verlockend die Preise auch sein mögen, die Hemmnisse für einen Urlaub mit Sonne und Strand sind vielfältig. „Verständlicherweise sind die Kunden hinsichtlich der zahlreichen Einreisebedingungen unsicher“, sagt Andreas Folkmann vom Menzell Reisebüro in der Innenstadt mit Blick auf Corona-Vorschriften, auf nötige PCR- oder Antigen-Schnelltests und Quarantänebedingungen bei der Rückkehr. „Diese Fragen zu beantworten, ist derzeit unsere größte Aufgabenstellung“, sagt Folkmann.

Reisebereitschaft nach Impfungen wieder höher

Christian Müller von CM Reisen sieht auch das möglicherweise schleppende Tempo bei Impfungen als Hindernis. „Wenn die meisten Menschen erst im Sommer oder Herbst geimpft werden, denken sie erst dann wieder an Urlaub“, glaubt der Geschäftsführer. Zudem halte viele Feriengäste die Vorstellung ab, dass am Urlaubsort Bars und Restaurants geschlossen sein könnten.

Die Fluggesellschaften haben zwar ihr Angebot im Vergleich zu Zeiten vor der Krise erheblich reduziert, dennoch sind einige Verbindungen ab Hamburg zu Touristenzielen im Programm. So fliege Condor derzeit mehrfach wöchentlich auch ab Fuhlsbüttel auf die Kanarischen Inseln, so eine Firmensprecherin. Ryanair startet ab Hamburg etwa nach Malaga und Alicante.

Viele Verbindungen trotz Corona-Krise

TUIfly hat ebenfalls die Kanaren vor der Westküste Afrikas im Programm. Eurowings startet vom Airport der Hansestadt aus zudem etwa nach Mallorca und Thessaloniki. Als Langstreckenziele stehen bei Condor von deutschen Airports Varadero auf Kuba, Punta Cana, Santo Domingo und Puerto Plata in der Dominikanischen Republik sowie die Malediven im Flugplan.

Während beliebte Urlaubsdestinationen mit steigenden Corona-Zahlen zu kämpfen haben und etwa Spanien etliche Gemeinden zum Schutz vor der Verbreitung des Virus abriegelt, denken andere Sonnenziele darüber nach, wie sie ihre Hotels bald füllen können. So will Ägypten deutsche Touristen spätestens im Sommer mit einem speziellen Corona-Sicherheitskonzept ans Rote Meer locken. „Wir wollen sichere Korridore schaffen, in denen es vollständige Sicherheit für Touristen gibt“, sagte jetzt der ägyptische Botschafter in Berlin, Khaled Galal Abdelhamid. Das Konzept werde eine ganze Reihe von Maßnahmen beinhalten, von einer Begrenzung der Passagierzahlen in den Flugzeugen bis zu verpflichtenden Tests bei Ein- und Ausreise.

Deutschland ist derzeit von Risikogebieten umgeben, auch vor Reisen auf die Kanaren, die im Herbst als Lichtblick für die Branche galten, wird seit Kurzem wieder gewarnt. Was sollten Reisende nun beachten? „Grundsätzlich sollte jeder für sich entscheiden, ob er bei Aufhebung der Reisewarnung wirklich reisen möchte oder persönliche Bedenken hat“, sagt die Hamburger Verbraucherschützerin Julia Rehberg. „Denn die Angst vor der Reise rechtfertigt keinen kostenfreien Rücktritt“.

Einige Reiseveranstalter verzichten auf Stornogebühren

Zudem sollten Kunden sich bereits bei Buchung über Stornierungsbedingungen informieren, und auch über mögliche Einschränkungen vor Ort, sagt Rehberg mit Blick etwa auf geschlossene Pools oder nicht vorhandene Buffets. „Wird die Reise in Kenntnis der Einschränkungen gebucht, stellen diese keinen Reisemangel dar“, sagt die Rechtsexpertin über Ansprüche der Kunden. „Wir raten den Gästen zur Buchung einer Pauschalreise, da hier kurzfristige Umbuchungsbedingungen der Reiseveranstalter angeboten werden“, ergänzt Andreas Folkmann.

Die Lage während der Pandemie spielt den Kunden in die Karten: Weil die Nachfrage so schleppend verläuft, verzichten einige Reiseveranstalter bei Neubuchungen weitgehend auf Stornogebühren.

TUI: Buchungen bis 10.1 kostenfrei stornierbar

Bei TUI zum Beispiel können bis zum 10. Januar abgeschlossene Buchungen bis 14 Tage vor Reiseantritt ohne Angabe von Gründen kostenlos storniert werden. Anschließend werden sogenannte Flex-Tarife eingeführt. Wenn die Kunden ab 11. Januar kostenfrei stornieren wollen, müssen sie dafür eine zusätzliche Gebühr zahlen.

Lesen Sie auch:

Auch DER Touristik, wozu unter anderem ITS, Meiers Weltreisen und Jahn Reisen gehören, wirbt mit kostenlosen Stornierungen für Pauschalreisen, die bis Ende Januar gebucht werden.

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Viele Menschen scheuen sich derzeit, in ein Hotel zu gehen und dort womöglich auf volle Frühstücksräume und Gedränge am Pool zu stoßen. Die Buchungen bei Ferienwohnungen und –häusern sind daher bereits im vergangenen Jahr in die Höhe geschossen. Hier rät Verbraucherschützerin Julia Rehberg: Gerade bei der Buchung eines Ferienhauses im Ausland sollten die Stornobedingungen berücksichtigt werden, um böse Überraschungen zu vermeiden.