Hamburg. Die traditionelle Jahresschlussversammlung fand digital statt. Handelskammer-Präses Aust wählt deutliche Worte.

Hamburgs Wirtschaft fordert den Senat zu einem neuen Kurs im Regierungshandeln auf. Angesichts der Corona-Pandemie und ihrer wirtschaftlichen Folgen hält der Präses der Handelskammer, Norbert Aust eine Revision des Regierungsprogramms für notwendig. „Nach der Coronakrise wird vieles nicht mehr so sein wie vorher."

Die konkrete Forderung: „Ihr Koalitionsvertrag wurde ganz zu Beginn der Krise formuliert. Ich ersuche die Koalitionspartner daher, auf Basis der eingetretenen Veränderungen und der neu gewonnenen Erkenntnisse ihr Programm einer gründlichen Revision zu unterziehen. Maßgabe muss sein, echte Veränderungen zu ermöglichen und Hamburg fit für die Zukunft zu machen“, sagte Aust bei seiner traditionellen Jahresschlussansprache zur Versammlung eines Ehrbaren Kaufmanns zu Hamburg.

„Bitte denken Sie auch daran, dass das Geld, das Sie ausgeben, vorher jemand erwirtschaften muss“, sagte Aust mit Blick auf die Lage der Hamburger Wirtschaft. Es hänge von der Leistungsfähigkeit der Wirtschaft ab, welche Möglichkeiten der Staat in Zukunft habe, mit seinen Ausgaben die Gesellschaft zu gestalten und in schwierigen Zeiten zu unterstützen. „Spätestens in diesem Jahr ist eines ganz deutlich geworden: Wirtschaft ist nicht alles – aber ohne Wirtschaft ist vieles weniger oder nichts“, verdeutlichte Aust in einer am Silvestertag verbreiteten Videobotschaft.

Verschläft Hamburg die Digitalisierung?

Erstmals in der Geschichte musste die traditionelle Jahresschlussversammlung, bei der in der Regel rund 1500 Kaufleute und der Hamburger Senat zusammenkommen, wegen der Corona-Pandemie ausfallen. Stattdessen konnte die Kaufmannschaft die Grußbotschaften und Reden am Bildschirm verfolgen. „Trotz der widrigen Umstände war es für die Handelskammer, und für uns als Repräsentanten der Hamburger Kaufmannschaft sehr wichtig, am heutigen Tage Flagge zu zeigen und die Veranstaltung nicht abzusagen“, erklärte der Vorsitzende der Versammlung eines Ehrbaren Kaufmanns zu Hamburg (VEEK), Gunter Mengers, in seiner Ansprache.

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Er kritisierte, dass Deutschland scheinbar einen Teil der rasanten technischen Entwicklungen verschlafe und dass die Konkurrenz der asiatischen Staaten uns Europäern langfristig eher geringe Chancen einräume. „Wer also immer noch nicht versteht, dass Schulen und Studienplätze – das gilt auch für andere Ausbildungsformen – zügig aufgerüstet werden müssen, der gefährdet unsere Zukunft, die Zukunft unserer Kinder.“

Es sei nicht zu akzeptieren, dass marode Schulgebäude, Lehrkräftemangel, veraltete Unibauten und die an den Schulen stockende, so dringend notwendige Digitalisierung die Entwicklung des Nachwuchses behindern. Auch die „mangelnde IT-Ausbildung der Lehrkräfte“ werde in der Corona-Krise überdeutlich, sagte Mengers.