Berlin. Trotz steigender Umsätze halten sich die Unternehmen mit Investitionen derzeit zurück. Darunter leiden Innovationen und Umweltschutz.

Von Krise keine Spur. Zu dieser Einschätzung könnte man kommen, wenn man auf die jüngsten Zahlen der Automobilindustrie schaut. Es brummt wieder in der Deutschlands wichtigster Exportbranche, reihenweise fuhren die deutschen Autobauer beflügelt vom Aufwärtstrend in China zwischen Juli und September Gewinne ein, die teils deutlich über dem Vorjahreszeitraum liegen.

Und auch die Maschinenbauer vermeldeten zuletzt wieder mehr eingehende Aufträge. Hat die Industrie die Corona-Krise abgeschüttelt?

DIHK: Jedes dritte Industrie-Unternehmen berichtet von schlechten Geschäften

Keineswegs, heißt es vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK). In einer Sonderauswertung der DIHK-Konjunkturanalyse, die unserer Redaktion vorliegt, zeichnen die Industrieunternehmen ein düsteres Bild für die kommenden Monaten.

Jedes Dritte der 8.056 befragten Unternehmen berichtet demnach von aktuell schlechten Geschäften. Gut läuft es nur bei 23 Prozent der Unternehmen. Während sich in der Gesamtwirtschaft Pessimums und Optimums laut DIHK aktuell die Waage halten, sind die Aussichten in der Industrie in Summe also klar negativ. Zuletzt hatte die Industrie vehement vor einem Lockdown gewarnt.

Weniger Innovationen und Umweltschutz

Einstige Problemfelder wie etwa der Fachkräftemangel oder die Energie- und Rohstoffpreise sind längst zur Nebensache geworden. 68 Prozent der befragten Unternehmen sehen die Inlandsnachfrage als Geschäftsrisiko an, aber auch die Auslandsnachfrage schätzen 62 Prozent als kritisch ein.

Wer in der Industrie derzeit überhaupt noch investiert, der macht das vor allem für Ersatzbedarf. In innovative Produkte investiert aktuell nur noch etwas mehr als jedes dritte Industrie-Unternehmen, in den Umweltschutz jedes Vierte.

Schlechte Stimmung im Maschinenbau

Und auch wenn die Quartalszahlen eine andere Sprache sprechen, so sind vor allem die Autobauer skeptisch. 82 Prozent der Unternehmen rechnen damit, dass ihre Umsätze in diesem Jahr geringer als 2019 ausfallen werden, auch in den Bereichen Beschäftigungen und Investitionen herrscht großer Pessimismus. Hoffnungen setzen die Autobauer vor allem in die Exporte.

Fast durchgängig schlecht ist die Stimmung bei den Maschinenbauern. Sie bewerten die aktuelle Lage negativ, halten sich mit Investitionen zurück, werden wohl weitere Arbeitsplätze abbauen und trauen auch dem Export wenig zu. In der chemischen Industrie halten sich Optimismus und Pessimismus die Waage, gut ist lediglich die pharmazeutische Industrie gestimmt. Hier rechnen 42 Prozent mit mindestens gleichbleibenden, wenn nicht sogar mit steigenden Umsätzen.