Hamburg. 140 Plätze sind in dem Haus geplant. Auch Lehrlinge anderer Firmen können einziehen. Die jungen Mieter zahlen 229 Euro pro Monat.

Nicht nur die Haspa steht immer wieder vor diesem Problem, wenn es um die Besetzung von Ausbildungsplätzen in Hamburg geht: „Es kommt vor, dass uns hochqualifizierte Bewerber am Ende doch noch abspringen, weil sie hier keine bezahlbare Wohnung finden“, sagt Harald Vogelsang, der Chef der Hamburger Sparkasse.

Doch damit soll bald Schluss sein: „Wir wollen, dass sich die besten Bewerber für uns entscheiden.“ Darum baut die Haspa bis 2022 ein Azubi-Wohnheim mit 140 Plätzen am Alsenplatz in Altona. Etwa die Hälfte der Kapazität werde voraussichtlich von Auszubildenden der Haspa genutzt, so Vogelsang. Die weiteren Plätze werde man zu den gleichen Konditionen am Markt anbieten. Die Kaltmiete soll bei 229 Euro im Monat liegen. Zum Vergleich: Ein WG-Zimmer in Hamburg kostet laut Haspa im Schnitt 450 Euro. „Mehr als die Hälfte der Haspa-Azubis kommt nicht aus Hamburg“, sagt Vogelsang. „Der Bedarf nach bezahlbarem Wohnraum ist daher groß.“

Bau des Wohnheims in Altona kostet 19 Millionen Euro

Das 1143 Quadratmeter große Grundstück am Alsenplatz wurde von dem zur Finanzbehörde gehörenden Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG) an die Haspa vergeben. Zu der Gesamtinvestition von bis zu 19 Millionen Euro steuert auch die städtische Förderbank IFB einen Anteil bei.

„Die Schaffung von Wohnraum für Auszubildende und Studierende ist eine gemeinsame Herausforderung für Stadt und Wirtschaft“, sagt Hamburgs Finanzsenator Andreas Dressel (SPD), der das Projekt am Freitag gemeinsam mit Vogelsang vorstellte. „Dass die Haspa hierzu jetzt einen maßgeblichen Beitrag leistet, ist gut für Hamburg und gut für die Haspa.“ Es erleichtere die Nachwuchsgewinnung, wenn man im Bedarfsfall als Arbeitgeber auch ein Wohnangebot machen könne. Dressel wünscht sich eine „Vorbildwirkung“ des Haspa-Projekts auch für andere große Unternehmen in Hamburg.

Im kommenden Jahr soll laut Vogelsang der Bau des „ökologisch wertvollen“ Gebäudes beginnen. Nach aktuellen Plänen soll es in Holzhybridbauweise errichtet werden und ein begrüntes Dach haben. Im Erdgeschoss sind Gewerbeflächen geplant. Es sind 63 Zwei-Personen-Apartments sowie fünf Apartments für je drei Bewohner vorgesehen, außerdem soll es Bereiche etwa für gemeinsames Kochen geben.

Haspa und gemeinnützige Stiftung Azubiwerk betreiben das Wohnheim

„Wir haben in Workshops mit unseren rund 200 Azubis herausgearbeitet, was ihnen wichtig ist“, sagt Vogelsang. „Junge Menschen wünschen sich heute günstige, zentral gelegene und gut angebundene Wohnungen in attraktiver Nachbarschaft.“ Die zentrale Lage sei schon deshalb bedeutend, weil jemand, der eine Ausbildung bei der Sparkasse absolviere, Stationen an verschiedenen ihrer Standorte durchlaufe und darum im gesamten Hamburger Großraum unterwegs sei.

Betreiber des Wohnheims wird nicht die Haspa sein, sondern die gemeinnützige Stiftung Azubiwerk, die bereits zwei Wohnanlagen in Wandsbek beziehungsweise in Harburg mit zusammen rund 350 Plätzen unterhält. Eine dritte Anlage befindet sich in Hammerbrook noch im Bau. Auch bei der Miete orientiert sich die Haspa am Azubiwerk. So kostet das Wohnen in der Wandsbeker Anlage 230 Euro (3-er WG; Kaltmiete) bis 239 Euro (2-er WG). Für ein Einzelapartment sind es 250 Euro. Hinzu kommen Nebenkosten von mindestens rund 150 Euro.

„Die Wohnungsknappheit wird in vielen Großstädten zunehmend zu einem Kriterium, dort keine Ausbildung anzufangen“, heißt es vom Azubiwerk: „Für junge Menschen in der beruflichen Ausbildung ist es aufgrund von hohen Mietkosten kaum mehr möglich, in räumlicher Nähe zum Ausbildungsort zu leben.“ Zudem seien Auszubildende aufgrund geringer Einkünfte und ihres Alters auch im Vergleich zu Studierenden auf dem Wohnungsmarkt benachteiligt.

Wohnheim soll Fachkräfte nach Hamburg locken

Rund 42 Prozent der insgesamt etwa 38.000 Hamburger Ausbildungsplätze werden nach Angaben der Sozialbehörde mit Auswärtigen besetzt. „Zur Sicherung des jetzigen und zukünftigen Fachkräftebedarfs ist Hamburg darauf angewiesen, weiterhin attraktiv für sie zu bleiben“, heißt es von der Behörde. Die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum für diese jungen Menschen sei deshalb ein Baustein der Fachkräftestrategie.

In diese Bemühungen ist auch das Hamburger Studierendenwerk mit seinen 25 Wohnanlagen eingebunden. Ende vorigen Jahres waren von den knapp 4400 Wohnheimplätzen aber nach Angaben des Senats nur 140 von Auszubildenden besetzt. Ein entsprechendes Kontingent gibt es in den Wohnheimen Kiwittsmoor, Rahlstedt und im Sophie-Schoop-Haus in Neuallermöhe. Bis 2030 soll diese Zahl auf 740 steigen. Denn von den etwa 2000 Plätzen, um die das Studierendenwerk seine Kapazitäten bis dahin erhöhen will, sollen 600 „bevorzugt an Auszubildende vermietet werden.“

Dabei müssen auch Studierende immer Geld für die Miete einplanen. Wie eine Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) für den Finanzdienstleister MLP ergab, haben die Kosten für eine „studentische Musterwohnung“ – 30 Quadratmeter, in der Nähe einer Hochschule gelegen – im zweiten Quartal in Hamburg um sechs Euro auf 478 Euro (inklusive 20 Prozent Nebenkosten) zugelegt.

Saga bietet Azubis Wohnungen in Barmbek-Nord

Günstiger geht es bei der städtischen Wohnungsgesellschaft Saga: In einer für Auszubildende und Studierende gedachten Anlage in Barmbek-Nord kosten die 15 bis 22 Quadratmeter großen Ein-Zimmer-Wohnungen nur rund 250 bis 300 Euro (Warmmiete).

In den Hamburger Markt der Wohnungen für diese Zielgruppe sind in den vergangenen Jahren vermehrt auch private Investoren mit speziellen Objekten eingestiegen. Im „The Fizz“ in Altona muss man für ein möbliertes Single-Apartment – allerdings einschließlich etlicher Serviceleistungen wie High-Speed-Internet – aber mindestens 761 Euro im Monat zahlen. In Wilhelmsburg verlangt der Wettbewerber Youniq für ein 19-Quadratmeter-Apartment mindestens 579 Euro.