Hamburg. Discounter will die verformten Früchte langfristig in den Märkten verkaufen. Freude im Alten Land, Kritik an Plastikverpackungen.
Im vergangenen Dezember hat Aldi ein neues Produkt getestet. Für eine Woche verkaufte der Discounter sogenannte Wetteräpfel. „Wir haben damit sehr gute Erfahrungen gemacht, unsere Kunden nahmen das Angebot sehr gut an“, sagt Aldi-Nord-Manager Tobias Heinbockel dem Abendblatt.
Seit Montag – pünktlich zum Start der bundesweiten Aktionswoche „Deutschland rettet Lebensmittel“ des Bundesernährungsministeriums – hat das Unternehmen die Wetteräpfel langfristig ins Sortiment genommen. Dabei handelt es sich um Früchte, die zum Beispiel durch Hagel oder Sonnenbrand verformt sind. Sie entsprechen also nicht dem Schönheitsideal, haben aber keine äußeren Schäden wie Löcher in der Schale. Für einen Drei-Kilogramm-Beutel müssen die Kunden als Eröffnungsangebot 2,41 Euro zahlen.
Wetteräpfel sind günstiger als "normale" Äpfel
Perspektivisch solle der Kilopreis um etwa einen Euro liegen und damit deutlich günstiger sein als ein Kilo „normale“ Äpfel, für die etwa drei Euro bezahlt werden müssen. Natürlich soll auch die bei Discountern eher preissensible Käuferschaft damit angesprochen werden. Geschmacklich sollen die Wetteräpfel genauso gut wie ihre schöneren Artgenossen und zum Beispiel zum Kuchenbacken gut geeignet sein.
„Wir planen die Wetteräpfel in den kommenden Monaten anzubieten, zum Teil sogar bis in das Frühjahr hinein – das aber hängt von der regionalen Verfügbarkeit ab“, sagt Heinbockel. Denn die Früchte sollen möglichst aus der Region kommen, damit der Weg kurz und die Ware frisch ist. In Hamburger Filialen gekaufte Früchte sollen also überwiegend aus dem Alten Land stammen.
Obstbauer aus Altem Land freut sich
Stefan Recht aus Jork ist einer dieser Obstbauern. „2019 haben die Unwetter uns und vielen anderen Obstbauern im Alten Land fast die ganze Apfelernte verhagelt. Und auch dieses Jahr ist bei uns ein Viertel der Ernte betroffen“, sagt Recht. Daher freue er sich, dass der Discounter die Äpfel abnehme. Für den Familienbetrieb sei dies eine wirtschaftliche Entlastung. „Wir müssen nun auch bei Extremwetter nicht gleich um unsere Existenz fürchten“, so Recht.
Heinbockel ergänzt, dass man mit dem Schritt die lokalen Landwirte unterstützen wolle, mit denen man seit langer Zeit zusammenarbeite. „Die Wetteräpfel gehen ansonsten zu viel geringeren Preisen in die Industrie und landen zum Beispiel in Tierfutter oder in Kompostieranlagen“, so Heinbockel.
Kritik an Plastikverpackung für Wetteräpfel
Als Aldi im vergangenen Dezember die Wetteräpfel in die Märkte brachte, gab es vor allem Kritik an der Plastiktüte als Verpackung. Auch in diesem Jahr starte der Verkauf im Plastiksack. Das hänge auch von der Verpackungsstraße des Landwirtes ab, wo das meiste Obst schon verpackt wird.
„Zumindest bei den Wetteräpfeln bietet die Plastikfolie aktuell noch einige Vorteile, unter anderem, um die Qualität der Äpfel zu halten“, sagt Heinbockel. Mit möglichen Alternativen bei der Verpackung wie Holzkisten beschäftige man sich bereits. Als lose Ware wolle man die Wetteräpfel allerdings nicht verkaufen, sonst würden die Käufer anfangen auszuwählen.