Berlin. Die Corona-Krise wirkt sich auch auf das kommende Jahr aus. Milliarden von Steuereinnahmen fehlen. Das gaben die Schätzer bekannt.

Auch im kommenden Jahr wird die Corona-Krise in den Staatskassen noch deutlich bemerkbar sein. Bund, Länder und Kommunen müssen im kommenden Jahr wohl noch einmal mit 19,6 Milliarden Euro weniger Steuereinnahmen auskommen, als im Mai erwartet. Die Steuerschätzer rechnen damit, dass erst 2022 das Vorkrisenniveau wieder erreicht ist, wie das Finanzministerium in Berlin bekanntgab.

Die Steuerschätzung ist eine wichtige Grundlage des Bundeshaushalts für das kommende Jahr, den Finanzminister Olaf Scholz (SPD) am 23. September dem Kabinett vorlegen will. Der Vizekanzler geht davon aus, dass auch 2021 noch einmal neue Schulden nötig sind. Dass die Corona-Krise mit milliardenschweren Hilfspaketen in diesem Jahr riesige Löcher in die Staatskassen reißen würde, war bereits klar. Im ersten Halbjahr gaben Bund, Länder, Gemeinden und Sozialversicherungen vorläufigen Daten des Statistischen Bundesamtes zufolge 51,6 Milliarden Euro mehr aus, als sie einnahmen.

Corona-Krise: Steuereinnahmen sinken

Zugleich sinken erstmals seit der Finanzkrise 2009 die Steuereinnahmen. Inzwischen gehen die Schätzer davon aus, dass 2020 rund 81,6 Milliarden Euro weniger Steuern reinkommen werden als im vergangenen Jahr – ein Minus von mehr als zehn Prozent. Damit bestätigen sie in etwa ihre Prognose vom Mai, als sie mit einem Minus von 81,5 Milliarden rechneten. Zur Finanzierung der Hilfspakete – etwa Mehrwertsteuersenkung, Familienbonus und Unterstützung für stark getroffene Unternehmen – will der Bund in diesem Jahr bis zu 217,8 Milliarden Euro neue Schulden aufnehmen. Auch interessant: Olaf Scholz : Ein Kanzlerkandidat mit Gedächtnislücken

Das ist fast fünfmal so viel wie im bisherigen Rekordschuldenjahr 2010 in der Finanzkrise. Der Großteil der Kredite ab 2023 muss innerhalb von 20 Jahren wieder getilgt werden. Eine wesentliche Grundlage für die Steuerschätzung ist die Konjunkturprognose der Bundesregierung. Sie geht weiterhin davon aus, dass Deutschland in der schwersten Rezession der Nachkriegsgeschichte steckt.

Es deutet sich zwar an, dass es wirtschaftlich wieder aufwärts geht – aber auch, dass die Erholung länger dauern könnte, als man zunächst dachte. Die Wirtschaftsleistung dürfte in diesem Jahr um 5,8 Prozent abstürzen. Das lässt nicht nur Gewerbe- und Umsatzsteuer einbrechen, sondern wegen der drastischen Kurzarbeit auch die Einkommensteuer.

Wachstum sinkt im kommenden Jahr auf 4,4 Prozent

Für 2021 erwartet Wirtschaftsminister Peter Altmaier inzwischen nur noch ein Wachstum von 4,4 Prozent - statt der bisherigen 5,2 Prozent. Als einen Grund nannte er die schwierige Lage der Weltwirtschaft, auch angesichts der hohen Infektionszahlen etwa in den USA. Der Arbeitskreis Steuerschätzung kommt eigentlich zweimal im Jahr zusammen, im Frühjahr und Herbst.

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Weil die Auswirkungen der Corona-Pandemie im Frühjahr allerdings noch schlecht abzuschätzen waren, wurde eine außerordentliche Sitzung eingeschoben. Im Schätzer-Gremium sitzen Experten der Bundesregierung, der fünf führenden Wirtschaftsforschungsinstitute, des Statistischen Bundesamts, der Bundesbank, des Sachverständigenrats zur Begutachtung der Wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland, Vertreter der Länderfinanzministerien sowie der Kommunen. Sie gehen die erwarteten Einnahmen bei allen Steuerarten durch und rechnen diese dann zusammen. (msb/dpa)