Hamburg. Im Hafen lagert Ammoniumnitrat. Wie groß die Menge insgesamt ist, weiß der Senat nicht. Linke findet das „erschreckend“.

 Die gewaltige Explosion in Beirut Anfang August, bei der mindestens 190 Menschen starben und der Hafen sowie weite Teile der Innenstadt zerstört wurden, beschäftigt den Hamburger Senat. Der Hafenexperte der Links-Fraktion in der Bürgerschaft, Norbert Hackbusch, fordert eine Prüfung der Gefahrstofflagerung im Hamburger Hafen. Hintergrund ist eine Schriftliche Kleine Anfrage von Hackbusch, deren Ergebnisse seiner Meinung nach Schwachstellen in der Hansestadt aufzeigen.

Bei der Katastrophe in Beirut hatte ein Brand von Munition oder Feuerwerkskörpern die Explosion von Ammoniumnitrat ausgelöst. Ammoniumnitrat kann als Dünger verwendet werden und lagert deshalb auch im Hamburger Hafen. Zugleich kann es aber auch als Sprengstoff genutzt werden. „Wir fordern einen Bericht des Senats über die Gefährdung im Hamburger Hafen nach den Erfahrungen mit der Beiruter Explosion“, sagt Hackbusch.

In Hamburg wurden 2750 Tonnen Ammoniumnitrat abgeladen

Aus der Senatsantwort auf seine Anfrage ist hervorgegangen, dass die Stadt zwar weiß, bei welchen Firmen Ammoniumnitrat gelagert wird, weil diese dafür besonders zertifiziert sind. Ihr ist aber nicht bekannt, wie viel Ammoniumnitrat insgesamt in Hamburg lagert. Denn die Firmen müssen das nicht melden. Sicher ist aber, dass im Hamburger Hafen erhebliche Mengen der Chemikalie umgeschlagen werden. Allein in den vergangenen drei Monaten wurden hier 2750 Tonnen Ammoniumnitrat von Schiffen geholt.

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Das ist exakt die Menge, die in Beirut die furchtbare Explosion herbeigeführt hat. Außerdem wurden im gleichen Zeitraum knapp 4700 Tonnen des gefährlichen Stoffs auf Schiffe geladen. „Allein im Zeitraum von Mai bis August wurden größere Mengen im Hamburger Hafen gelöscht und geladen als für die Staub-Explosion in Beirut verantwortlich waren, und der Senat hat keine Erkenntnisse wie viel Ammoniumnitrat hier lagert. Das ist erschreckend“, sagt Hackbusch.

Geringer Abstand zur Wohnbebauung

Diese Informationen hätten durch den zum Teil sehr geringen Abstand zur Wohnbebauung eine besondere Brisanz, sagt Hackbusch. „Einige Gefahrgutlager lagern nur wenige 100 Meter zu bewohnten Häusern entfernt.“ Am Ballinkai beträgt der Abstand zwischen einem Ammoniumnitrat-Lager und bewohnten Häusern 500 Meter.

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Ist also eine Explosion wie in Beirut bei uns möglich, fragt Hackbusch. Die schriftliche Antwort des Senats: „Nach jetzigem Kenntnisstand ist die Einhaltung der geltenden Vorschriften zum Transport und zur Lagerung von Gefahrstoffen dazu geeignet, solche Ereignisse wie in Beirut auszuschließen.“ Zudem macht der Senat darauf aufmerksam, dass der zuständigen Umweltbehördein der Stadt über die Explosion in Beirut „noch keine gesicherten Erkenntnisse der Ursachen“ vorlägen.