Cupertino. Apple und Google haben Ärger mit den Entwicklern des Spiels „Fortnite“. Die setzen sich gegen Bezahlpraktiken der Tech-Riesen zur Wehr.

Seit gut drei Jahren begeistert das Computerspiel „Fortnite“ die Massen. 350 Millionen Spieler zocken laut Angaben des Herstellers Epic Games „Fortnite“. Mit dieser Macht im Rücken geht Epic Games nun auf Konfrontationskurs mit Apple und Google.

Grund für den Streit ist die Praxis der beiden Tech-Giganten, 30 Prozent des Preises aller In-App-Käufe als Abgabe einzubehalten. In-App-Käufe sind extra zu bezahlende Zusatzinhalte, die bei manchen Apps Einnahmen in Millionenhöhe generieren.

Fortnite fliegt aus Play- und App-Store

Die „Fortnite“-Entwickler führten nun eine Möglichkeit für Nutzer von iPhones, iPads und Android-Geräten ein, diese Zusatzinhalte günstiger zu erwerben, indem sie die Mechanismen von Apple und Goole für In-App-Käufe umgingen.

Die Reaktion kam prompt: Apple schmiss das Spiel „Fortnite“ aus dem App-Store für Apples Mobil-Geräte und wenige Stunden später verschwand das Spiel auch aus Googles Play Store. Bei Epic dürfte man mit diesem Schritt gerechnet haben und reichte umgehend eine 60-seitige Klage gegen Apple ein.

Apple: Spotifiy legte auch schon Beschwerde bei der EU ein

Mit der Kritik an der Abgaben-Praxis von Apple und Google steht Epic Games nicht alleine da. Auch der Musikstreaming-Riese Spotify reichte schon eine Beschwerde gegen Apple bei der EU-Kommission ein. Denn nicht nur die Höhe der Abgabe wird kritisiert. Apple verhindert auch, dass die Entwickler bei In-App-Käufen keine alternativen Bezahlwege außerhalb des Apple-Systems anbieten können.

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Epic wird mit dem Vorstoß von Donnerstag nun zum Wortführer einer regelrechten Rebellion gegen das System. Die Firma ließ ihre Nutzer, die auf iPhones und iPads spielen, wissen, dass selbst wenn sie schon die App auf ihren Geräten haben, neue Inhalte der nächsten „Season“ von „Fortnite“ ihnen verwehrt bleiben werden.

Zudem ruft Epic die Millionen von Spielern auf, sich aktiv bei Apple mit dem Hashtag #FreeFortnite zu beschweren.

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    Apple will Kunden schützen und erlaubt trotzdem Ausnahmen für Netflix

    Apple verwies darauf, dass Epic gegen die App-Store-Regeln verstoßen habe. „Sie gelten gleichermaßen für jeden Entwickler und dienen dazu, den Store sicher für unsere Nutzer zu halten.“ Epic habe die neue Funktion mit der Absicht eingeführt, die Richtlinien zu verletzen.

    Zudem wolle man mit der alternativlosen Bezahlmethode über das eigene System die Kunden bloß vor Betrug schützen. Einigen Abo-Diensten wie etwa Netflix ist es aber sehr wohl erlaubt, dieses System zu umgehen und Verträge mit den Nutzern auf den eigener Website abzuschließen. Die Nutzer können sich dann auf ihren iPhones und iPads einloggen - und für die Anbieter wird keine Abgabe an Apple fällig.

    Google: „Entwickler müssen sich an die Regeln halten“

    Für Nutzer von Android-Geräten ist die Situation etwas anders: Google lässt dort Apps nicht nur aus dem hauseigenen Play Store, sondern auch aus anderen Quellen laden. Apple lehnt diesen Ansatz unter Verweis auf potenzielle Risiken für Nutzer durch präparierte Apps ab.

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    Aber auch Google betonte, Entwickler müssten sich an die Regeln halten, um im Play Store zu bleiben. In den vergangenen Jahren hatte Epic „Fortnite“ auf Android-Geräten bereits zeitweise am Play Store vorbei vertrieben.

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    Epic macht sich mit Parodie über Apple lustig

    Epic war auch abseits ihrer Klage gut auf den Showdown vorbereitet. Die Firma hatte schnell ein Video parat, das einen legendären Werbeclip des Konzerns aus dem Jahr parodierte. In „1984“ hatte Apple in Anlehnung an George Orwells gleichnamiges Buch das Aufbegehren gegen eine totalitäre Welt dargestellt.

    Der 1984 gezeigte Clip sollte den Eintritt von Apple in den von IBM dominierten PC-Markt einleiten. Epic stellte das Video jetzt als Computeranimation nach, die Rolle des Diktators spielt eine Figur mit einem Kopf in Form eines Apple-Logos.

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    (dpa/jas)