Hamburg. Hamburger Assekuranz muss für Corona-Fälle 1,1 Millionen Euro bezahlen. Beschäftigte sind begeistert von der flexiblen Arbeitszeit.

Einen solchen Satz wird man in diesen Wochen nicht von vielen Unternehmenschefs hören: „Wäre heute Schluss, hätten wir ein sehr gutes Jahr 2020“, sagt Eberhard Sautter, der Vorstandsvorsitzende der Hamburger Versicherungsgruppe HanseMerkur. In der dominierenden Sparte, die private Krankenversicherungen (PKV) anbietet, legten die Beitragseinnahmen bis Ende Mai im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 5,5 Prozent zu, das Neugeschäft zog sogar um 21,7 Prozent an.

„Auch unter den wegen der Corona-Pandemie erschwerten Bedingungen funktioniert unser Vertrieb sensationell gut, wobei uns der hohe Digitalisierungsgrad hilft“, sagt Sautter. Aktuell sieht er bei den Menschen jedoch auch eine „sehr hohe Affinität für alle Gesundheitsthemen.“ Unter den knapp 270.000 Kunden mit einer Kranken-Vollversicherung der HanseMerkur sind nach Informationen des Unternehmens bislang 737 Personen an Covid-19 erkrankt.

Davon wurden 234 stationär behandelt, 17 von ihnen auf der Intensivstation. Elf Kunden in der Altersspanne von 46 bis 90 Jahren seien an der Lungenkrankheit gestorben. Zu wesentlichen Mehraufwendungen für den Versicherer hat die Corona-Pandemie bisher nicht geführt. Zwar fielen darauf bezogen Leistungsausgaben von 1,1 Millionen Euro an. Dafür aber seien die anderen Kunden seit dem März seltener zum Arzt gegangen, hieß es.

HanseMerkur hat Beschäftigte früh ins Homeoffice geschickt

Schon sehr früh, ab Mitte Februar, begann der HanseMerkur-Vorstand damit, die eigenen Beschäftigten ins Homeoffice zu schicken. Zwischenzeitlich waren 90 Prozent der Mitarbeiter von dort aus tätig. Noch bis Ende August 2020 werden nicht mehr als 350 Beschäftigte in der Zentrale nahe dem Dammtor-Bahnhof arbeiten, um einen „kontaktlosen“ Betrieb im Firmengebäude garantieren zu können.

„Zeitweise hatten wir – mit Zustimmung des Betriebsrats – eine vollständige Flexibilisierung der Arbeitszeit, das heißt man konnte jeden Tag einschließlich Sonntag im Zeitfenster zwischen 6 Uhr und 21 Uhr arbeiten, wann man wollte“, erklärt Sautter. Dies war mit Blick auf Beschäftigte mit Kindern, die wegen der Schließung von Kitas und Schulen zu Hause betreut werden mussten, eingeführt worden. Eine anonyme Mitarbeiterbefragung vom Mai/Juni habe ergeben, dass ein „breiter Wunsch“ nach einer Fortsetzung der Flexibilisierung von Arbeitsort und -zeit besteht.

Zu den Sparten der HanseMerkur gehört auch die Reiseversicherung – und sie befindet sich zusammen mit der Touristikbranche in diesem Jahr „im Krisenmodus“, wie es vom Vorstand heißt. In dieser Sparte haben die Beitragseinnahmen in den ersten fünf Monaten 2020 um 24 Prozent auf 82 Millionen Euro abgenommen. Für das Gesamtjahr erwartet Sautter hier einen Beitragsrückgang um 60 Millionen bis 70 Millionen Euro, außerdem könne es zu Insolvenzen von Reiseveranstaltern kommen, was die Schadensquote belasten würde.

Branchenwachstum weit übertroffen

Angesichts der coronabedingten Unsicherheiten rechnet der HanseMerkur-Vorstand für 2020 zwar insgesamt mit einem leichten Plus der Beitragseinnahmen von rund einem Prozent auf mehr als 2,3 Milliarden Euro, aber nicht mit einer weiteren Gewinnsteigerung.

Schließlich war 2019 in dieser Hinsicht „das beste Jahr der Unternehmensgeschichte“, wie Sautter sagte: Der Konzernüberschuss kletterte um 30,5 Prozent auf 101,8 Millionen Euro, jeder Innendienst-Beschäftigte erhielt einen Bonus von 2500 Euro. Die Mitarbeiterzahl in Hamburg erhöhte sich um 58 auf 1475, sie soll 2020 abermals zunehmen.

Coronavirus – die Fotos zur Krise

Mit einem Plus der Beitragseinnahmen um 11,7 Prozent auf knapp 2,29 Milliarden Euro konnte die HanseMerkur das Branchenwachstum (6,7 Prozent) weit übertreffen. In der Kranken-Vollversicherung erreichte das Unternehmen beim Neugeschäft zuletzt einen Marktanteil von 13,8 Prozent. „Für einen Mittelständler ist das eine enorme Zahl, damit sind wir schon fast unter den Marktführern“, so Sautter.

Einmalbeiträge von 172 Millionen Euro in der Lebensversicherung

Das Unternehmen versichert nicht nur 10,8 Millionen Menschen, sondern – indirekt über die Halter – auch Hunderttausende von Hunden. Laut „Finanztest“ können Kranken-Vollversicherungen für diese Vierbeiner bis zu 1300 Euro im Jahr kosten. Nachdem eine im Jahr 2019 eingeführte OP-Versicherung für Hunde gut ankam, plant HanseMerkur nun auch Absicherungen für Katzenhalter. Andere Anbieter haben das schon im Programm.

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Zum hohen Wachstum des Jahres 2019 trugen nicht zuletzt Einmalbeiträge von 172 Millionen Euro in der Lebensversicherung bei. Es geht dabei in der Regel um Beträge zwischen 30.000 und 200.000 Euro „von Menschen, die keine Lust haben, bei Banken einen Negativzins zahlen zu müssen, sondern lieber eine Rendite von einem bis zwei Prozent erhalten wollen“, wie Sautter sagt.

Insgesamt erzielte die Versicherungsgruppe aus ihrem Kapitalanlagebestand von knapp zehn Milliarden Euro eine Nettoverzinsung von 4,0 Prozent, während der Branchenschnitt bei 3,3 Prozent lag. Angesichts des Niedrigzinsumfelds hat das Unternehmen seit 2014 schon gut 2,7 Milliarden Euro in Wohn- und Büroimmobilien investiert. Doch auch um den Wert des Aktienbestands macht sich Sautter trotz der jüngsten Marktschwankungen wenig Sorgen. Schon Mitte Februar habe man die Kapitalanlagen bis 2021 abgesichert, sagt er: „Zu dem Zeitpunkt war das noch relativ günstig möglich.“

Coronavirus: Verhaltensregeln und Empfehlungen der Gesundheitsbehörde

  • Reduzieren Sie Kontakte auf ein notwendiges Minimum und halten Sie Abstand von mindestens 1,50 Metern zu anderen Personen
  • Achten Sie auf eine korrekte Hust- und Niesetikette (ins Taschentuch oder in die Armbeuge)
  • Waschen Sie sich regelmäßig die Hände gründlich mit Wasser und Seife
  • Vermeiden Sie das Berühren von Augen, Nase und Mund
  • Wenn Sie persönlichen Kontakt zu einer Person hatten, bei der das Coronavirus im Labor nachgewiesen wurde, sollten Sie sich unverzüglich und unabhängig von Symptomen an ihr zuständiges Gesundheitsamt wenden