Hamburg. Wirtschaftssenator: Innovation des Hamburger Start-ups Synergeticon könnte gut beim HVV und am Flughafen eingesetzt werden.

Diese Videokamera kann etwas, das kein Mensch könnte und das in Zeiten der Corona-Schutzvorschriften höchst relevant ist: Sie erkennt, ob Menschen die Maskenpflicht und den Mindestabstand einhalten, außerdem kann sie „sehen“, ob jemand Fieber hat. Besonders wichtig dabei ist: Die von der Kamera erfassten Personen werden auf den Bildern anonymisiert, sodass es kein Problem mit dem Datenschutz gibt.

Möglich macht das die Anwendung der künstlichen Intelligenz (KI). Entwickelt wurde das Kamerasystem von dem Hamburger Start-up Synergeticon. Dessen Chef David Küstner stellte die Technik am Donnerstag in Anwesenheit von Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos) im Zentrum für Angewandte Luftfahrtforschung (ZAL) auf Finkenwerder vor.

Seit wenigen Tagen ist das System in einem Hamburger Seniorenwohnheim aktiv. „In solchen Einrichtungen oder auch in Krankenhäusern muss besonders stark auf die Beachtung der Zugangs­regeln geachtet werden“, so Küstner. Naheliegend sei der Einsatz des Kamerasystems aber auch am Flughafen, bei der Messe und beim HVV, sagte Westhagemann. „Wir haben damit begonnen, solche Unternehmen anzusprechen, um sie auf diese Neuerung hinzuweisen“, erklärte der Senator. Schließlich geht es aus Sicht der Wirtschaftsbehörde um eine Innovation, die Hamburg vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie sehr helfen kann.

Persönlichkeitsrechte der Mitarbeiter werden gewahrt

„Wir sind dankbar, dass die Stadt uns so unterstützt“, sagte Küstner, „denn wir kennen uns zwar sehr gut mit Technologie aus, haben aber kein umfangreiches Kontaktnetzwerk außerhalb der Luftfahrtbranche.“ Bei Airbus ist eine Synergeticon-Anwendung schon in Betrieb. Bei der jetzt vorgestellten Coronaschutz-Installation handelt es sich um eine Weiterentwicklung einer von dem Flugzeugbauer schon seit dem vorigen Jahr genutzten Anwendung.

Dabei filmt die Kamera eine Arbeitsstation, sodass der Materialfluss automatisch erfasst und sichergestellt werden kann, dass bestimmte Teile eingebaut wurden, ohne dass ein Mensch dies auf einer Liste „abhaken“ müsste. Um aber die Persönlichkeitsrechte der Mitarbeiter zu wahren, macht die KI die Personen auf den Bildern unsichtbar. Küstner legt Wert auf den Fakt, dass dieses Digitalisierungsprojekt im Zusammenwirken mit dem Airbus-Betriebsrat konzipiert worden ist.

Datenschutz hat höchste Priorität

Auch bei der neuen Coronaschutz-Variante des Kamerasystems mit der Bezeichnung „Walk-by-Medic“, das je nach Ausführung 6000 bis 7500 Euro kostet, soll der Datenschutz höchste Priorität haben. So werden die Videos nicht aufgezeichnet, die Anonymisierung der Bilder erfolgt gleich in der Kamera. „Dies soll kein Überwachungsmittel sein“, sagt Küstner. Sollte damit etwa in einem Krankenhaus festgestellt werden, dass ein Besucher keine Maske trägt – wobei sogar erkannt werden kann, ob es sich um eine vorgeschriebene medizinische Maske handelt oder nicht, – bleibt das Drehkreuz oder die Schranke geschlossen. Falls die Kamera bei einer Person Fieber erkenne, werde nur der Betreffende selbst informiert, sagte Küstner.

Synergeticon wurde 2015 gegründet und hat 25 Beschäftigte. Außer für Airbus hat die junge Firma mit Sitz im ZAL unter anderem schon für Volkswagen, ThyssenKrupp und die Lufthansa gearbeitet.

Coronavirus: Verhaltensregeln und Empfehlungen der Gesundheitsbehörde

  • Reduzieren Sie Kontakte auf ein notwendiges Minimum und halten Sie Abstand von mindestens 1,50 Metern zu anderen Personen
  • Achten Sie auf eine korrekte Hust- und Niesetikette (ins Taschentuch oder in die Armbeuge)
  • Waschen Sie sich regelmäßig die Hände gründlich mit Wasser und Seife
  • Vermeiden Sie das Berühren von Augen, Nase und Mund
  • Wenn Sie persönlichen Kontakt zu einer Person hatten, bei der das Coronavirus im Labor nachgewiesen wurde, sollten Sie sich unverzüglich und unabhängig von Symptomen an ihr zuständiges Gesundheitsamt wenden