Hamburg. Wegen der Corona-Krise werden in Hamburg deutlich weniger Ausbildungsplätze angeboten. Schulsenator sagt der Wirtschaft Hilfe zu.
Der Senat, die Kammern und die Arbeitsagentur wollen gemeinsam einen durch die Corona-Pandemie bedingten Stellen- und Bewerbereinbruch auf dem Hamburger Ausbildungsmarkt abfedern. Denn die bisherigen Zahlen sind alarmierend: „Per Ende Mai haben unsere Mitgliedsunternehmen 19,85 Prozent weniger neue Ausbildungsverträge abgeschlossen als im Vorjahr – das ist ein fast dramatischer Rückgang“, sagte Norbert Aust, Präses der Handelskammer, am Dienstag im Rathaus.
Hjalmar Stemmann, Präsident der Handwerkskammer Hamburg, berichtete über eine aktuelle Umfrage, wonach die Handwerksbetriebe der Hansestadt ein Drittel weniger Bewerbungen erhalten als sonst zu dieser Jahreszeit üblich. Vor diesem Hintergrund will die Schulbehörde „alles tun, dass kein Bewerber perspektivlos auf der Straße sitzen muss“, sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD). „Kein Bewerber soll unversorgt bleiben.“ Denn: „Jede und jeder wird gebraucht. Die Auszubildenden von heute sind die Fachkräfte von morgen.“
Anreize für Unternehmen
Nach Angaben von Sönke Fock, dem Chef der Agentur für Arbeit Hamburg, kann deren Vermittlung aktuell 4770 freie Ausbildungsstellen anbieten. Das seien zwar etwa zehn Prozent weniger als gewöhnlich, „aber es sind aktuell etwa im gleichen Umfang auch weniger Jugendliche an einer betrieblichen Ausbildung interessiert“, so Fock. Bei der Arbeitsagentur seien derzeit 3963 Bewerber gemeldet. Schüler seien angesichts der noch immer geltenden Corona-Einschränkungen „sicher etwas verunsichert, wenn es um konkrete Ausbildungsangebote geht“, so Fock.
Schulsenator Rabe wies auf etliche Instrumente hin, mit denen verhindert werden soll, dass der Lehrstellenmarkt in diesem Jahr einbricht. Dazu gehören die vom Bundeskabinett im Rahmen des Konjunkturpaktes beschlossenen Anreize für Unternehmen: Mittelständische Firmen, die ihre Ausbildungsplätze stabil halten, sollen eine Prämie von 2000 Euro erhalten, 3000 Euro soll es für Betriebe geben, die zusätzliche Lehrstellen einrichten.
Jugendlichen Brücken ins Arbeitsleben bauen
„Jugendlichen, die trotz Bewerbung keinen Ausbildungsplatz finden, bauen wir verstärkt Brücken ins Arbeitsleben“, so Rabe. So würden die berufsbildenden Schulen ihre Kapazitäten für die sogenannte Ausbildungsvorbereitung um rund 700 Plätze erweitern. Dies ist gedacht für noch schulpflichtige Jugendliche, die nach Verlassen der allgemeinbildenden Schulen noch weitere Unterstützung auf ihrem Weg in den Beruf brauchen. Ein anderes Programm, ebenfalls an Berufsschulen, wird um 350 auf 600 Plätze aufgestockt: Jugendliche beginnen ihre Ausbildung an einer berufsbildenden Schule in Kooperation mit Betrieben und können nach einem Jahr entweder dorthin wechseln oder die Ausbildung an der Schule fortsetzen. Damit biete man ihnen eine „Ausbildungsplatzgarantie“, so Rabe.
Bürgermeister und Senat über den Corona-Stand in Hamburg:
Wie Handelskammer-Präses Aust sagte, sind in Hamburg „sehr viele Branchen von einem Normalbetrieb noch weit entfernt“. Dies betreffe vor allem den Einzelhandel, die Hotellerie und die Gastronomie. Insgesamt hätten mehr als 25 Prozent der Mitgliedsfirmen in einer Umfrage angegeben, in diesem Jahr weniger Auszubildende einstellen zu wollen. Fast ein Drittel der Betriebe würde es laut Aust begrüßen, wenn die Ausbildung anstatt im August erst später, etwa im November, starten könnte.