Braunschweig. Der angeschlagene Warenhausriese will mehr als die Hälfte seiner Filialen schließen. 10 Prozent des Personals sollen abgebaut werden.

Die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof plant nach Informationen unserer Zeitung die Schließung von 80 Standorten in Deutschland. Zehn Prozent des Personals sollen zudem abgebaut werden. Allein in Braunschweig betreibt der Handelsriese vier Standorte: Einen Kaufhof am Schlossplatz, zwei Karstadt-Filialen in der Innenstadt sowie ein Karstadt-Sport-Geschäft. In Goslar ist die Kette mit einem Karstadt vertreten. Ob diese Filialen von den Schließungen betroffen sind, ist nicht bekannt. Im Braunschweiger Kaufhof waren nach der Fusion von Karstadt und Kaufhof 2019 schon zehn der rund 80 Vollzeitstellen gestrichen worden (wir berichteten).

Eberhard Buschbom-Helmke, Handelssekretär bei Verdi, sagte unserer Zeitung: „Wir werden gegen die Schließungsabsichten jedes einzelnen Hauses kämpfen.“ Die Schließungspläne seien in der Wiederanlaufphase nach der Krise eine völlig unsinnige Entscheidung, so Buschbom-Helmke. „Bei den Dimensionen, auch beim Personalabbau, geht es um den Einstieg in den Ausstieg aus dem Warenhaus.“

Galeria Karstadt Kaufhof – Tausende Arbeitsplätze in Gefahr

„Mehrere Tausend Beschäftigte werden ihren Arbeitsplatz verlieren – unter Insolvenzbedingungen mit verkürzter Kündigungsfrist und ohne Abfindung ist das ein zusätzlicher Schlag ins Gesicht nach bereits jahrelangem Verzicht“, warnte der Gewerkschaftssekretär. Auch Innenstädte seien Verlierer dieser Entscheidung des Konzerns. Ihnen würden wichtige Ankermieter und Frequenzbringer abhanden kommen. Die Politik sei nun gefordert. „Sie muss die Beschäftigten beim Erhalt ihrer Arbeitsplätze unterstützen, Arbeits-Perspektiven schaffen und Standorte erhalten“, forderte Buschbom-Helmke.

Der Vorstand des erst frisch unter den Schutzschirm geflüchteten Galeria-Konzerns plant wohl, 28 der 50 Standorte des Lebensmittelhändlers Karstadt Feinkost zu schließen. Auch die Restaurants „Dinea“ und „Le Buffet“ fallen in großer Zahl offenbar dem Rotstift zum Opfer. Von den 68 Karstadt-Restaurants „Le Buffet“ sollen 32 übrig bleiben, Kaufhofs „Dinea“ soll planmäßig 27 von 57 Restaurants schließen.

Halbe Milliarde Umsatz wegen Corona-Krise verloren

Bei Karstadt Sport sollen nach Informationen unserer Zeitung 20 Filialen schließen und elf erhalten bleiben. 20 Prozent der Mitarbeiter sollen demnach abgebaut werden, der Einkauf über das seit 2019 zu Galeria gehörende Unternehmen Sportscheck abgewickelt werden. Auch in der Hauptverwaltung des Warenhausriesen in Essen will der Konzern wohl Personal einsparen.

Das Warenhausunternehmen, das deutschlandweit 28.000 Mitarbeiter an rund 170 Standorten beschäftigt, gehört seit Juli 2019 zu hundert Prozent der österreichischen Signa-Holding. Anfang April hatte der Konzern mitgeteilt, einen Antrag auf Einleitung eines Schutzschirmverfahrens gestellt zu haben. Während der Komplettschließungen wegen der Corona-Pandemie hat der Warenhausriese mehr als eine halbe Milliarde Euro Umsatz verloren, wie der Vorstand am Montag in einem Schreiben an seine Mitarbeiter betonte. In dem Brief hatte die Konzernführung ihre Mitarbeiter bereits auf Standortschließungen und einen weiteren Stellenabbau im Zuge des eingeleiteten Schutzschirmverfahrens vorbereitet.