Hamburg. Weil Wachstumsprognosen wegen Corona hinfällig seien, soll es in Fuhlsbüttel keine Starts und Landungen nach 22 Uhr mehr geben.
Der drastische Rückgang der Passagierzahl am Hamburger Flughafen von sonst üblicherweise rund 47.000 auf jetzt nur noch 300 bis 400 Gäste pro Tag ist aus Sicht von Manfred Braasch auch „eine Chance, über den Flugverkehr in Hamburg grundsätzlich neu nachzudenken“.
Denn, so argumentiert der Hamburger Landesgeschäftsführer des Bundes für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND), selbst nach Einschätzung von „Luftverkehrsbefürwortern“ wie etwa der Unternehmensberatung Roland Berger werde sich die Branche nur sehr langsam erholen und frühestens in fünf Jahren wieder das „Vor-Corona-Niveau“ erreichen können.
Braasch hat einen Forderungskatalog vorgelegt
Vor diesem Hintergrund und anlässlich des Beginns der Koalitionsverhandlungen in Hamburg hat Braasch einen Forderungskatalog vorgelegt, der unter anderem vorsieht, „jede Ausbau- und Erweiterungsplanung und deren Umsetzung“ in Fuhlsbüttel zu beenden. Das laufende, insgesamt rund 500 Millionen Euro teure Ausbauprogramm basiere noch auf der Annahme einer Zunahme der Passagierzahl um rund 50 Prozent auf 26 Millionen Gäste im Jahr 2035. Aber, so der BUND: „Sämtliche bisherigen Wachstumsprognosen sind hinfällig.“
Selbst ein „(Teil-)Rückbau“ bereits begonnener Bauten wie dem sogenannten Interimsterminal auf dem Vorfeld sei zu überlegen. Eventuelle künftige Baumaßnahmen müssten in einem neuen Planfeststellungsverfahren unter Einbeziehung der Öffentlichkeit überprüft werden.
Betriebszeiten an die „tatsächlichen Erfordernisse“ anpassen
Nach den Vorstellungen des BUND kann jeder vierte Flug ab Hamburg wegfallen, weil er nur eine Entfernung von maximal 500 Kilometern überbrücke und „ohne Zeit- und Komfortverlust“ sofort auf die Schiene verlagert werden könne. Dies betrifft unter anderem die Inlandsverbindungen nach Frankfurt, Düsseldorf und Köln. „Mit der zu erwartenden schwachen Erholung im Luftverkehr ergibt sich die Chance, in Hamburg zu einem stadtverträglichen Flughafenbetrieb zu kommen“, so Braasch.
Dazu gehöre, die Betriebszeiten an die „tatsächlichen Erfordernisse“ anzupassen: „Hierzu ist der tägliche Flughafenbetrieb um 22 Uhr zu beenden.“ Die bisherige Verspätungsoption von einer Stunde solle ersatzlos gestrichen werden. Die Verkürzung der Betriebszeit sei unter Kostengesichtspunkten auch im Sinne des Mehrheitseigners, der Stadt Hamburg.
Zu den Forderungen des BUND Hamburg gehört außerdem, dass die norddeutschen Flughafenstandorte (Hamburg, Bremen, Hannover, Lübeck und Rostock) ihren Wettbewerb aufgeben und stattdessen kooperieren, damit „standortbezogene Überlastungen“ künftig verhindert werden könnten.