Berlin/Düsseldorf. Vodafone und Telekom wollen schnelles Internet aufs Land bringen. Wir zeigen, wie ihre Ausbau-Offensive aussieht und was sie bringen soll.

Zu Hause ruckelt die Internetleitung, im Auto oder im Zug bricht das Gespräch mit dem Handy immer wieder ab. Funklöcher. Noch vor einer Woche hat die Bundesnetzagentur Handlungsbedarf bei den Anbietern angemahnt: Sie kommen ihren Verpflichtungen beim Netzausbau nicht nach, stellte die Behörde fest. Jetzt kommt Bewegung in die Sache.

Der Düsseldorfer Telekommunikationskonzern Vodafone hat am Mittwoch in Brandenburg, Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg eine neue Technik gestartet, die Funklöchern auf dem Land und in Städten ein Ende setzen soll. Nach der milliardenschweren Versteigerung der 5G-Lizenzen für superschnelles mobiles Internet will Vodafone nun erstmals die neu zur Verfügung stehenden 700-Megahertz-Frequenzen nutzen. Damit bringe eine Mobilfunkstation die Technologien 4G und 5G deutlich weiter in die Fläche und stärker in die Häuser hinein, sagte Vodafone-Technikchef Gerhard Mack.

Neue Technik soll größere Funklöcher schließen

Dass Funkantennen nun weitaus größere Funklöcher schließen, ermöglicht eine Technik namens Dynamic Spectrum Sharing (DSS). Diese kann zeitgleich zwei Netze über einen Mast bereitstellen: 4G, das die Mehrheit der Mobilfunkkunden aktuell nutzt, und das Zukunftsnetz 5G mit 20-mal höherer Geschwindigkeit bei der Datenübertragung. Damit könne man das Netz nun auch dorthin bringen, wo es zuvor nur ganz schwach oder gar nicht funkte.

Dass der Nachholbedarf groß ist, stellte zuletzt die Bundesnetzagentur fest. Bis Ende 2019 sollten die Anbieter 98 Prozent der deutschen Haushalte mit einer Download-Geschwindigkeit von mindestens 50 Megabit pro Sekunde versorgen. Messungen der Behörde zeigten bei Vodafone und der Deutschen Telekom leichte Defizite, vor allem an Straßen und Bahnstrecken. Der dritte große Anbieter Telefonica kam nur auf eine Abdeckung von 80 Prozent der Haushalte und muss deutlich nachbessern.

Noch in diesem Geschäftsjahr will Vodafone über die 700-Megahertz-Frequenzen mehr als 8000 Antennen an 2800 Standorten für den 5G-Mobilfunk freischalten. Damit würden mehr als 60.000 Quadratkilometer versorgt, eine Fläche größer als die Niederlande.

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Mobilfunkstationen versorgen Gebiet von 20 Quadratkilometern mit 5G

Auf diese Weise sollen die Funklöcher längs der Autobahnen und Landstraßen gestopft werden. Vodafone stehe auch in Gesprächen mit der Bahn. Nach Angaben von Vodafones Deutschlandchef Hannes Ametsreiter suche man gemeinsam nach Lösungen, dass Mobilfunksignale besser durch die metallbeschichteten Fensterscheiben der Züge dringen und damit das Telefonieren und Surfen der Fahrgäste erleichtern können.

Eine Mobilfunkstation, die im Bereich von 700 Megahertz funkt, versorge eine Fläche von etwa 20 Quadratkilometern mit 5G. Bislang hat Vodafone beim Ausbau des Mobilfunknetzes auf 3,5-Gigahertz-Frequenzen gesetzt. Diese sind zwar sehr leistungsfähig, funken nach Angaben von Technikchef Mack aber maximal einen Kilometer weit und dringen nur schwer durch Fenster und Mauern. Die nun gestartete, neue Technik soll 5G in diesem Jahr in den Bundesländern großflächig verfügbar machen.

Telekom konzentriert sich zunächst auf die Großstädte

Die Deutsche Telekom kündigte am Mittwoch ebenfalls einen Ausbau des 5G-Mobilfunks an, zunächst vor allem in Städten. Mehr als die Hälfte der deutschen Bevölkerung werde im Laufe des Jahres von der neuen Technologie profitieren können, erklärte der Konzern.

Aktuell betreibe die Telekom bundesweit 500 5G-Antennen mit der Frequenz 3,6 Gigahertz. Bis zum Jahresende sollen es 1500 sein, unter anderem in allen Landeshauptstädten. Zudem will die Telekom in diesem Jahr über 40.000 Antennen für den neuen Mobilfunkstandard fit machen, die bislang das nach der Jahrtausendwende eingeführte 3G-Netz (UMTS) bildeten. Die Kombination der zur Verfügung stehenden Frequenzen beschleunige den 5G-Ausbau gerade im ländlichen Raum erheblich.

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Konzern will 10.000 neue LTE-Masten aufstellen

Beim weiteren Ausbau will der Konzern wie Vodafone auch auf die DSS-Technologie setzen, um das Netz effizienter zu machen. Bis ins Jahr 2025 will die Telekom in der Bundesrepublik eine Fläche von 90 Prozent mit 5G-Mobilfunk versorgen und damit 99 Prozent der Bevölkerung erreichen. Auch der aktuelle 4G-Standard (LTE) erfahre neuen Schub: Für die nächsten vier Jahre seien deutschlandweit 10.000 neue LTE-Masten geplant, die Hälfte davon auf dem Land.

Der dritte große Anbieter Telefonica hat deutlich bescheidenere Pläne für 5G. Das Unternehmen will den neuen Mobilfunkstandard in diesem Jahr in Berlin, Hamburg, München, Köln und Frankfurt an den Start bringen. Bis 2022 sollen 16 Millionen Menschen in 30 Städten versorgt sein. Wie Vodafone will Telefonica die Flächenabdeckung mit der 700-Megahertz-Frequenz deutlich verbessern – dies werde aktuell in Schleswig-Holstein getestet. Der Anbieter United Internet will mit einem eigenen 5G-Netz den Markt neu aufteilen.