Hamburg. Der ehemalige Vizepräses der Handelskammer, Kai Elmendorf, hat seinen Betrieb umgestellt. Womit der Unternehmer zu kämpfen hatte.

Die Coronakrise verlangt den Menschen Veränderungsbereitschaft ab. Der eine oder andere Unternehmer muss sogar sein Geschäftsmodell überdenken. Einer davon ist der ehemalige Vizepräses der Handelskammer, Kai Elmendorf. Bisher stellte Elmendorf zusammen mit seiner Frau Judith in einer kleinen Manufaktur in Winterhude Schnaps her.

Nicht den billigen, der in Flachmännern an den Supermarktkassen steht. Sondern hochwertige Brände, die über Jahre in Eichenfässern reifen und in besseren Restaurants nach dem Essen ausgeschenkt werden. Doch mit der Schließung der Restaurants infolge des Kontaktverbots brach Elmendorf der Umsatz weg. Also musste sich der Unternehmer neu erfinden. Da hochprozentiger Alkohol unter anderem auch der Grundstoff für Desinfektionsmittel ist, stellte er seinen Betrieb um.

Die neue Kreation wird in Glasflaschen verkauft

„Infolge der Coronakrise ging unser Umsatz gegen null. Wir mussten reagieren“, sagt er. Die Idee sei ihm gekommen, als er am Anfang des Coronaausbruchs für seine Tochter ein Medikament in einer Apotheke kaufen wollte. Da sah er das Schild, dass Desinfektionsmittel ausverkauft sei. Völlig überzeugt, seinen Kurs zu ändern, habe ihn dann eine Anfrage der Bergedorfer Tafel, die Lebensmittel an Bedürftige verteilt. Die Mitarbeiter benötigten Desinfektionsmittel, ob er nicht auch so etwas liefern könne.

Da stand sein Entschluss fest. Der hochwertige Korn reift zwar weiter in den mehr als 150 Jahre alten Eichenfässern, aber die Destille, die muss derzeit für anderes eingesetzt werden. Für Desinfektionsmittel benötigt man Alkohol mit einem Reinheitsgrad von 95 Prozent, anders als die 35-prozentigen Kornbrände, die Elmendorf sonst herstellt. Alkohol tötet Viren; damit auch Bakterien vernichtet werden, kommt Wasserstoffperoxid hinzu – und Glycerin, um das Mittel verträglicher für die Haut zu machen. Drei Wochen benötigte Elmendorf für die Umstellung seines Kleinbetriebs.

Es war schwierig, die entsprechenden Genehmigungen zu bekommen

„Am schwierigsten war es, die entsprechenden Genehmigungen zu bekommen.“ Elmendorf hatte eine Lizenz, um Korn herzustellen, für das neue Produkt benötigte er aber eine andere. „Da hat mir die Gesundheitsbehörde sehr geholfen“, sagt er. Am schwierigsten sei es gewesen, die Zollbehörden davon zu überzeugen, ihn von der Branntweinsteuer zu befreien. „Dazu muss der Alkohol vergällt, also ungenießbar gemacht werden.“ So kam ein Zollbeamter vorbei, um zu überwachen, wie Elmendorf Thymol in seinen Alkohol kippte, ein ätherisches Öl, das Imker zur Behandlung von Bienen gegen Milbenbefall einsetzen.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Youtube, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Schließlich konnte Elmendorf sein Handdesinfektionsmittel verkaufen. Aber worin? „Kanister sind nirgends zu bekommen.“ Also begann er, sein Produkt in den Glasflaschen zu verkaufen, in die er sonst seinen Korn abfüllt. Mehr als 30 Kunden hat er schon wenige Tage nach dem Start. Elmendorf beliefert Therapeuten, Blumenläden und andere kleine Betriebe. 500 Milliliter kosten aktuell rund 15 Euro. Ein gutes Glas Korn gibt es dann wieder nach der Krise.