Hamburg. Hunderte können ihre Baukredite nicht mehr bezahlen und bitten um Stundung. Gerät der Immobilienmarkt ins Rutschen?

Die ersten Immobilieneigentümer bekommen Probleme, ihre monatlichen Raten an die Bank zu zahlen. Mehr als 200 Privatkunden der Hamburger Sparkasse (Haspa) mit einer Baufinanzierung haben bereits von der Möglichkeit einer Aussetzung der Zins- und Tilgungsraten Gebrauch gemacht, teilte die Haspa auf Anfrage des Abendblatts mit. „Privatkunden, die von der Coronakrise betroffen sind und deshalb keine Zahlungen leisten können, können ab sofort die Aussetzung der Raten ihrer Konsumenten- oder Immobilienkredite veranlassen“, sagte Haspa-Sprecherin Stefanie von Carlsburg. Das sei online oder über den Kundenberater möglich.

„Viele Banken haben bereits angekündigt, ihren Kunden entgegenzukommen“, sagt Alexander Krolzik, Baufinanzierungsexperte der Verbraucherzentrale Hamburg. Möglich wird die Aussetzung der Raten durch neue gesetzliche Regelungen. Ähnlich wie bei Mietern wird es Immobilieneigentümern ermöglicht, dass sie sich bei finanziellen Pro­blemen durch die Krise die Monatsraten ihres Kreditvertrages für April bis Juni stunden lassen können.

Zahlungen, die jetzt ausgesetzt werden, verlängern den Kreditvertrag um die ursprünglich vereinbarte Laufzeit, ohne dass sich an den Konditionen etwas ändert. Auf diese Weise werden erhöhte Zahlungen vermieden, wenn die Raten wieder überwiesen werden. „Natürlich können auch Sondertilgungen genutzt werden, wenn sich die finanzielle Lage der Kunden wieder verbessert hat“, sagt von Carlsburg.

Preisrückgang bei Immobilien in Hamburg?

Doch nicht nur Probleme bei laufenden Immobilienfinanzierungen werden den Immobilienmarkt in den nächsten Monaten unter Druck setzen. „Viele werden sicherlich die wirtschaftliche Entwicklung abwarten, bevor sie eine so große Investition wie die eigene Immobilie tätigen“, sagt Michael Neumann vom Baugeldvermittler Dr. Peters. Die Haspa bietet Baufinanzierungen nur noch den eigenen Kunden an.

Angesichts der Unsicherheit über die Folgen der Pandemie dürfte der Wohnungsmarkt in den nächsten Monaten zum Erliegen kommen, sagt Michael Voigtländer, Immobilienexperte am In­stitut der deutschen Wirtschaft. „Besichtigungen finden kaum statt, und viele Käufer halten sich zurück, weil sie um ihre Jobs bangen oder schrumpfende Einkommen erwarten.“

Bei Google-Suchen „zu kaufen“ oder „zu mieten“ seien deutliche Rückgänge zu beobachten, was für Voigtländer ein Indikator ist: „Der Immobilienmarkt trocknet aus.“ Solange kaum Transaktionen stattfinden, werde es aber auch kaum preisliche Reaktionen geben. Dennoch erwartet er einen leichten Preisrückgang bei Immobilien. Die Bundesbank hatte bereits vor der Krise für Städte wie Hamburg eine Überbewertung der Preise von bis zu 30 Prozent festgestellt. Einen solchen Einbruch der Preise erwartet Voigtländer aber nicht.