Hamburg. Der Sportartikelhersteller steht weithin in der Kritik, weil er Mietzahlungen gestoppt habe. Adidas wehrt sich gegen die Vorwürfe.
Die Ankündigung der Konzerne Adidas, H&M und Deichmann, wegen der durch die Coronakrise bedingten Ladenschließungen vorübergehend Mieten auszusetzen, sorgt für Boykottaufrufe und Empörung in der Politik. Nach Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU), der von einer „völlig inakzeptablen Botschaft“ gesprochen hatte, attackierte Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) die Konzerne: „Wenn jetzt finanzstarke Unternehmen einfach ihre Mieten nicht mehr zahlen, ist dies unanständig und nicht akzeptabel.“ Dirk Kienscherf, Chef der SPD-Bürgerschaftsfraktion, nannte das Verhalten auf Facebook „inakzeptabel, unsolidarisch, ja asozial“. Kienscherf äußerte Verständnis dafür, „dass Menschen dann zum Boykott dieser Firmen aufrufen würden“.
Hintergrund sind die Gesetzesänderungen im Corona-Notstandsprogramm. Vergangene Woche hatte der Bundestag die Kündigungsrechte von Vermietern bei Nicht-Zahlung der Miete eingeschränkt. „Mit der Gesetzesänderung sollen die sich in äußerster Not befindlichen Mieter und Mieterinnen geschützt werden“, schreibt Kienscherf.
Hamburger ECE-Gruppe will Mietzahlungen nicht durchsetzen
Für das Hamburger Unternehmen ECE, das 195 Shopping-Center verwaltet, ist die Frage, ob und in welcher Höhe noch Mieten gezahlt werden, extrem wichtig. ECE-Manager Andreas Mattner, zugleich Präsident vom Zentralen Immobilien Ausschuss (ZIA), kritisierte im „Manager-Magazin“ sagte: „Bei allem Verständnis für die Not vieler Mieter kann es nicht angehen, dass wirtschaftlich gesunde Großkonzerne ein Gesetz ausnutzen wollen, was für sie nicht gedacht war.“
Ein ECE-Sprecher sagte dem Abendblatt, dass „,man nach der uns bekannten Rechtsauffassung grundsätzlich davon ausgeht, dass eine Mietzahlungspflicht weiter besteht“. Dennoch werde man bei Nichtzahlungen auf die vom Gesetzgeber vorgesehene Nachweise der Mieter verzichten: „Zudem werden wir die Mietzahlungen zunächst auch nicht durchsetzen. Damit gehen wir über die gesetzliche Regelung hinaus.“
Adidas wehrt sich: "Privatpersonen bekommen ihre Miete"
Adidas-Sprecher Jan Runau stellte im Abendblatt klar: „Es geht uns nicht darum, die Miete für den April nicht zu bezahlen. Es geht lediglich um eine Stundung.“ Der Konzern sei mit den betreffenden Vermietern in engem Austausch. Dabei handele es sich „in der Regel um große Immobilienvermarkter und Versicherungsfonds“. Sie hätten überwiegend Verständnis gezeigt.
„Privatpersonen, vier an der Zahl, sind von dieser Stundung ausgenommen und erhalten Ihre April-Miete wie gewohnt“, so Runau. Die Coronakrise treffe auch Adidas stark. Die Stundung der Miete sei eine von vielen Maßnahmen, die man zum Schutz des Konzerns und seiner 60.000 Mitarbeiter ergreifen müsse.