Hamburg. Warum der Vorstandschef des Hamburger Unternehmens dennoch einen Abschwung fürchtet und wer für ihn “wahre Helden“ sind.

Ein Hamburger Unternehmen agiert inmitten der Coronakrise gewissermaßen im Auge des Sturms: „Wir sehen aktuell deutlich, welche Bedeutung der internationale Schienengüterverkehr für die Versorgungssicherheit in ganz Europa hat“, sagt Heiko Fischer, Vorstandschef des Waggonvermieters VTG, im Gespräch mit dem Abendblatt.

Im Vergleich zu Lkw-Transporten, die durch strikte Grenzkontrollen erschwert werden, könnten auf der Schiene große Gütermengen mit sehr wenig Personaleinsatz bewegt werden. So transportierten manche der mehr als 95.000 VTG-Waggons Zellstoff etwa für die Produktion von Hygienepapieren aus Skandinavien nach Italien. „Außerdem bringt man Getreide nach Italien, Nudeln kommen von dort aus zurück“, so Fischer: „Das ist die europäische Arbeitsteilung.“

VTG senkt durch versetzte Schichten die Ansteckungsgefahr

Derzeit verzeichnet VTG wegen der Schwierigkeiten der Lkw-Logistik sogar eine leicht erhöhte Nachfrage nach Containerwaggons. Trotz der durch die Epidemie erschwerten Bedingungen gelinge es den Mitarbeitern, „fast die komplette Flotte in Fahrt zu halten“, so Fischer. „Für mich sind gerade die Menschen, die für unsere Versorgung nicht von zu Hause aus arbeiten können, auch wahre Helden unserer Zeit.“

700 der knapp 1800 Beschäftigten von VTG arbeiten in Reparatur- und Überholungsbetrieben, in mobilen Instandhaltungsteams oder in Leitstellen. Durch versetzte Schichten sorge man dort dafür, die Ansteckungsgefahr gering zu halten.

Die aktuellen Fallzahlen in Deutschland und weltweit

Mit Verzögerung wird der Abschwung bei VTG ankommen

Zwar haben etliche Großkunden aus der Industrie, zum Beispiel die Autobauer, ihre Produktion drastisch heruntergefahren. „Unsere Waggons werden aber auch als rollendes Lager genutzt“, erklärt Fischer. Mit Verzögerung werde der Abschwung jedoch bei VTG ankommen. 2019 hatte VTG das beste Ergebnis der Unternehmensgeschichte erzielt: Der Umsatz kletterte um 14 Prozent auf 1,22 Milliarden Euro, der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um 47 Prozent auf 512 Millionen Euro, wozu eine Übernahme beitrug.

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Fischer rechnet mit einem nur „moderaten Rückgang“ der Auslastung, die 2019 bei gut 92 Prozent lag. Schließlich seien bei Industriekunden auch Aufholeffekte im weiteren Jahresverlauf zu erwarten. Entscheidend für das Ergebnis 2020 werde aber die Zahlungsfähigkeit der Kunden sein.