Hamburg. Alexander Schophoff sorgt mit einem kleinen Kniff dafür, dass Bilder gerade hängen. Investor Ralf Dümmel schlägt in TV-Sendung zu.
Der Mann hat wirklich Vertrauen in sein Produkt. Alexander Schophoff steht im frisch gestrichenen Wohnzimmer und setzt den Bohrer an die weiße Wand. Gegenüber lehnt eine Leinwand mit Ostsee-Fotomotiv. In Kürze will der Familienvater mit Frau und drei Kindern in das Reihenhaus in Sülldorf einziehen. Alles ist tipptopp. Ein schief hängendes Bild könnte da schon für empfindliche Störungen des Familienfriedens sorgen. Das Loch ist schnell gebohrt, Dübel rein. Dann schraubt der Gründer des Start-ups Flexylot ein ungewöhnlich geformtes Metallteil mit Mini-Zacken und einer abgeschrägten Seite an die Wand. Als Gegenstück hat er an den Rahmen eine Plastikschiene geklebt, damit dieser gerade aufliegt. „Das war es eigentlich schon. Jetzt kann man das Bild an den Wandhalter hängen und nach oben, unten und auch diagonal einige Zentimeter verschieben“, sagt Schop-hoff. Mit wenigen Handgriffen richtet er es gerade aus. Fertig – ganz ohne Zollstock, Wasserwaage und Erklärvideos auf YouTube.
Hausbesuch wenige Tage vor Ausstrahlung der TV-Show „Die Höhle der Löwen“, in der Alexander Schophoff am Dienstagabend mit seiner Geschäftsidee für einen Deal mit einem Investor angetreten ist. Der 43-Jährige verfügt über zehn Jahre Berufserfahrung mit Druckerzeugnissen, hat eine Galerie in der Neustadt geführt.
"Höhle der Löwen": Hamburger will 125.000 Euro
„Ich als Profi weiß, wie nervenaufreibend es sein kann, Bilder exakt aufzuhängen“, erklärte er den „Löwen“. Es sei schon vorgekommen, dass er den ganzen Tag gebraucht habe, um 20 Rahmen bei Kunden an die Wand zu bringen. Nichts für den Hamburger, der auch beim Reden einer von der ganz schnellen Truppe ist. So entstand die Idee für ein eigenes System, das beim Aufhängen und Ausrichten von mehreren Kunstwerken über- und nebeneinander Zeit und Nerven sparen soll. „Der Markt ist so groß, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll“, sagte Schophoff selbstbewusst. Sein Angebot an die Löwen: 125.000 Euro Kapital für 25,1 Prozent der Firmenanteile von Flexylot.
Und die Löwen, in dieser Runde ausschließlich Männer, waren durchaus angetan von dem Prototyp. „Schiefe Wände, schiefe Böden und im schlimmstenfalls eine schief guckende Ehefrau“, hatte der Gründer typische Probleme beim Bilderaufhängen zusammengefasst – und dafür sogar einige Lacher bekommen. Trotzdem ließ der Investor und bekennende Bohr-Verweigerer Frank Thelen nicht locker, wollte wissen, ob es sein könne, dass Schophoff wirklich der Erste mit dieser „trivialen“ Idee sei. Spätestens da hielt es Gegenspieler Ralf Dümmel nicht mehr aus. „Wir können das hier abkürzen“ verkündete der Hamburger und ging auch gleich zum Du über. „Das, was du gezeigt hast, gibt es. In der Kombination gibt es das nicht.“ Herstellungskosten, Umsatzprognosen, Absatzmärkte, das interessierte den Jäger neuer Verkaufsideen nur am Rande.
Schophoff hatte schon 2018 Patent für Flexylot angemeldet
Es dauerte wenige Minuten, dann hatte sich der Geschäftsführer des Konsumgüter-Großhändlers DS Produkte für 125.000 Euro Startkapital 30 Prozent der Flexylot-Anteile gesichert – knapp fünf Prozent mehr, als Schophoff angeboten hatte. „Wenn das in Deutschland funktioniert, greifen wir andere Länder an“, versprach Dümmel gut gelaunt.
„Ich habe jemanden mit Vertriebs-Know-how gesucht“, sagt Schophoff. Der Familienvater wittert mit seinem Bildaufhängungssystem das große Geschäft. Im Ausschlussverfahren habe er seine Lösung immer weiterentwickelt und schließlich mithilfe eine Ingenieurs umgesetzt. Mit im Boot ist ein Hamburger Unternehmensberater, der die Startphase über eine 15-Prozent-Beteiligung mitfinanziert hat. Schon 2018 hatte Schophoff einen Fachanwalt eingeschaltet und Patent sowie Gebrauchsmusterschutz für Flexylot angemeldet. „Ich wusste irgendwann, das ist eine richtig gute Idee“, so der Start-up-Unternehmer. Als das Geld knapp wurde, habe er dem Anwalt Bilder geschenkt und aufgehängt, damit dieser weiterarbeite.
"Höhle der Löwen": Hamburger Start-up hat weitere Ideen
Inzwischen ist seit der Aufzeichnung und dem Deal mit Ralf Dümmel knapp ein Jahr vergangen. Mit den 125.000 Euro haben die Geschäftspartner die Flexylot-Lösung serienreif gemacht, die Schutzrechte ausgebaut, den Webshop erweitert und die Verpackung neu gestaltet – aus 100 Prozent Altpapier. Auch der Kunststoff, der verwendet wird, ist komplett recycelt.
„Ich wollte ein glaubwürdigeres Produkt anbieten, auch wenn die Marge dadurch um 15 bis 20 Prozent sinkt“, sagt Schophoff. Es sei Dümmel hoch anzurechnen, dass er das mitgetragen habe. Angeboten werden künftig: eine Basic-Variante mit drei Aufhängungen aus Kunststoff für kleine und mittlere Bilder und Leinwände mit einer Seitenlänge von 15 bis maximal 60 Zentimetern für 9,99 Euro. Flexylot Pro ist aus Metall, eignet sich ab einer Seitenlänge von 40 Zentimetern und kostet 12,99 Euro. Erhältlich ist das System bei Onlinegalerien wie Bild-ahoi und Bilderwelten, im Fachhandel und in Supermärkten. Und Schophoff hat weitere Ideen. Fertig konzipiert ist für Menschen, die nicht gerne Löcher bohren, eine Klebeversion von Flexylot. Diese soll auch demnächst in den Läden sein.