Hamburg. IG Metall Küste und Schiffbauverband fordern Verteidigungsministerin zum Zukunftsdialog auf. Es geht um Aufträge für heimische Werften.
Ungewöhnliche Allianz für ein gemeinsames Ziel: Die IG Metall Küste und der Verband für Schiffbau und Meerestechnik (VSM) haben die Bundesregierung in einem Schreiben aufgefordert, zu einem Zukunftsdialog Marineschiffbau einzuladen. Ziel müsse es sein, „den Prozess zur Neustrukturierung und Stärkung der Zusammenarbeit bei der Beschaffung von Marineeinheiten“ zu starten, heißt es in dem Brief, der dem Abendblatt vorliegt.
Hintergrund des Schreibens ist die Tatsache, dass das Bundesverteidigungsministerium kürzlich einen Großauftrag für das Mehrzweckkampfschiff MKS180 an das niederländische Unternehmen Damen Shipyards und nicht an die deutsche Werft German Naval Yards in Kiel mit ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS) als Subunternehmen vergeben hatte.
Politische Verantwortung angemahnt
Die Gewerkschaft und der Verband sehen die Bundesregierung nach eigenen Worten in der „politischen Verantwortung für die Branche“ und erwarten, dass sie den Beschäftigten und Unternehmen verlässliche Perspektiven aufzeige.
In dem gemeinsamen Schreiben an Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer und Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (beide CDU) unterstützen die IG Metall Küste und der VSM zudem den Appell der Regierungschefs der Länder Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen und Bayern, den Marine-Überwasserschiffbau – wie im Koalitionsvertrag vorgesehen – umgehend als Schlüsseltechnologie zu definieren.
Furcht vor Arbeitsplatzabbau
„Das ist entscheidende Voraussetzung, um dann mit der Bundesregierung unter Beteiligung der Bundesländer, den Unternehmen, dem VSM und der IG Metall Küste eine grundsätzliche Klärung über die Zukunft der Marineschiffbauindustrie in Deutschland mit seinen mehr als 15.000 hochqualifizierten Beschäftigten bei Werften und Zulieferern herbeizuführen“, sagte IG-Metall-Bezirksleiter Daniel Friedrich. Die Industrie benötige klare und verlässliche Aussagen.
„Effizienzsteigerungen durch eine Konsolidierung der in Europa genutzten Waffensysteme und deren Anbieter lassen sich nur unter fairen Wettbewerbsbedingungen im Binnenmarkt erreichen“, so VSM-Hauptgeschäftsführer Reinhard Lüken. Wer Europas Fähigkeiten zur Landes- und Bündnisverteidigung stärken wolle, dürfe die effizientesten und produktivsten Akteure der Marineschiffbauindustrie politisch nicht alleine lassen.
Für den Standort Hamburg ist die Vergabe des mehrere Milliarden Euro schweren Auftrags an die Niederländer übrigens positiv: Denn die Kampfschiffe sollen unter Leitung von Damen Shipyards bei Blohm+Voss in der Hansestadt gebaut werden.