Berlin. Mehr als 94 Prozent der Regionalzüge sind laut Bahn pünktlich. Warum es aber immer noch nicht in jedem Zug Wlan und Internet gibt.

Die Klimadebatte, hohe Parkplatzkosten in den Städten und volle Straßen im Berufsverkehr spielen der Deutschen Bahn offenbar in die Hände. Immer mehr Menschen nutzen Regionalzüge und S-Bahnen auf dem Weg zum Arbeitsplatz oder zu Ausflügen ins Umland. Im vergangenen Jahr fuhren bundesweit rund 2,5 Milliarden Fahrgäste mit Bussen und Bahnen der DB Regio – und damit knapp sieben Millionen Menschen pro Tag.

Allein die fünf großen S-Bahnen in Berlin, Hamburg, München, Rhein-Main und Stuttgart beförderten 2019 unter der Woche täglich rund 4,1 Millionen Kunden – etwa vier Prozent mehr als im Vorjahr. Doch das Wachstum sei damit noch nicht zu Ende, sagte Jörg Sandvoß, Vorstandschef von DB Regio: „Wir wollen als Nahverkehrsbranche langfristig noch eine Milliarde Menschen mehr befördern.“

Regionalbahnen sind deutlich pünktlicher als der Fernverkehr

Im Gegensatz zum Fernverkehr der Deutschen Bahn fahren die Regionalzüge des Staatskonzerns deutlich zuverlässiger. 2019 kamen 94,3 Prozent der Regionalbahnen laut Bahnstatistik pünktlich an – im Vorjahr gelang dies 94 Prozent der Bahnen.

Zum Vergleich: Im Fernverkehr der Bahn erreichen lediglich 75,9 Prozent der Züge fahrplanmäßig ihr Ziel. Und dies, obwohl täglich nur rund 1300 Fernzüge wie ICE oder IC durch die Republik rauschen, während im Regionalverkehr rund 22.500 Züge unterwegs sind.

Wie unpünktlich ist die Deutsche Bahn wirklich?

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    Grundsätzlich sieht der DB-Regio-Chef die Bahn als wichtigen Baustein zur Verkehrswende – und als wesentlichen Beitrag für den Klimaschutz. „Nur so kriegen wir die Klimawende hin“, ist Sandvoß überzeugt. Allerdings sei die Renaissance der Bahn kein Selbstläufer.

    Sie gelinge nur, wenn es auch ein attraktives Angebot gibt. Dazu müsse die Bahn noch robuster gegen Störungen und innovativer werden – unter anderem durch mehr Fahrzeuge mit noch mehr Sitzplätzen und durch Digitalisierung der Strecken für mehr Zugverkehr.

    In S-Bahnen in Hamburg, Berlin, München & Co fließen 2,7 Milliarden Euro

    Als großen Schritt dorthin hat der Gesamtkonzern Deutsche Bahn erst vor Kurzem mit Milliardenausgaben das größte Investitionsprogramm seiner Geschichte gestartet. Auch der Regionalverkehr soll davon kräftig profitieren, sagte Sandvoß. In die S-Bahnen werden bis zum Jahr 2026 insgesamt 2,7 Milliarden Euro investiert, in die Regionalzüge in den nächsten zwei Jahren eine weitere Milliarde.

    Zudem sucht die Bahn für ihren Regionalverkehr in diesem Jahr rund 4000 neue Mitarbeiter, nachdem schon im Vorjahr 4800 Kollegen an Bord geholt wurden. Dringend gesucht werden vor allem mehr als 1000 Lokführer. Gutes Bahnpersonal zu bekommen ist derzeit angesichts des Fachkräftemangels allerdings ein Problem, das die gesamte Branche mit ihren rund 15 Eisenbahnunternehmen kennt.

    Wann gibt es endlich Wlan in den Zügen?

    Ab wann jedoch Fahrgäste auch in den Regionalzügen bundesweit mit Wlan versorgt werden und reibungslos im Internet surfen können – dafür kann der DB-Regio-Chef noch kein Datum nennen. „Solange keine Funkmasten an allen Trassen stehen, kann es kein Internet geben“, sagte er achselzuckend. Dabei gehört für Sandvoß Wlan heute eigentlich zur digitalen Grundversorgung mit dazu.

    Ausschlaggebend sei aber auch, was die Bundesländer bei den Bahnunternehmen für ihren Regionalverkehr bestellen. Sie bestimmen durch ihre Ausschreibungen, ob die Züge in ihrer Region mit Wlan ausgestattet werden, ob und wie viel Personal in den Zügen mitfährt oder ob Toiletten an Bord sind und welcher Service sonst noch geboten wird.

    Bahn prüft, welche stillgelegten Strecken wieder in Betrieb gehen können

    Das Gleiche gelte für stillgelegte Bahnhöfe und Strecken. Die Bahn prüft derzeit, welche Trassen wieder in Betrieb gehen könnten. „Jeder reaktivierte Kilometer ist ein guter Kilometer“, so Sandvoß. Konkrete Entscheidungen der Länder dazu dürften sich aber über Jahre hinziehen, zumal dann noch die Finanzierung geklärt werden müsste.

    Insgesamt ist die DB Regio nach der Liberalisierung des Regionalverkehrs vor 25 Jahren, wo zahlreiche Strecken an die Konkurrenz verloren gingen, mit einem Marktanteil von 64 Prozent wieder gut im Geschäft. Aktuell hilft die Bahn sogar fünf Wettbewerbern mit eigenem Personal und Zügen aus, weil diese nicht genügend Fahrzeuge für ihre neu gewonnenen Strecken haben. Diese Hilfe geschehe „im Sinne der Fahrgäste“, sagte der Regio-Chef.

    Günstige Mehrwertsteuer im Regionalverkehr kommt frühestens im Juni

    Geduld müssen Fahrgäste allerdings aufbringen, bis auch für den Regionalverkehr die Mehrwertsteuersenkung für Tickets ab 50 Kilometern gilt, wie dies für alle Fernzüge seit Jahresbeginn schon der Fall ist. Hier müssten sich Bundesländer und Verkehrsverbünde als Besteller erst noch auf eine Regelung für die Abrechnung einigen. „Wir hoffen, dass dies bis zum Fahrplanwechsel am 14. Juni umgesetzt werden kann“, so Sandvoß. „Die Bahn will die Mehrwertsteuersenkung auf sieben Prozent jedenfalls voll an die Kunden weitergeben.“

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