Hamburg. Die Gründerinnen von BodyMethod haben gemeinsam mit dem Mode-Startup Lansania eine nachhaltige Sportkollektion entworfen.
Gerade ist die Fashion Week zu Ende gegangen, und wer es zuvor immer noch nicht verstanden hat, dem wurde spätestens dort klar: Die Modeindustrie kann sich dem Thema Nachhaltigkeit nicht mehr entziehen. Viele große Textilhersteller vergiften das Wasser, bereits zwei Drittel der chinesischen Flüsse gelten deshalb als verschmutzt, denn 90 Prozent der Kleidung in Westeuropa stammt aus Asien. Nicht zuletzt deshalb legt der Konsument mehr Wert auf eine saubere Produktionsweise.
Grün ist die Farbe der Stunde, denn es ist mittlerweile für Firmen durchaus ein unternehmerischer Vorteil, die eigene Kleidung fair und nachhaltig herstellen zu lassen. Diese Überlegung hatten auch die Schwestern Kaya Ahrens und Linda Stork, die in Hamburg bereits zwei besondere Boutique-Fitnessstudios betreiben: BodyMethod nennt sich ihre aus den USA importierte Methode, bei der man auf einer Art Schlitten trainiert. Zahlreiche Hollywoodstars schwören bereits auf diese Art des Trainings.
Die Trainerin ist im 7. Monat schwanger
Weil wegen des Klimawandels vielerorts kaum noch Schnee fällt, passt aus ihrer Sicht ein Indoor-Trainings-Schlitten ideal zu einer nachhaltigen Modekollektion. „Wir wollen unsere Kunden nicht mit dem erhobenen Zeigefinger unterrichten, wie wollen nur Optionen schaffen, wie man sich zum Workout vielleicht auch anziehen könnte,“ sagt Linda Stork. Die Trainerin ist im 7. Monat schwanger. Dass ihr diese Idee kam, könne durchaus am Nachwuchs gelegen haben, sagt sie. Auf jeden Fall habe sie sich plötzlich häufiger gefragt: „Wie geht das nur weiter mit der Welt?“ Eine große Frage, auf die nicht alle Unternehmer eine Antwort wissen. Und noch weniger schreiten dann tatsächlich zur Tat und versuchen bei der Produktion ihrer Waren einen Unterschied zu kreieren.
Die 31 Jahre alte Linda Stork und ihre drei Jahre jüngere Schwester aßen zwar bereits kaum noch Fleisch, und Plastiktüten haben sie auch seit fünf Jahren nicht mehr gekauft, doch das reichte ihnen nicht. Zufällig lernten sie die Schwestern Anna-Sophia und Lisa-Maria Beck kennen, Gründerinnen eines Modelabels. „Da es sich ebenfalls um zwei Schwestern handelt, war da gleich ein große Nähe, etwas Verbindendes“, erklärt Linda Stork. Das eine Schwestern-Paar hatte die Modekompetenz, das andere wusste, wie Sportkleidung sitzen muss. „Wir laufen den ganzen Tag in den Sachen herum, haben schon so viele – auch teurere – Kleidung getragen, die einem plötzlich über den Po rutscht. Eigentlich jedes Label wurde von uns schon auf Funktionalität geprüft“, erzählt Kaya Ahrens.
Der Name der Kollektion lautet Sister Act
Die vier Frauen taten sich zusammen, und am kommenden Mittwoch stellen sie nun in Hamburg ihre erste nachhaltig hergestellte Fitness-Kollektion vor. Der Name: Sister Act. Die Kollektion umfasst insgesamt vier Sport-BH und vier Leggings in je zwei Farben sowie eine Hoodie-Jacke. Die Stoffe sind zu 78 Prozent recycelt. Abfälle, darunter Fischernetze und Plastikflaschen, werden gesammelt, gereinigt und anschließend als „regeneriertes“ Nylon erst zu einer Kunstfaser und in weiterer Folge zu einem feinen Stoff (Econyl) verarbeitet, welcher letztlich für die Fertigung der Kleidung benutzt wird.
Das Prozedere ist aufwendig. Das Ergebnis erinnert ein wenig an die Kleidungsstücke von „Lululemon“, eine der beliebtesten Yoga-Marken, nur eben in öko. Bei der Produktion von 10.000 Tonnen des Rohstoffs Econyl werden im Vergleich zur herkömmlichen Produktion von Nylon 10.000 Fässer Öl eingespart und ein C02-Ausstoß von 57.100 Tonnen wird vermieden. Econyl reduziert den Treibhauseffekt von Nylon um bis zu 80 Prozent gegenüber den Materialien aus Öl. Doch wie immer hat Nachhaltigkeit ihren Preis: Die Leggings kosten zwischen 105 und 119 Euro, der Sport-BH zwischen 89 und 99 Euro.
Sind die Produkte zu teuer?
Zu teuer? Die Unternehmerinnen werden es bald wissen. Die Produktionsweise ist jedenfalls eine andere. Tatsächlich wurde den Schwestern sogar schon vorgeworfen, nicht geschäftstüchtig genug zu sein. Ein Fitness-Riegel-Hersteller versuchte wiederholt, sein Produkt in den Studios von BodyMethod zu platzieren. Dieser enthielt allerdings sehr viel Zucker. Die Betreiberinnen lehnten ab. „Da könnte man noch besser einen Mars-Riegel essen“, sagt Kaja Ahrens. Im Anschluss an ihre Absage soll der Vertreter sie angeschrien haben: „Wollt ihr denn gar kein Geld verdienen?“
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Neben dem Thema Nachhaltigkeit setzen die Schwestern auch auf Female Empowerment. „Unsere Mode spiegelt geballte Frauenpower wieder,“ sagt Kaya Stork. Jede Frau solle sich beim Tragen der auffälligen Styles selbstbewusster, stärker und aktiver fühlen können. Um die Kollektion bekannt zu machen, hoffen die beiden auf andere Frauen – nämlich auf ihre Kundinnen. Rund 500 aktive BodyMethod-Fans trainieren schon regelmäßig in den Studios in Winterhude und Altona. „Wir haben das Glück, durch unsere Arbeit viele Frauen aus ganz unterschiedlichen Altersgruppen zu kennen, viele davon Early-Adapter“, sagt Linda Stork.
Dieses Netzwerk half schon in der Anfangsphase des Unternehmens 2014. Damals hätten viele andere Sportstudiobesitzer die beiden jungen Damen belächelt. „Ihr beiden Süßen wollt also eine erfolgreiche Muckibude aufbauen?“ Diese Frage sei ihnen häufig gestellt worden, erzählen die Hamburgerinnen. Die Antwort heute scheint klar: Ja.