Hamburg. Institut mit mehr als 600 Beschäftigten könnte entstehen. Letztes großes Projekt von Vorstandssprecher Reiner Brüggestrat.
Seit dem Jahr 2000 ist Reiner Brüggestrat bei der Hamburger Volksbank beschäftigt. Nun hat der 63-jährige Vorstandssprecher noch ein letztes großes Projekt vor sich, bevor er in den Ruhestand gehen kann. Das Hamburger Geldinstitut führt aktuell Sondierungsgespräche über eine enge Zusammenarbeit mit der Volksbank Lübeck. Bei einem positiven Ausgang könnte es zu einer Fusion der beiden Geldhäuser kommen.
Dann würde ein Institut mit einer Bilanzsumme von zusammen fast fünf Milliarden Euro entstehen, wobei die Hamburger gut 3,9 Milliarden Euro beisteuern würden. Auch bei den anderen Zahlen zeigt sich das Größenverhältnis zu Gunsten der Hamburger. So hat das Institut an der Alster rund 445 Mitarbeiter und 34 Filialen, das Lübecker Schwesterinstitut kommt auf 190 Beschäftigte (mit Auszubildenden) und neun Geschäftsstellen.
Hamburger Volksbank: Kein Stellenabbau geplant
Brüggestrat spricht von einem „Zukunftsdialog“. Im Klartext: Die Volksbanken wollen sich – unter nicht einfachen Rahmenbedingungen – gemeinsam fit für die Herausforderungen der nächsten Jahre machen.
Aufgrund der Entfernung zwischen den beiden Volksbanken sind die Sondierungsgespräche doch ungewöhnlich, denn rein geografisch würden Fusionen mit anderen Volksbanken für die Hamburger viel näher liegen. Doch Brüggestrat spricht von einer „sehr ähnlichen Kultur und verwandten Strukturen“ der beiden Institute.
„Wir arbeiten an einer hanseatischen Allianz in der Metropolregion Hamburg.“ Es gehe um die Bündelung gemeinsamer Stärken. „Kein Mitarbeiter muss sich um seinen Arbeitsplatz sorgen. Im Gegenteil: Von den jeweiligen Fachspezialisten könnten zukünftig beide Häuser profitieren“, so Brüggestrat.
2019 war ein „ordentliches“ Jahr
Insgesamt schaut der Chef der Hamburger Volksbank auf ein ordentliches Geschäftsjahr 2019 zurück. Die Bilanzsumme stieg nach vorläufigen Zahlen um 11,4 Prozent auf 3,92 Milliarden Euro. Der Zinsüberschusses lag mit 55,0 Millionen Euro leicht über Vorjahresniveau. Auch der Provisionsüberschuss stieg um 700.000 Euro auf 24,5 Millionen Euro. Das Betriebsergebnis vor Bewertung sank dagegen um knapp vier Prozent auf 19,6 Millionen Euro.
Zufrieden zeigt sich die Bank mit einem Kreditzuwachs von 8,4 Prozent auf 2,14 Milliarden Euro – getragen von der Immobilienfinanzierung. Dabei wurden die Kredite zu 80 Prozent an Unternehmen und Selbstständige vergeben. Die Einlagen wuchsen um 12,6 Prozent auf 2,91 Milliarden Euro. Auch der Wertpapierertrag stieg 2019 von 5,5 auf 5,9 Millionen Euro.
Nachhaltige Fonds immer beliebter
Dabei hat laut Volksbank das Interesse an nachhaltigen Geldanlagen stark zugenommen. „Nachhaltigkeit zahlt nicht nur auf die zunehmende Werteorientierung des Anlegers ein, sondern hat sich längst zu einem harten Investmentkriterium entwickelt. Mittlerweile machen nachhaltige Fonds rund 30 Prozent unseres Fonds-Absatzvolumens aus“, so Brüggestrat.
In Zeiten, in denen der Zinseszins fehle, wolle man die Kunden dazu bewegen, an einem nachhaltigen Vermögensaufbau zu arbeiten. Dazu gehörten auch nachhaltige Fonds- und Wertpapierlösungen.