Hamburg. Unternehmensleitung macht offenbar Druck. Beiersdorf-Tochter legt mit sofortiger Wirkung neues Sparprogramm auf.

Schlechte Nachrichten beim Klebstoff-Hersteller Tesa wenige Tage vor dem Weihnachtsfest: Der Vorstand hat mit sofortiger Wirkung ein Sparprogramm in Höhe von zehn Millionen Euro für die Norderstedter Unternehmenszentrale beschlossen. Im Zuge dessen sollen auch 64 Stellen abgebaut werden. In der vergangenen Woche waren die Mitarbeiter der Beiersdorf-Tochter während einer Betriebsversammlung darüber informiert worden.

Es sei ein Freiwilligenprogramm mit dem Betriebsrat vereinbart worden, bestätigte ein Unternehmenssprecher auf Anfrage des Abendblatts. „Ziel ist es, einvernehmliche Vertragsauflösungen zu ermöglichen und betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden.“

Gespräche mit Tesa-Mitarbeitern laufen

Allerdings macht die Unternehmensleitung offenbar Druck. Bis Mitte dieser Woche sollen bereits die ersten Gespräche mit betroffenen Mitarbeitern geführt worden sein. Geplant ist, den Prozess bis Ende Januar abzuschließen. Betroffen sind nach Angaben des Sprechers Mitarbeiter aus allen Bereichen.

Zu weiteren Details äußerte er sich nicht. Um den Personalabbau nach Ablauf des Freiwilligenprogramms zu regeln, sollen die Verhandlungen mit dem Betriebsrat über einen Sozialplan und Interessenausgleich fortgesetzt werden. In der Tesa-Zentrale direkt an der Landesgrenze zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein arbeiten etwa 1200 Beschäftigte.

Umsatz in der Autobranche sinkt

Hintergrund für die Einsparungen sind anhaltend schlechte Marktbedingungen in wichtigen Kernmärkten des Klebespezialisten. Vor allem in der Automobilindustrie waren die Umsätze zuletzt rückläufig. Technische Klebebänder von Tesa werden unter anderem im Karosseriebau eingesetzt. „Die Entwicklung ist nicht positiv“, hieß es. Eine Besserung der Marktlage sei derzeit nicht absehbar.

Im Frühjahr hatte Tesa den Ausbau des Produktionsstandorts im chinesischen Suzhou begonnen. Dort sind Investitionen von mehr als 30 Millionen Euro geplant, um zusätzliche Kapazitäten zur Herstellung von Spezialklebebändern für die kommenden Generationen elektronischer Endgeräte zu schaffen.

Neuer Tesa-Chef übernimmt im Januar

Insgesamt entfallen drei Viertel des Umsatzes der Gruppe (1,34 Milliarden Euro) mit weltweit knapp 5000 Mitarbeitern auf Industrie-Anwendungen. Knapp ein Viertel der Erlöse werden mit Produkten für Endverbraucher und Handwerker erwirtschaftet. Das weltweit bekannte Tesa-Band macht heute noch etwa fünf Prozent der Erlöse aus.

Das Sparprogramm fällt zusammen mit einem Wechsel an der Führungsspitze. Anfang Januar übernimmt der bisherige Industrievorstand Norman Goldberg das Amt des Vorstandschefs von Robert Gerecke, der das Unternehmen aus Altersgründen verlässt. Für den Industriebereich rückt Angela Cackovich neu in den Vorstand.