Hamburg. Schwere Zeiten bei „Spiegel TV“: Das Problem ist, dass der Ableger des Nachrichtenmagazins nur mit Mühe schwarze Zahlen schreibt.

Spiegel TV“ hat schon bessere Zeiten gesehen. Der Ableger des Nachrichtenmagazins schreibt, wie es in Verlagskreisen heißt, nur mit Mühe schwarze Zahlen. Eine Unternehmenssprecherin räumt ein, „dass wir das für 2019 geplante Ergebnis leicht unterschreiten werden“.

Laut der „Spiegel“-Sprecherin mussten „neu akquirierte Programme mit erhöhtem Personaleinsatz realisiert“ werden. Zudem gab es offenbar Restrukturierungsaufwendungen im Zusammenhang mit der Trennung von Chefredakteur Steffen Haug. Die Sprecherin will das nicht kommentieren.

Nun steht auch noch die Show-Produktion von „Spiegel TV“ vor schweren Zeiten: Produzent Jens Westerbeck geht zum Jahresende. Er gilt als Intimus von Thomas Gottschalk, für den er mit “Spiegel TV“ eine 68er- und eine 80er-Jahre- Show im Auftrag des ZDF produzierte. Westerbeck soll neuer Produktionsleiter von „Verstehen Sie Spaß?“ werden.

„Spiegel TV“: Cleveres Geschäftsmodell von Aust und Kluge

Hauptproblem ist jedoch, dass das bisherige Erfolgsrezept nicht mehr funktioniert. Als Stefan Aust „Spiegel TV“ 1988 aus der Taufe hob, entwickelte er mit dem Filmemacher Alexander Kluge ein cleveres Geschäftsmodell: Kluges Firma dctp bewarb sich mit einem bunten Portfolio, zu dem auch „Spiegel TV“-Produktionen zählten, um lukrative Programmplätze für unabhängige Drittproduzenten im damals neuen Privatfernsehen. Privatsender und -sendergruppen, die einen bestimmten Marktanteil überschreiten, mussten und müssen Produktionen unabhängiger Dritter zeigen.

Als solcher wurde bevorzugt Kluges dctp mit Formaten wie „Spiegel TV Magazin“ und „Spiegel TV Reportage“ mit Sendeplätzen bedacht. Doch zuletzt wurde die Sendezeit von „Spiegel TV Magazin“ auf RTL um eine Viertelstunde verkürzt. Statt wie bisher sonntags um 21.45 Uhr läuft das Format nun montags um 23.25 Uhr.

Kai-Hinrich Renner, Autor der Medienmacher-Kolumne
Kai-Hinrich Renner, Autor der Medienmacher-Kolumne © Reto Klar | Reto Klar

Auch „Spiegel TV Reportage“ droht Ärger

Wegen dieser Veränderungen bekommt „Spiegel TV“ deutlich weniger Geld. In Verlagskreisen heißt es, die Einnahmen durch die Produktion des Magazins hätten sich fast halbiert. Die Sprecherin sagt, die „Erlöse“ seien „im Zuge der Verkürzung an das neue Produktionsvolumen angepasst“ worden.

Ungemach droht auch „Spiegel TV Reportage“ auf Sat.1: Der Sender muss wegen rückläufiger Quoten ab 2022 keine Produktionen unabhängiger Dritter mehr ausstrahlen. Womöglich ist aber schon 2020 Schluss, weil Sat.1 meint, dass man schon jetzt einen zu geringen Marktanteil hat, um Produktionen Dritter zeigen zu müssen. Im März entscheidet das Bundesverwaltungsgericht.

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Das ist die letzte Ausgabe von Medienmacher an diesem Platz. Ich bedanke mich bei meinen Lesern für Ihr Interesse an meiner Kolumne.

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