Hamburg. Firmen der Region überraschen mit neuen Produkten. Wir erzählen die Geschichte dahinter. Heute: Hausmannskost von Fresh Coup

Marcel Laubin steht in weißem Kittel und Haarnetz vorm Herd. In einem Edelstahltopf blubbert der Grünkohl jetzt schon seit gut einer Stunde. Vorsichtig hebt er den Deckel an. Sofort riecht es in der angemieteten Produktionsküche in Hausbruch nach deftigem Eintopf. Ein bisschen wie bei Oma, wenn man im Herbst zu Besuch kam. „Da sind Kartoffeln drin, Zwiebeln, dicke Rippe, Rinderfond, Gewürze und – ganz wichtig – unsere Kohlwurst“, sagt der Geschäftsführer von Fresh Coup und rührt in dem 30-Liter-Bottich.

Auf die Wurst sind er und sein Geschäftspartner Stefan Kaltenhäuser besonders stolz. „Die hat ein Fleischermeister aus Ratzeburg gemeinsam mit uns entwickelt. Ohne Zusatzstoffe wie Nitrate oder Nitritpökelsalz.“ Dann kommt der Deckel wieder auf den Topf. Drei Stunden muss der Eintopf kochen, bis er bei Fresh Coup ins Glas kommt.

Anfang September haben die Firmengründer die neue Suppen-Manufaktur gestartet. Ähnlich wie die Hamburger Start-ups Lenas Küche und Hofküche hat Fresh Coup verzehrfertige Gerichte im Angebot, die aufgewärmt beziehungsweise direkt gegessen werden können. „Wir verwenden keine Konservierungs- und künstlichen Zusatzstoffe“, sagt Stefan Kaltenhäuser, der unter anderem bei Block Menü gearbeitet und sich 2018 als Berater selbstständig gemacht hat. Die Zutaten kämen aus der Region.

Gründer lernen sich beim Grünkohlessen kennen

Genau so wichtig ist dem Duo die Verpackung. Die Fresh-Coup-Produkte werden – anders als bei einem Großteil der Konkurrenz – im Glas mit Pappbanderolen verkauft. Einweg, ohne Pfand. „Alles kann einzeln im Recyclingcontainer entsorgt werden“, sagt der 53-Jährige. Rückmeldungen von Händlern zeigten das Interesse.

Dass die beiden gestandenen Lebensmittelspezialisten noch mal einen kompletten Neustart hingelegt haben, hat mit Laubins Liebe zu Grünkohl zu tun. „Den esse ich für mein Leben gern“, sagt der 33-Jährige, der nach Bäckerlehre und Ausbildung zum Industriemeister Lebensmitteltechnik unter anderem als Produktionsleiter beim Hamburger Feinkost-Hersteller Zum Dorfkrug (Sylter Salatfrische) gearbeitet hat.

Dort lernten die Gründer sich kennen. Bei einem Grünkohlessen in Laubins Küche in Buxtehude beschlossen sie, daraus ein Geschäft zu machen. Laubin entwickelte das erste Rezept – für einen Grünkohleintopf. Inzwischen haben sie 150.000 Euro in ihre Geschäftsidee gesteckt. Es gibt sechs Produkte: Grünkohl- und Kartoffeleintopf, Kürbis- und Tomatensuppe sowie eine Rote Grütze und eine aus Erdbeeren und Himbeeren. „Bei uns gibt es bodenständige, norddeutsche Hausmannskost ohne Chichi“, sagt Laubin.

In der Suppen-Manufaktur wird alles per Hand gemacht

Während in der Produktionsküche der Grünkohl weiter auf dem Herd köchelt, schnippelt an einem Tisch daneben Mitarbeiterin Miki Vijeila frische Petersilie, Thymian, Oregano und Basilikum. „Das wird für die Tomatensuppe gebraucht“, sagt sie. Nach dem Wochenplan, der an einer Pinnwand hängt, stehen für diesen Tag Grünkohleintopf, Tomatensuppe und die Vorbereitungen für eine neue Rote-Grütze-Produktion auf dem Programm. „Im Moment produzieren wir in der Woche Mengen von 500 bis 600 Kilogramm“, sagt Stefan Kaltenhäuser, der gelernter Koch ist.

Um die Produkte haltbar zu machen, werden sie kochend heiß abgefüllt und dann direkt runtergekühlt. Cook and Chill nennt man die Methode, die häufig in der Gemeinschaftsverpflegung eingesetzt wird. „Bei uns wird noch alles per Hand gemacht“, betont Stefan Kaltenhäuser, der aber auch bei einer Produktionsausweitung keine Sorgen um die Qualität hat. „Wir haben den professionellen Hintergrund, um das zu schaffen.“

Immer mehr Deutsche essen inzwischen unterwegs statt daheim zu kochen. Das Geschäft mit dem Essen-to-go wächst seit Jahren. Nach aktuellen Angaben konsumiert jeder dritte Bundesbürger mindestens einmal in der Woche ein fertiges Gericht aus dem Supermarktregal.

Produkte werden in 25 Supermärkten angeboten

Das Statistikportal Statista prognostiziert für 2019 im Convenience-Food-Segment Umsätze in Höhe von mehr als 5,8 Milliarden Euro – und jährliche Wachstumszahlen von zwei Prozent. Umgerechnet auf die Bevölkerungszahl werden in diesem Jahr knapp 70 Euro pro Person umgesetzt. Auch die Suppenkocher von Fresh Coup sehen Wachstumschancen und wollen ihre Produkte national verkaufen.

Im Moment werden die Gerichte und Grützen in 25 Supermärkten in und um Hamburg angeboten. Nachdem ein Großhändler sie gelistet hat, soll die Zahl in den nächsten Monaten auf 500 steigen. „Wir hatten schon Kunden, die extra aus Wandsbek nach Winterhude gekommen sind, um unseren Grünkohleintopf zu kaufen“, sagt Marcel Laubin. Nicht nur ein Glas, sondern gleich ein halbes Dutzend.