Hamburg. Das Hamburger Geldhaus finanziert nachhaltige Investments und will mehr Privatkunden gewinnen. Was die erwartet.

Die meisten Hamburger werden erst seit dem Sommer dieses Jahres wissen, dass es die Edekabank gibt. Denn im Juni und Juli startete das Unternehmen testweise erstmals eine Werbekampagne mit Fensteraufklebern in U-Bahn-Wagen und mit Großplakaten an stark befahrenen Straßen. „Wir sind dabei, die Ergebnisse auszuwerten“, sagt Maik Wandtke, der Chef des Hamburger Unternehmens mit 156 Beschäftigten.

Doch eines lässt er schon durchblicken: „Im kommenden Frühjahr wird es eine neue Kampagne geben, zunächst wieder nur in Hamburg.“ Sollte sie erfolgreich verlaufen, will man die Aktion dann auf andere „Ballungsräume“ ausweiten.

Aktuell hat die Edekabank erst knapp 17.000 Privatkunden, meist noch Mitarbeiter von Edeka-Märkten und deren Angehörige. Das könnte sich mit der Zeit ändern, doch eine gewisse Verbindung zum Mutterkonzern bleibt trotzdem erwünscht. So wirbt man unter anderem mit einem Bonus von bis zu 50 Euro jährlich auf Einkäufe, die in bestimmten Edeka-Märkten mit der bankeigenen Girocard oder per App bezahlt werden. Schnäppchenjäger hat die Bank aber nicht im Blick, sondern gut verdienende, gut ausgebildete Großstädter.

Bank will 5000 Kunden pro Jahr hinzugewinnen

„Als künftige Privatkunden können wir uns Menschen vorstellen, die ihre Zeit nicht mit dem Lesen von Kleingedrucktem verschwenden wollen, das es bei uns heute und zukünftig nicht geben wird, und die in Edeka-Märkten umweltbewusst einkaufen“, erklärt Wandtke. So setzt die Bank auf nachhaltige Kapitalanlagen, bei denen ethische, soziale und ökologische Faktoren berücksichtigt werden.

„Wir können es schaffen, 5000 neue Kunden pro Jahr zu gewinnen“, ist Wandtke überzeugt. Filialen allerdings soll es auch künftig nicht geben. Für die Bargeldversorgung stehen die 18.300 Geldautomaten der Volks- und Raiffeisenbanken zur Verfügung, die Betreuung der Privatkunden erfolgt von Hamburg aus per Telefon oder Online-Chat. „Wir überlegen, zusätzlich eine Videoberatung einzuführen“, so Wandtke.

Mit den „sehr stabilen Einlagen“ von Privatkunden will er das Wachstum im ursprünglichen Kerngeschäft finanzieren: „Wir sind Dienstleister für die selbstständigen Kaufleute des Edeka-Verbunds, die uns im Jahr 1914 gegründet haben.“ Von den gut 7000 Märkten der Marke Edeka gehören mehr als 5700 einem der rund 3700 selbstständigen Kaufleute, denen der genossenschaftlich organisierte Verbund gehört. Die Edekabank betreut nach Angaben von Wandtke etwa 80 Prozent dieser Unternehmer.

Kreditvolumen liegt bei 1,7 Milliarden Euro

Gegenüber 2014 hat das Kreditvolumen um 32 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro zugenommen. Zum Vergleich: Ein anderes zur Gruppe der Genossenschaftsbanken gehörendes Geldhaus aus der Hansestadt, die Hamburger Volksbank, kommt auf ein gesamtes Kreditvolumen von 1,9 Milliarden Euro. Maßgeblich für das Wachstum im Kreditgeschäft der Edekabank ist nach Auffassung von Wandtke nicht zuletzt die Tendenz zu immer größeren Märkten bei den Kunden, was von ihnen höhere Investitionen verlange:

„Die durchschnittliche Verkaufsfläche wächst seit Jahren stetig, neue Läden sind häufig schon größer als 1000 Quadratmeter.“ Zudem spiele die Energieeffizienz eine immer wichtige Rolle, somit müssten sparsamere Anlagen für Heizung und Kühlung angeschafft werden. Und schließlich wirkt sich auch der Trend zu immer mehr verzehrfertig zubereiteten Lebensmitteln – die so genannten „Convenience“-Produkte –, von denen viele gekühlt werden müssen, auf den Kreditbedarf aus.

„Unsere Kreditprozesse sind gut automatisiert, alle Entscheidungen fallen hier in Hamburg“, sagt Wandtke. „Damit ist es uns gelungen, uns vom Wettbewerb abzuheben.“ Gewachsen ist aber auch der Zahlungsverkehr. Er umfasst die Versorgung der Märkte mit Bargeld und die Abwicklung der Zahlungen per Karte oder Smartphone. „Die Zahl der Transaktionen erhöht sich seit Jahren immer weiter“, so Wandtke. Nach seinen Angaben laufen mehr als zehn Prozent aller Girocard-Zahlungen in Deutschland über die Edekabank.

Zahl der Mitarbeiter wächst

Parallel zum Wachstum des Geschäfts hat die Mitarbeiterzahl seit 2009 um 50 Personen zugenommen. Ihr Arbeitsplatz befindet sich in der City Nord, schräg gegenüber der Konzernzentrale der größten Lebensmittelhandelsgruppe Deutschlands.

Während die Muttergesellschaft bereits seit 2009 eine Partnerschaft mit der Natur- und Umweltschutzorganisation WWF unterhält, kooperiert die Edekabank erst seit gut einem Jahr ebenfalls mit dem WWF – als erstes Geldhaus der Bundesrepublik. In diesem Zusammenhang strebt der Bankvorstand nicht nur für das eigene Unternehmen das Ziel der CO2-Neutralität des Geschäftsbetriebs an und stellt zum Beispiel die Dienstwagenflotte auf E-Autos um.

Über die Anlagepolitik will man auch gezielt in andere Unternehmen investieren, „die sich ebenso auf den Weg in Richtung nachhaltiges Wirtschaften machen wie wir“, wie Wandtke erklärt.

Partnerschaft mit Naturschutzorganisation

Bisherige Standards für die „grüne Geldanlage“ sind nach seiner Auffassung als Richtschnur dafür aber wenig geeignet, weil sie rückwärtsgewandt seien und nur den Status des schon erreichten abbildeten. Die schon seit Jahresanfang für die von der Edekabank angebotenen Fonds des Partners Union Investment geltenden Ausschlusskriterien – nämlich Rüstung, Atomenergie, Menschenrechtsverletzungen, Korruption, Glücksspiel und Kinderarbeit – werden bleiben, aber sie erlauben immerhin noch die Anlage in weltweit 15.000 Unternehmen.

Bis zum Jahresende soll der eigene Standard der Edekabank, der eine gezielte Finanzierung klimaschonenden Wirtschaftens zum Ziel hat, fertig sein.

Das ist auch ganz im Sinn des Kooperationspartners WWF. Das Finanzsystem sei ein „großer, bislang übersehener Hebel, um unsere Zukunft klimafreundlich zu gestalten und so unsere Lebensgrundlagen zu bewahren“, sagte Jörg-Andreas Krüger, Mitglied der Geschäftsleitung des WWF Deutschland, zu der Kooperation. Es gehe darum, „Positivbeispiele für ein nachhaltiges Bankgeschäft“ zu entwickeln.