Hamburg. Quote der Arbeitnehmer im deutschen Schiffbau um 7 Prozent gewachsen. Auch 2020 erwartet IG Metall Küste Einstellungen.

Der deutsche Schiffbau ist im Aufschwung. Die Zahl der Beschäftigten ist in diesem Jahr um sieben Prozent auf 18.122 gestiegen, wie die IG Metall Küste nach einer Umfrage unter Betriebsräten berichtet. Auch für 2020 erwartet die Gewerkschaft weitere Einstellungen und ein Beschäftigungsplus von drei Prozent.

Besonders deutlich ist der Beschäftigungsanstieg der Umfrage zufolge auf den Werften in Mecklenburg-Vorpommern. Seit 2017 hat sich die Zahl der Beschäftigten dort mehr als verdoppelt. Das liegt vor allem an der asiatischen Genting Gruppe, Eigentümerin der MV Werften, die dort riesige Yachten und Kreuzfahrtschiffe für den chinesischen Markt bauen lässt.

In Hamburg ist die Zahl der Wertbeschäftigten gegenüber 2018 nur um ein Prozent auf 1801 gestiegen. Im Vergleich zu 2016 steht aber noch ein kräftiges Minus von 16 Prozent, weil Blohm+Voss seitdem im Zuge einer Restrukturierung 300 Stellen abgebaut hat. Mit dem insgesamt guten Ergebnis habe er angesichts der angespannten Wettbewerbssituation nicht gerechnet, sagte der Bezirksleiter der IG Metall Küste, Meinhard Geiken. „Die positive Entwicklung wird vor allem vom Kreuzfahrtschiffbau sowie von Yacht- und Marineaufträgen getragen.“

Die Entwicklung zeige, dass es sich lohne, für Standorte zu kämpfen, wie man das gemeinsam mit der Politik für den Erhalt der Werften in Mecklenburg-Vorpommern getan habe, aber auch für die Hamburger Pella Sietas Werft, die vor dem Aus gestanden hatte.

Werften nutzen zunehmend Leiharbeit und Werkverträge

Besorgt sei er allerdings, dass zahlreiche Werften zunehmend Leiharbeit und Werkverträge nutzten, sagte Geiken. „Ein Anteil von mehr als 60 Prozent an Werkvertragsbeschäftigten bei einzelnen Unternehmen ist viel zu hoch.“ Genauere Einblicke fehlten der IG Metall Küste aber, da die von Subunternehmen beschäftigen Werkvertragsarbeiter häufig nicht gewerkschaftlich organisiert seien. Positiv sei aber, dass mehr Leiharbeiter den Weg in eine feste Beschäftigung finden würden, so Geiken.

Er kritisierte allerdings, dass sich die Branche vor einer ausreichenden Ausbildung von Nachwuchskräften drücke. So sei die Ausbildungsquote in diesem Jahr erstmals auf 5,9 und damit unter sechs Prozent gerutscht. „Nach unserer Erfahrung benötigt der Schiffbau eine Ausbildungsquote von etwa acht Prozent, um seinen Personalbestand zu sichern.“

Bei der Nationalen Maritimen Konferenz im Mai habe man sich auf eine maritime Bildungsoffensive geeinigt. „Ich fordere die Arbeitgeberverbände und die Bundesregierung dazu auf, gemeinsam mit uns diese Bildungsoffensive zu starten“, sagte Geiken. Er bemängelte erneut die Ausschreibungspolitik des Verteidigungsministeriums im Marineschiffbau. „Wir sind grundsätzlich für europäische Ausschreibungen von Aufträgen. Nur müssen sich auch alle daran halten.“ Solange andere Staaten eigene Firmen bei der Auftragsvergabe bevorzugten, bestünde keine Chancengleichheit. Mit Subunternehmen, Zulieferbetrieben und Leiharbeitern sind im deutschen Schiffbau insgesamt 103.359 Menschen beschäftigt.