Berlin. Der Fleischersatz von Beyond Meat boomt – auch in Deutschland. In den USA ist die Firma weiter. Und bringt vegane Chicken Wings zu KFC.
Den veganen Burgern von Beyond Meat kommt gerade viel Aufmerksamkeit zu. Aber die Firma will es nicht bei Buletten belassen, sondern auf dem Markt weitere Felder erschließen. Zumindest in den USA gibt es dafür auch einen neuen Partner.
Die Hähnchenbraterei „KFC“ will in einem Restaurant in Atlanta pflanzliche Chicken Nuggets und Chicken Wings an die Kunden bringen. Ist das Projekt dort erfolgreich, wird es ausgeweitet. Vorerst in den USA, aber langfristig ist auch eine Angebotserweiterung in anderen Ländern denkbar.
Beyond Meat ist im Mai fulminant an der Börse gestartet, viele sind vor allem neugierig. Das zeigt allein schon die Anzahl der Test-Videos auf Youtube und ihre millionenfachen Klicks, die sich alle um die eine Frage drehen: Schmeckt der vegane Burger von Beyond Meat jetzt wirklich wie Fleisch?
Yummypilgrim, eine Food-Influencerin aus Frankfurt, kaut ihren Zuschauern vor: „Rindfleisch-Feeling“, „saftig“, „definitiv Grillgeschmack“. Soeben hat sie das vegane Patty aus der Pfanne genommen und auf einen Brötchen-Salat-Tomaten-Turm gelegt. So präsentiert hat er jedenfalls schon das Aussehen eines Fleischbratlings.
Vegane Burger: Sogar Fleischesser verzichten mal auf Rind und Schwein
Vegane Burger sind bei den Massen angekommen. Das liegt zum einen daran, dass in den vergangenen Jahren das Bewusstsein für gesunde Ernährung in der Bevölkerung enorm gestiegen ist. Es haben aber auch Unternehmen wie Beyond Meat einen Anteil daran.
Die Kalifornier haben es geschafft, eine pflanzliche Alternative zu entwickeln – die offenbar selbst Fleischesser überzeugt, öfter mal auf Rind und Schwein zu verzichten. Vergangene Woche hat das Unternehmen einen unglaublichen Umsatzzuwachs im zweiten Quartal von 287 Prozent vermeldet.
Würstchen für Vegetarier schmeckten früher zäh wie Gummi
Nun wollen auch andere von dem Hype profitieren – mit eigenen Kreationen: Die Discounter Lidl und Aldi bringen in diesen Tagen ihre fleischlosen Burger in die Märkte.
Eigentlich sind Fleischersatzprodukte keine Neuheit. Würstchen für Vegetarier gibt es schon seit Jahren. Nur lagen die immer in den schlecht ausgeleuchteten Regalen der Reformhäuser und schmeckten zäh wie Gummi.
Mittlerweile hat sich die Rezeptur verbessert, kein Supermarkt kommt mehr ohne sie aus. Selbst einstige Fleischbetriebe wie die Rügenwalder Mühle machen einen nennenswerten Teil ihres Umsatzes mit vegetarischen Produkten.
Beyond Meat mit furiosem Börsengang Anfang Mai
Beyond Burger sticht heraus: Das Produkt basiert auf Erbsenprotein – und kommt dazu ohne Soja und Weizeneiweiß (Gluten) aus (was für Allergiker und Umwelt besser ist). Sogar das „Bluten“ wie beim Rinderhack haben die Macher imitiert – mit Rote-Beete-Saft. Hinzu kommt die clevere Vermarktung, die auf Gesundheit, Tier- und Klimaschutz abzielt.
Auch bei der Präsentation macht das Unternehmen Vorgaben: Die Produkte liegen in den Geschäften nicht etwa in der veganen Ecke, sondern in der Fleischtheke. Im zweiten Quartal 2019 übertraf das 2009 gegründete Unternehmen die Erwartungen. Zwar macht Beyond Meat noch keinen Gewinn, aber die Erlöse stiegen im Jahresvergleich von 17,4 Millionen auf 67,3 Millionen Dollar (60,4 Millionen Euro).
Nach einem furiosen Börsengang Anfang Mai wird die Aktie rund das Neunfache über dem Ausgabekurs von 25 Dollar gehandelt. „Wir glauben, dass unser positiver Schwung das wachsende Verlangen der Mainstream-Verbraucher zeigt“, erklärte Vorstandschef Ethan Brown.
Beyond-Meat-Bratlinge waren in wenigen Stunden ausverkauft
Weltweit versucht man nun in den Lebensmittellaboren aufzuholen. Der Schweizer Lebensmittelkonzern Nestlé etwa hat den Incredible Burger entwickelt. Impossible Foods erhielt kürzlich die Genehmigung der US-Gesundheitsbehörde FDA, seine gleichnamigen Produkte in US-Supermärkten zu verkaufen. Auch Deutschlands Discounter holen auf.
Nachdem Lidl und Netto vor einigen Wochen die Beyond-Meat-Bratlinge angeboten hatten und sie in vielen Märkten trotz des Preises von 4,99 Euro für das Zweierpack nach wenigen Stunden ausverkauft waren – will man nun an eigenen Bratlinge verdienen.
Aldi hat Lieferschwierigkeiten beim Wonder Burger
Vergangenen Donnerstag hat Lidl seine Eigenkreation unter dem Namen Next Level Burger für 2,99 Euro in die Kühltruhen gebracht. „Bisher sind wir mit der Kundenresonanz sehr zufrieden“, sagte eine Lidl-Sprecherin dieser Redaktion. Zudem arbeite man an weiteren „Aktionen mit Beyond Meat“. Konkurrent Aldi wollte eigentlich vergangenen Montag mit dem Wonder Burger (ebenfalls 2,99 Euro) nachziehen.
Allerdings gab es Lieferschwierigkeiten, wie Aldi Süd unserer Redaktion bestätigte. Ein Wunder sind die Burger aber nicht. Anders als das Original enthalten die Produkte von Lidl und Aldi Soja und teilweise auch Gluten.
Wie gesund sind die Fleischalternativen wirklich?
Ohnehin ist fraglich, wie gesund die Fleischalternativen wirklich sind. Es bedarf doch einiger Kunststücken im Labor, um pflanzliche Zutaten wie Hack-Buletten aussehen, schmecken und riechen zu lassen.
Britta Schautz, Ernährungsexpertin bei der Verbraucherzentrale Berlin, empfiehlt den Beyond Burger nicht öfter als zwei Mal pro Woche zu verzehren – genau wie Fleisch. „Sie enthalten viele ungesunde Fette, wie raffiniertes Kokosnussöl oder hochverarbeitetes Sonnenblumenöl“, sagt sie. Hinzu kämen Aromastoffe. Allerdings enthielten die veganen Burger wenig Cholesterin.