Mainz. Drei Monate lang haben sich vier Provider bei der Auktion immer wieder überboten. Nun ist der Hammer für die 5G-Frequenzen gefallen.
Die längste Auktion deutscher Mobilfunkfrequenzen aller Zeiten hat der Bundesregierung 6,55 Milliarden Euro in die Staatskasse eingebracht. Das teilte die Bundesnetzagentur am Mittwoch in Mainz mit. Fachleute hatten bislang nur mit 3 bis 5 Milliarden Euro gerechnet.
Mit dem Ende der Auktion wurde ein wichtiger Meilenstein zur Einführung der fünften Mobilfunkgeneration (5G) erreicht. Bei der Mobilfunk-Auktion 2015 waren 5,08 Milliarden Euro erlöst worden. Ein Grund für den höheren Wert: Diesmal nahmen mit der Deutschen Telekom, Vodafone, Telefónica und Drillisch vier und nicht wie 2015 nur drei Netzbetreiber teil.
Der Neueinsteiger Drillisch erwies sich als zahlungsfreudiger Mitbieter. Das Geld geht an den Bund, der es in die Digitalisierung stecken will. Am meisten zahlt die Deutsche Telekom, und zwar rund 2,17 Milliarden Euro. Vodafone zahlt 1,88 Milliarden Euro und Telefónica 1,42 Milliarden Euro. Drillisch muss 1,07 Milliarden Euro berappen.
Die Tochterfirma des rheinland-pfälzischen Konzerns United Internet hat bisher kein eigenes Netz, stattdessen nutzt sie bisher die Antennen der Konkurrenz.
5G-Frequenzblöcke mit höherer Reichweite erst ab 2021 verfügbar
Versteigert wurden Blöcke im 2-Gigahertz- und im 3,6-Gigahertz-Frequenzbereich. Die 2-Gigahertz-Blöcke waren deutlich teurer, da man in diesem Frequenzbereich höhere Reichweiten erzielen kann. Diese Blöcke sind allerdings erst ab 2021 oder sogar erst ab 2026 nutzbar.
Der Chef der Bundesnetzagentur, Jochen Homann, sprach nach dem Ende der Auktion von einem „Startschuss für 5G in Deutschland“. „Ich freue mich, dass vier Unternehmen Frequenzen ersteigert haben und beim 5G-Netzausbau in Wettbewerb treten“, erklärte der Behördenchef. „Die Frequenzen sollen nicht nur für den neuen Mobilfunkstandard 5G, sondern auch für eine bessere Mobilfunkabdeckung in Deutschland eingesetzt werden.“
Die Versteigerung war durchgeführt worden an dem Mainzer Technikstandort der Bonner Regulierungsbehörde. Das Wettbieten war umkämpft: Mit 497 Runden in mehr als 12 Wochen war es die längste Frequenzauktion in Deutschland, die jemals stattfand. Der bisherige Höchstwert ist von 2010, als die Versteigerung nach knapp sechs Wochen und 224 Runden vorbei war. Damals kamen aber nur 4,4 Milliarden Euro in die Staatskasse.
2000 kamen 50,8 Milliarden Euro für 3G-Frequenzen zusammen
Finanziell unerreicht ist die erste große Mobilfunkauktion aus dem Jahr 2000 für UTMS-Frequenzen (3G), als umgerechnet 50,8 Milliarden Euro erlöst wurden. Im Nachhinein war das zu viel, da die teils hoch verschuldeten Firmen danach nicht mehr genug Geld hatten für einen umfassenden Netzausbau. Funklöcher von damals bestehen mancherorts bis heute.
Das Kürzel 5G steht für die 5. Mobilfunkgeneration. Der Standard ist der Nachfolger von 4G, auch LTE genannt. 5G ist wesentlich schneller im Download und verfügt über eine geringere Reaktionszeit (Latenz) – Daten werden praktisch in Echtzeit verarbeitet. Dies ist immens wichtig für Zukunftstechnik wie das autonome Fahren oder die Telemedizin – Geräte reagieren also praktisch ohne Verzögerung auf Anweisungen.
Dadurch bremst ein Auto schnell genug, wenn ein vorausfahrendes Fahrzeug in einer Kurve ins Rutschen kommt – und diese Info an den Verkehr hinter sich weitergibt. Zudem könnte ein Chirurg dank 5G aus der Ferne übers Internet Operationen durchführen. Auch für die Industrie ist 5G wichtig, weil dadurch Maschinen vernetzt werden und Produktionsabläufe effizienter werden. (mbr/dpa)