Hamburg. Firmen in der Region überraschen mit neuen Produkten. Wir erzählen ihre Geschichte. Heute: Der neue Lieferdienst Mission Pizza.

Eraldo Ali knetet den Teig ordentlich durch, macht mit wenigen Handgriffen einen Pizzaboden daraus. Der Mann ist Profi. Seit 16 Jahren arbeitet er als Pizzabäcker, seit Kurzem steht er beim neuen Lieferdienst Mission Pizza am Ofen. „Der Teig lässt sich sehr gut verarbeiten“, sagt Ali, der schon den nächsten Boden fertig hat. Das Besondere: Der Teig ist 48 Stunden gereift, bevor er aufs Blech kommt. Jetzt streicht Eraldo Ali Ricotta darauf, streut Mozzarella darüber, verteilt Zwiebelmarmelade und gibt – als i-Tüpfelchen – gerösteten Sesam auf den Teigrand. Mission’s Pizza ist eine der Spezialitäten des Start-ups aus Altona-Nord, und außerdem vegetarisch. Mit einem langen Schuber bugsiert er die Böden in den heißen Ofen.

Mission Pizza gibt es seit Mitte Fe­bruar. Hinter dem neuen Lieferangebot steckt Lucas Chatelain, Mitgründer der Hamburger Burgerkette Ottos Burger. Zehn verschiedene Pizzen stehen auf der Karte, darunter Klassiker wie Margherita oder Salami, aber eben auch eigene Kreationen wie Spicy Hawaii mit hausgemachtem Jalapeno-Chutney, Veggies Mission mit gerösteten Auberginen und einer Tomatensauce, die tagelang gekocht wurde, und eben Mission’s Pizza. „Wir haben versucht, immer einen besonderen Dreh zu finden, den es so noch nicht gibt“, sagt der 29-Jährige. Die Sesamkruste zum Bespiel war seine Idee. Die erinnere ihn an den Geschmack eines frischen Bagels, wie es ihn in New York zu kaufen gebe.

Umkämpfter Markt

Im umkämpften Markt der Pizza-Lieferdienste setzt Chatelain auf frische, lokale und originelle Zutaten. „Wir haben mehrere Monate damit zugebracht, die perfekten Zutaten für den perfekten Teig zu finden“. Die Pizza soll auch noch knusprig und nicht matschig sein, wenn sie beim Kunden auf den Tisch kommt. „Wir haben gemischt, geknetet, gebacken, probiert und immer wieder verworfen.“ Schließlich entschieden er und seine Geschäftspartner sich für ein Spezialmehl aus Italien – und ganz wichtig – die zweitägige Ruhezeit für den Teig. „Dadurch bekommt die Pizza mehr Geschmack und ist bekömmlicher“, sagt der Wahl-Hamburger. Auch dabei, was auf die Pizzen kommt, wurde viel getestet. „Allein beim Mozzarella haben wir 15 verschiedene Sorten verkostet.“ Die meisten anderen Zutaten, von der Tomatensauce, über die Zwiebelmarmelade bis zum Chili-Honig, wurden bei Mission Pizza nach eigenen Rezepten selbst entwickelt – vom Chef höchstpersönlich.

Die Pizza wird mit E-Rollern oder Diensten wie Lieferando ausgeliefert.
Die Pizza wird mit E-Rollern oder Diensten wie Lieferando ausgeliefert. © HA | Thorsten Ahlf

Aus dem Pizzaofen in einem Hinterhof nahe der S-Bahn-Station Diebsteich duftet es inzwischen verführerisch. Mission Pizza teilt sich im Moment eine knapp 80 Quadratmeter große Fläche in einem Souterrain mit dem Cheesecake-Bäcker Jeff und dem Sauerteigproduzenten Bread. Aber Chatelain hat große Pläne. Der Franzose, der in Lyon Jura studiert und 2014 mit seinem Cousin Daniel MacGowan Ottos Burger in Hamburg aufgezogen hatte, war im April 2018 aus der operativen Arbeit in der Kette ausgestiegen und hatte nach einer Auszeit beschlossen, etwas Neues zu machen. „Ich wollte im Gastrobereich bleiben, aber keine neuen Restaurants eröffnen“, erklärt er die Entscheidung für einen Lieferdienst. 30.000 Euro Startkapital hat er in die neue Gesellschaft gesteckt, die er mit drei Partnern betreibt. Seine Mission: „Wir haben nichts neu erfunden, aber wir machen es besser.“

50 bis 70 Pizzen pro Tag

Nachdem in der Anfangsphase die Auslieferung nur über Dienste wie Deliveroo und Lieferando möglich war, fährt Mission Pizza inzwischen auch selbst Pizzen in den charakteristischen runden Recycling-Kartons aus. Vor der Tür stehen zwei E-Roller in der Firmenfarbe Schwarz mit rotem Sitz. 50 bis 70 Pizzen verkauft das Start-up inzwischen am Tag. „Wir haben erste Stammkunden“, sagt Chatelain, der einen Vollzeitmitarbeiter und zehn Teilzeit-Jobber beschäftigt. Allerdings ist das Liefergebiet sehr begrenzt und umfasst die Stadtteile Hoheluft, Eimsbüttel, Schanze, St. Pauli, Altona, Ottensen und Bahrenfeld. „Bei längeren Fahrtstrecken können wir die Qualität nicht gewährleisten.“ Das soll sich bald ändern. Der Gastro-Unternehmer will mit der Produktion der Basiskomponenten und Zutaten in eine größere Halle direkt neben dem jetzigen Firmenstandort umziehen. Auch weitere Pizza-Backstuben sind geplant.

„Unser Angebot kommt an“, sagt Lucas Chatelain. Schon nach der zweiten Woche sei Mission Pizza das am zweithäufigsten gewählte Restaurant bei Lieferando gewesen. Demnächst sollen die Kunden zudem über einen eigenen Online-Shop auf der Internetseite bestellen können. Auch die Speisekarte wird erweitert, neben Pizza sollen auch Salate und Desserts angeboten werden. Inzwischen stehen zwei Fahrer vor dem Ofen von Eraldo Ali in der Schlange und warten darauf, dass er die bestellten Pizzen rausholt. Daneben hat er schon die nächsten Böden vorbereitet.