Kurz nach der Insolvenz des Windkraftanlagen-Herstellers spricht dessen Gründer, Hamburgs Ex-Senator, Fritz Vahrenholt.

Hamburg. Fritz Vahrenholt hat die Repower Systems AG im Jahr 2001 durch den Zusammenschluss mehrerer kleiner Unternehmen der Windkraftindustrie gegründet. Im März 2002 brachte er das Unternehmen an die Börse und stoß die Entwicklung der weltweitgrößten Offshore Windkraftanlage mit einer Leistung von fünf Megawatt an. Sie wurde zum Verkaufsschlager und Repower wuchs.

2007 kam es zu einer spektakulären Übernahmeschlacht zwischen dem französischen Atomenergiekonzern Areva und dem indischen Windenergiekonzern, den die Inder gewannen. Suzlon übernahm den Hamburger Konzern für 1,3 Milliarden Euro. Der Vorstandsvorsitzende Vahrenholt schied aus und wurde anschließend bis 2012 Vorstandschef der für erneuerbare Energien zuständigen RWE-Tochter RWE Innogy. Sein Herz schlug aber immer für Repower Systems, das 2014 in Senvion umbenannt wurde.

Das Abendblatt erreichte Vahrenholt im Auto: „Ich habe gestern im Abendblatt von der Insolvenz erfahren, und ich muss sagen, mir geht es richtig schlecht. Diese Firma ist Teil meines Lebenswerks gewesen“, sagte er. Laut Vahrenholt ist es nach seinem Ausscheiden zu Managementfehlern gekommen, die den Windkraftanlagenhersteller nachhaltig geschwächt hätten: „Zu den aktuellen Schwierigkeiten kann ich nichts sagen. Dafür bin ich zu lange raus. Aber in der Geschichte der Firma sind viele Fehler gemacht worden, das tut weh.“

Vahrenholt: Darum ging Senvion insolvent

Seiner Meinung nach hätte man die Entwicklung von Offshore-Windkraftanlagen weiter vorantreiben müssen, aber die späteren Eigentümer hätten zu sehr auf Landanlagen gesetzt. „Windräder an Land konnten alle Unternehmen produzieren – die großen wie Vestas und Siemens genauso gut oder besser als wir, weil sie schon länger im Geschäft waren. Aber Offshore fingen alle bei Null an. Das war eine Riesenchance“, so Vahrenholt.

Deshalb habe er selbst bei Repower die Entwicklung der 5 Megawatt-Anlage für den Einsatz auf See so vorangetrieben. Das war 2003/2004. „Damals standen wir selbst fast vor der Pleite, weil wir alles Geld in die Entwicklung dieser weltgrößten Windturbine gesteckt hatten. Sie wurde ein großer Erfolg. Aber die späteren Eigentümer haben das nicht weiterverfolgt.“

Ein weiterer Fehler sei das rasante Wachstum gewesen, ohne dass die Finanzkraft der Firma mitwuchs. „Die Projekte wurden immer größer und damit auch finanziell immer schwieriger zu stemmen. Repower hätte sich rechtzeitig um Partner kümmern müssen. Aber das war von den Eigentümern nicht gewünscht“, so Vahrenholt. „Mein großer Traum war immer eine Fusion mit Nordex gewesen: die zwei größten norddeutschen Firmen der Branche vereint, die sich Onshore wie Offshore wunderbar ergänzt hätten – das wäre ein schlagkräftiges Unternehmen geworden. Der Nordex-Vorstand wollte damals aber nicht.“