Hamburg. Bei vielen Händlern reicht es bei kleinen Beträgen inzwischen, die EC-Karte an das Terminal zu halten. Doch es drohen auch Gefahren.
Die EC-Karte kann mehr, als viele denken. Bisher hat man kontaktloses Bezahlen vor allem mit dem Smartphone in Verbindung gebracht, doch nun haben immer mehr Menschen auch EC-Karten im Portemonnaie, mit denen man kontaktlos bezahlen kann. Ob bei dm, Rewe, Edeka oder dem Brezelbäcker Ditsch: In vielen Filialen ist kontaktloses Bezahlen schon möglich.
Die meisten Kunden nutzen ihre EC-Karte noch klassisch, stecken das „Plastikgeld“ in den Terminal an der Kasse. Dabei geht es deutlich einfacher: Die Karte an den Terminal halten, und der Bezahlvorgang ist abgeschlossen. Bis zu einem Betrag von 25 Euro ist das sogar ohne Eingabe der eigenen Geheimzahl möglich.
Wie funktioniert das genau? Wie sicher ist der Bezahlvorgang? Welche Risiken ergeben sich beim Verlust der Karte? Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Wie erkenne ich, ob meine Bankkarte für kontaktloses Bezahlen geeignet ist?
Von den vier oder fünf Symbolen auf der Rückseite der EC-Karte ist jenes für das kontaktlose Bezahlen am unauffälligsten. Es sind vier Wellenlinien, die nach rechts hin immer größer werden. Auch auf den Kassenterminals findet sich dieses Wellensymbol wieder. „Es bedeutet, dass kontaktlose Zahlungen mit dem vom Händler akzeptierten Karten möglich sind“, sagt Kathleen Altmann vom Bundesverband deutscher Banken.
Die Drogeriekette dm hat jetzt ihre Kassenterminals zusätzlich mit der Aufschrift „Kontaktlos bezahlen“ aufgerüstet, damit der Service besser wahrgenommen wird. Etwa 600.000 von rund einer Million Kassenterminals im deutschen Einzelhandel haben schon die technischen Voraussetzungen für mobiles Bezahlen. „Händler machen die Erfahrung, dass die Kunden die Funktion gerne wieder nutzen, wenn sie sie einmal ausprobiert haben“, sagt Horst Rüter vom EHI Retail Institut.
Wie läuft die Ausgabe der neuen Karten bei den Banken?
Während eine Reihe von Banken wie die Commerzbank und die Deutsche Bank erst im vergangenen Jahr mit der Ausgabe der Karten mit dem sogenannten NFC-Chip begonnen haben, sind andere schon deutlich weiter.
Der Bankkunde bekommt in der Regel nur eine neue Bankkarte mit Chip, wenn seine alte Karte regulär abgelaufen ist. Die Kunden können also an dem Ablaufdatum sehen, wann sie mit einer NFC-fähigen Karte ausgestattet werden.
Bei Kreditkarten ist der Chip zum kontaktlosen Bezahlen schon stärker verbreitet. Aber in Deutschland werden Kreditkarten deutlich seltener zum Bezahlen genutzt.
Wie funktioniert das kontaktlose Bezahlen in der Praxis?
Es handelt sich um ein Bezahlen per Funkverbindung, aber mit nur sehr geringem Abstand. NFC steht für Datenübertragung auf kurze Distanz, die sogenannte Near Field Communication. Über eine Entfernung von maximal bis zu vier Zentimetern kommuniziert dann die Karte mit dem Terminal. Das kann auch funktionieren, wenn die Karte noch im Portemonnaie steckt und nur die Geldbörse an das Terminal gehalten wird.
Die Umsätze werden wie bei einer regulären Kartenzahlung vom Girokonto abgebucht. Wurde der Betrag abgebucht, ertönt an der Kasse ein akustisches Signal. Für Einkäufe bis zu 25 Euro ist keine Eingabe der PIN notwendig. Das beschleunigt den Einkauf. Höhere Beträge erfordern die PIN. Der Chip auf der Karte wird erst aktiviert, wenn sich ein Lesegerät in wenigen Zentimetern Abstand befindet. Ein mehrmaliges Abbuchen des Betrages ist nicht möglich.
Treffen mehr als zwei Funksignale zusammen, wird der Bezahlvorgang abgebrochen. Nach Angaben des deutschen Bankenverbandes handelt es sich beim kontaktlosen Bezahlen mittels Chip-Karte oder auch dem Smartphone um das derzeit sicherste digitale Bezahlsystem.
Was ist, wenn ich meine Karte mit der neuen Technologie verliere?
Bis der Verlust bemerkt wird und eine Sperrung der Karte erfolgt, ist Missbrauch nicht ausgeschlossen. Denn auch der Finder kann die Bezahlfunktion ohne PIN nutzen. Eine Identitätskontrolle findet im Geschäft nicht statt. Allerdings haben die Banken Vorkehrungen getroffen, dass damit nicht beliebig oft bezahlt werden kann. Einzelheiten dazu wollen sie allerdings nicht nennen.
Offenbar werden auffällige Abweichungen im Vergleich zur bisherigen Bezahlpraxis geprüft. „So kann der Nutzer der Karte auch bei einem Betrag von unter 25 Euro aus Sicherheitsgründen zur Eingabe der vierstelligen PIN aufgefordert werden“, sagt ein Hamburger Banker, der namentlich nicht genannt werden will.
Die intensive Nutzung der Bezahlfunktion der Girocard durch einen Dieb erscheint damit weniger wahrscheinlich, sofern er nicht in den Besitz der individuellen Geheimzahl gelangen kann. Diese sollte ohnehin an einem sicheren Ort aufbewahrt werden oder ausschließlich im Gedächtnis verbleiben. Viele Banken haben ein maximales Limit für kontaktlose Zahlungen festgelegt, sodass nicht beliebig oft eingekauft werden kann.
„Bei Verlust der Karte ist es wichtig, sie sofort zu sperren, etwa über die zentrale Sperrnummer 116 116“, sagt Kathleen Altmann.
Was ist, wenn dennoch unberechtigt abgebucht wird?
Manche Banken übernehmen eventuelle Schäden, wenn die Kunden nicht grob fahrlässig gehandelt haben. Grob fahrlässig wäre es, die PIN auf der Karte zu notieren oder einen Zettel damit im Portemonnaie aufzubewahren. Unabhängig von den einzelnen Regeln der Banken „ist die maximale Haftung bis zur Verlustmeldung gemäß Paragraf 675v des Bürgerlichen Gesetzbuches auf 50 Euro begrenzt“, sagt Gabriele Schmitz von der Verbraucherzentrale Hamburg.
Nach der Verlustmeldung haftet der Kunde für entstandene Schäden generell nicht mehr. Häufig bieten Geldinstitute ihren Kunden die Möglichkeit an, sich bei getätigten Transaktionen per SMS oder über eine App informieren zu lassen. Diese Nachrichten erfolgen in Echt-Zeit, ein Betrug fällt damit sofort auf.
Kann ich die Funktion zum Bezahlen ohne Kontakt deaktivieren lassen?
Grundsätzlich statten die meisten Banken alle neuen EC-Karten mit der neuen Funktion aus. Kunden können sie aber auf Wunsch deaktivieren lassen.
Wem es nur darum geht, dass seine Karte keine versehentlichen Zahlungen auslöst, kann sich eine spezielle Schutzhülle zulegen. Zahlreiche Online-Händler bieten solche Hüllen an, die jegliche Funksignale abblocken. So ist es unmöglich, dass Ihr NFC-Chip aktiviert wird, wenn die Karte in der Hülle ist. Dadurch können Verbraucher sicherstellen, dass Betrüger auch auf kürzeste Distanz keine Chance haben, eine unautorisierte Zahlung von Ihrer Karte durchzuführen.
Wie sieht es bei der neuen Technik mit dem Datenschutz aus?
„Die kontaktlose Kommunikation zwischen Karte und Terminal an der Ladenkasse erfolgt verschlüsselt“, sagt Kathleen Altmann vom Bankenverband. Den Sparkassen zufolge speichert der NFC-Chip keine Angaben zum normalen Bezahlen mit der Karte oder Informationen über das Geldabheben an Automaten. Allerdings entscheiden die einzelnen Banken, was genau auf dem Chip gespeichert wird.
Hintergrund: Diese Banken und Geschäfte unterstützen bald Apple Pay