Hamburg. Nach der spektakulären Pleite seiner Holding 2017 hat der bekannte Hamburger eine neue Schifffahrtsgesellschaft gegründet.

Bertram Rickmers meldet sich zurück. Knapp zwei Jahre nach der spektakulären Pleite seiner Schifffahrtsgruppe ist der Hamburger Reeder wieder im Geschäft aktiv. Während hiesige Reeder eher Schiffe verkaufen und die deutsche Containerflotte sinkt, hat Rickmers mit seiner neuen Reederei „The Asian Spirit Steamship Company (ASSC) mit Sitz an der Außenalster acht neue Frachter bestellt, die bei einer chinesischen Werft gebaut werden. Die ersten beiden Neubauten sollen bereits in Kürze fertiggestellt werden. Der Rest folgt nach und nach bis 2021.

Schiffe mit modernen Umweltstandards

Es handelt sich um kleinere Containerschiffe des so genannten Feeder-Segments. Sie sind rund 160 Meter lang 24 Meter breit und können 1162 Standardcontainer tragen. Neben ihrer hohen Tragfähigkeit verfügen die Schiffe über eine weitere Besonderheit, mit der sie der Mehrzahl der Frachter dieser Größe überlegen sind: Sie verfügen über die modernsten Umweltstandards, wie ASSC bei Linked-In bekanntgab. Die Neubauten verfügen über Abgasreinigungsanlagen und sehr sparsame Antriebe die auch auf den Einsatz von Flüssigerdgas als Treibstoff ausgelegt sind.

Das kommt auch bei den Charterern gut an, deren Kunden immer mehr Wert auf umweltverträglichere Transporte legen. So sollen die ersten beiden Feeder-Schiffe dem „Hansa International Maritime Journal“ zufolge bereits von einer großen Linienreederei zu einer vergleichsweise hohen Rate von 12.500 US-Dollar pro Tag für drei Jahre gemietet worden sein. Ältere Frachter dieser Größe wurden zuletzt zu maximal 7000 Dollar pro Tag verchartert.

Rickmers Holding hatte mehr als eine Milliarde Euro Schulden

Die Rickmers-Holding hatte im Sommer 2017 Insolvenz angemeldet, nachdem die HSH Nordbank einem über Monate erarbeiteten Rettungsplan die Zustimmung verweigert hatte. Damals hatte das Unternehmen mehr als eine Milliarde Euro Schulden. Rund 700 Millionen allein bei der HSH Nordbank. Den größten Teil der Schulden mussten die Gläubiger allerdings abschreiben.

Zwar konnte der Insolvenzverwalter das Schiffsmanagement der Rickmers Holding an die Bremer Zeaborn Gruppe, des Investors Kurt Zech verkaufen. Der Kaufpreis lag aber nur im zweistelligen Millionen-Bereich. Zeaborn hatte zuvor auch die Rickmers-Linie übernommen. Doch schon damals zeigte sich, dass Bertram Rickmers nicht völlig aus dem Schifffahrtsgeschäft heraus ist. Bei dem Verkauf der Shipmanagement-Sparte hatte sich Rickmers eine Minderheitsbeteiligung an Zeaborn gesichert. Diese soll er erst vor kurzem an den Zeaborn-Eigentümer Zech veräußert haben.

Eco-Schiffe mit geringerem Verbrauch gefragt

Jetzt greift Rickmers, der von der Insolvenz seines Unternehmens nicht persönlich betroffen war, also wieder an. Experten halten seinen Schritt in neue, moderne Feeder-Schiffe zu investieren für nachvollziehbar. „Der große Wettbewerbsdruck lastet derzeit auf den Hauptrouten von Asien nach Europa oder über den Pazifik. Davon ist der Markt mit kleineren Feederschiffen kaum betroffen“, sagt Thomas Wybierek, Schifffahrtsanalyst der NordLB. Zudem seien so genannte Eco-Schiffe mit geringerem Verbrauch gefragt, wenn die Bunkerpreise wieder anziehen.

Insgesamt sei der Chartermarkt unter Druck, weil ab dem 1. Januar 2020 nur noch Schiffskraftstoffe mit einem maximalen Schwefelgehalt von 0,5 Prozent verwendet werden dürfen. Einzige Ausnahmen seien Schiffe, die eben über Abgasreinigungsanlagen verfügen, wie die Neubauten von Rickmers. „ Diese können dann weiter mit Schweröl betankt werden, das derzeit etwa 300 US-Dollar pro Tonne günstiger ist, als der schwefelreduzierte Kraftstoff“, so Wybierek. „Das ist ein Wettbewerbsvorteil gegenüber allen Frachtern ohne Abgaswäsche.“ Schließlich sei der nachträgliche Einbau solcher Reinigungsanlagen wirtschaftlich belastend, da anschließend weniger Stauraum zur Verfügung stehe. „Das ist bei Neubauten anders, weil da das Schiff um die Reinigungsanlage herum konzipiert wird.“ Reeder erhalten Geld von ausländischen Investoren.

Trendwende am abschmelzenden deutschen Schifffahrtsmarkt?

Auch der Hamburger Schifffahrtsexperte der Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers (pwc), Claus Brandt findet die Investition von Rickmers in kleinere Containerschiffe verständlich. „Es wurde in den vergangenen Monaten vorwiegend in große Schiffe investiert. Dabei werden gerade von den kleineren Feeder-Schiffen in der nächsten Zeit eine ganze Reihe verschrottet.“ Zur Finanzierung von Rickmers könne er nichts sagen. Es sei aber auffallend, dass deutsche Reeder zunehmend ausländische Investoren als Finanziers gewinnen würden. „Es ist nur zu früh, um von einer Trendwende am abschmelzenden deutschen Schifffahrtsmarkt zu sprechen.“

Geschäftsführer der ASSC ist der Sohn von Bertram, Clasen Rickmers. Bertrams Bruder Erck Rickmers ist übrigens nicht in das neue Unternehmen involviert. Er hatte sein Schifffahrtsunternehmen im Februar 2018 anders als Bertram ohne Not verkauft – natürlich an die Zeaborn-Gruppe.