Essen. Im wichtigen Deutschlandgeschäft haben sich die Umsätze schlechter entwickelt als erwartet. Aldi Nord schreibt erstmals rote Zahlen.
Aldi Nord schreibt erstmals in der Geschichte rote Zahlen in Deutschland. Die Umsätze des 1946 in Essen gegründeten Discounters hätten sich 2018 schlechter entwickelt als erwartet, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit.
Gleichzeitig müsse der Händler hohe Kosten für die vor zweieinhalb Jahren gestartete Modernisierung seines Filialnetzes verkraften, erklärte ein Unternehmenssprecher die Entwicklung.
Auslandstöchter halten Konzern in den schwarzen Zahlen
Die Gewinne der Auslandstöchter werden nach seinen Angaben allerdings dafür sorgen, dass Aldi Nord als Ganzes auch 2018 nicht in die roten Zahlen rutscht. Zuvor hatten bereits die „Lebensmittel Zeitung“ und das „Manager Magazin“ darüber berichtet.
Eigentlich sollte 2018 ein Erfolgsjahr für Aldi Nord werden. Der Handelsriese hatte im vergangenen Jahr damit begonnen, seine lange vernachlässigten Filialen im großen Stil zu modernisieren.
Filialen sollen heller, freundlicher und großzügiger werden
Mit dem Investitionsprogramm „Aniko“ (Aldi Nord Instore Konzept) sollten sie heller, freundlicher und großzügiger werden. Weg vom kargen Neonlicht und den Holzpaletten der Vergangenheit – hin zu einer gemütlichen Einkaufsatmosphäre mit mehr frischem Obst und Gemüse sowie einer großen Auswahl an Backwaren, hieß die Devise. Eine Milliarde Euro wollte sich der Billiganbieter das europaweit kosten lassen.
Der Discounter erhoffte sich davon aufgrund der Erfahrungen in Testfilialen kräftige Umsatzzuwächse. Doch die Wirklichkeit sah anders aus. Trotz der guten Konjunktur und der hohen Investitionen wird Aldi Nord nach eigenen Angaben in diesem Jahr im deutschen Geschäft lediglich ein bescheidenes Umsatzplus von rund einem Prozent erzielen. Damit dürften die Essener deutlich hinter den Konkurrenten herhinken.
Jede Woche 40 geschlossene Filialen
Für die schwache Umsatzentwicklung machen Kenner der Vorgänge nicht nur die Tatsache verantwortlich, dass Woche für Woche gut 40 Filialen wegen der notwendigen Umbauarbeiten geschlossen waren und ihr Umsatz ausfiel. Wichtiger war vielleicht noch, dass der Umgang mit dem neuen Ladenkonzept Viele im Unternehmen erst einmal überforderte.
Es habe unter anderem Probleme bei der Warenverfügbarkeit und bei der Personaleinteilung gegeben, was das Geschäft spürbar beeinträchtigt habe, hieß es. Die Schwierigkeiten waren wohl auch ein Grund für den überraschenden Abgang von Aldi-Nord-Chef Marc Heußinger im Herbst dieses Jahres.
Viele Probleme für den neuen Chef Torsten Hufnagel
Wie die Deutsche Presse-Agentur erfuhr, wurde Heußinger innerhalb des Unternehmens und von den Eigentümerfamilien vorgeworfen, er setze das Modernisierungsprogramm nicht schnell genug um. Sein Nachfolger Torsten Hufnagel, der als Erfinder von „Aniko“ gilt, muss nun die Probleme in den Griff bekommen.
Dabei geht es nicht nur darum, dafür zu sorgen, dass das teure Modernisierungsprogramm doch noch die hohen Erwartungen erfüllt. Auch andere Baustellen muss Hufnagel angehen. So will Aldi Nord bei der Auslandsexpansion Gas geben. Gleichzeitig sollen die Einkaufsorganisation und die Managementstruktur verbessert werden.
Für Aldi Nord dürfte auch 2019 schwierig werden
„Es gibt kein Sparprogramm. Es gibt keinen Personalabbau, sondern ganz im Gegenteil eine radikale Modernisierung“, kündigte der Unternehmenssprecher an. Doch werde auch 2019 wohl noch einmal ein schwieriges Jahr für das Unternehmen.
An Geld soll es bei dem Umbau nicht mangeln. „Die Investitionen werden sowohl aus dem Cashflow und den Rücklagen getätigt, als auch durch Gesellschaftereinlagen sichergestellt“, betonte der Unternehmenssprecher. (mbr/dpa)