Berlin. Mit Torgservis scheint ein neuer Discounter auf den deutschen Markt zu drängen. Dabei erinnert vieles an frühere Aldi- und Lidl-Märkte.

Torgservis nennt sich eine russische Supermarkt-Kette, die laut Berichten nun auf den deutschen Markt drängt. Der Name klingt fremd, doch das Konzept des Discounters dürfte vielen bekannt vorkommen. Das Unternehmen bedient sich wohl einer Strategie, die einst Aldi und Lidl ausmachte.

Wie die „Lebensmittelzeitung“ (Bezahlinhalt) berichtet, sucht die deutsche Firma TS Market mit Sitz in Berlin aktuell nach Standorten, in die Filialen von Torgservis einziehen könnten. Die Räumlichkeiten sollten demnach zwischen 800 und 1200 m² Verkaufsfläche haben, eine gute Straßenanbindung und Parkplätze haben.

So sahen Filialen von Aldi Süd früher aus.
So sahen Filialen von Aldi Süd früher aus. © picture alliance / Ulrich Baumga | dpa Picture-Alliance / Ulrich Baumgarten

Deutsche Kunden dürfte die Discounter-Kette mit auf eine Zeitreise nehmen. Bilder aus den Märkten in Russland erinnern an Szenen bei Aldi oder Lidl oder auch Netto vor mindestens 20 Jahren: Toilettenpapier, Töpfe und Süßigkeiten stapeln sich im Laden. Die einzige Ladeneinrichtung scheinen Paletten und simple Regale zu sein, wie ein Beitrag des ProSieben-Magazins „Galileo“ nahelegt. Die Strategie: Torgservis spart an Ausstattung und Service, um die Preise so gering wie möglich zu halten.

Warum Aldi und Lidl wohl weiterhin billiger bleiben?

Doch kann Torgservis mit diesem Konzept wirklich Aldi und Lidl angreifen? In Polen zumindest scheint das Unternehmen nach Lieferanten zu suchen, die Dumping-Preise anbieten können. Laut torgservis.pl sollten Lieferanten für die geplanten polnischen Märkte 20-30 günstiger sein als die Konkurrenz. Wie der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) berichtet, dürfte das in Deutschland bei Discount-Artikeln aber kaum möglich sein.

So würden Aldi und Lidl so große Mengen bei Produzenten abnehmen, dass sie die Preise drücken könnten, heißt es unter Berufung auf den Professor für Handelsbetriebslehre Thomas Roeb beim MDR. Auch wenn die Discounter ihre Läden mittlerweile modernisiert haben, heißt das also nicht, dass sie nicht weiterhin günstige Preise anbieten können.

Erste Läden in Ostdeutschland geplant

Der Sender vermutet auch, dass es Torgservis nicht nur um niedrige Preise, sondern um eine Marktlücke gehe. So bieten Torgservis bzw. die Schwesterfirma Svetopol in Russland fast ausschließlich Eigenmarken und typisch russische Produkte an – Produkte, die man in Deutschland bisher nur in kleinen Läden bekommt. Mit professionellen Strukturen und in großen Läden könnte Torgservis also die Marktlücke schließen und russische Produkte im großen Stil anbieten.

Die ersten Märkte sollen in Städten und Gemeinden mit mindestens 80.000 Einwohnern entstehen. Aktuell sucht TS Market Standorte in Berlin, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern.

Die „Mitteldeutsche Zeitung“ will erfahren haben, dass der erste Torgservis in Deutschland Ende 2018 in Leipzig eröffnen soll. Eine Anfrage unserer Redaktion, ob Torgservis auch in West- und weiteren Teilen Norddeutschlands expandieren will, blieb zunächst unbeantwortet.

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