Hamburg. In Hamburg werden 1000 Medaillen mit dem Konterfei des Altkanzlers geprägt. Was Sammler beachten sollten.
Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) überlässt nichts dem Zufall. Sorgfältig streift er sich die Handschuhe über, bevor er schließlich einen Rohling aus Silber in die Presse legt. „Ich habe mir das vorher hier alles schon einmal angesehen, damit ich nichts falsch mache“, sagt Dressel. Vier Fernsehkameras und zahlreiche Fotoobjektive sind auf ihn gerichtet, als er per Knopfdruck die tonnenschwere Presse in der Hamburgischen Münze in Rahlstedt am Montag bedient.
Dort, wo normalerweise zig Millionen Euro-Münzen hergestellt und auch Sammlermünzen aus Gold und Silber gefertigt werden, geht es am Montag um Helmut Schmidt. Dressel prägt das erste Exemplar einer streng limitierten Gedenkmedaille aus reinem Silber zum bevorstehenden 100. Geburtstag von Helmut Schmidt am 23. Dezember. Noch ein prüfender Blick auf den Silberrohling, dann senkt sich das Sicherheitsfenster der Presse. Vier Schläge mit einem Gewicht von jeweils 140 Tonnen sind nötig, um die Sonderprägung herzustellen.
Würdiges Symbol
Auf der Vorderseite ist ein Porträt des Altkanzlers zu sehen. „Mit erhobenen Fingern, aber ohne Zigarette ist Helmut Schmidt gut getroffen“, sagt Dressel. Es sei ein schönes und würdiges Symbol für einen großen Hamburger. Die Rückseite zeigt das Große Staatswappen der Freien und Hansestadt Hamburg. Der Entwurf stammt von dem Künstler Bodo Broschat, aus dessen Feder auch das Motiv für die Zwei-Euro-Münze zu Ehren von Helmut Schmidt stammt.
Erst vor gut einem Jahr hatte die Hamburger Münze mit der Prägung eines Zwei-Euro-Stücks begonnen, von dem in Deutschland insgesamt 30 Millionen Stück hergestellt wurden. Auch damit sollte das Lebenswerk des berühmten Hamburgers zu seinem 100. Geburtstag gewürdigt werden. Schmidt war am 10. November 2015 gestorben.
Medaille besteht aus einer Feinunze Silber
Mit der Prägung des ersten Stücks der insgesamt 1000 Exemplare ist aber Dressels Arbeit noch nicht erledigt. Die Gedenkmünze, die in Zusammenarbeit mit der MDM Münzhandelsgesellschaft entstand, wird nur 1000-mal geprägt. „Jedes Stück wird am Rand mit einer Seriennummer versehen“, sagt Ralph Thiemann, Chef der Hamburgischen Münze. Dressel spannt die Medaille in eine Maschine ein und versieht sie mit der Prägung 0001. „In einem zweiten Arbeitsgang wird dann noch die Gesamtauflage 1000 in den Rand eingraviert“, sagt Thiemann.
Die Medaille besteht aus einer Feinunze Silber (31,1 Gramm) und wird von MDM zum Preis von 99 Euro angeboten, wobei der reine Materialwert für eine Silberunze gegenwärtig bei rund 13 Euro liegt. „Das Interesse an der Medaille ist groß. Für ein Viertel der Gesamtauflage von 1000 Stück haben wir schon Vorbestellungen vorliegen“, sagt Kunigunde Dudek von MDM. Helmut Schmidt sei eine prägende Persönlichkeit über die Grenzen Hamburgs hinaus gewesen.
Das Unternehmen hat bereits 15 Silber- und Goldprägungen herausgebracht, die die wichtigsten politischen Stationen von Helmut Schmidt nachzeichnen, etwa als Verteidigungs- oder Finanzminister sowie seine Freundschaft mit dem ehemaligen französischen Präsidenten Valéry Giscard d’Estaing. Doch eine steigende Wertentwicklung ist nicht garantiert. Es gehe in erster Linie um eine Anlage mit einem emotionalen Wert, sagt Dudek.
In Foren im Internet klagen die Besitzer von Medaillen, dass sie beim Verkauf oft nur den Materialwert bekommen. Doch der Preis wird von Angebot und Nachfrage bestimmt, und an der Nachfrage fehlt es oft. Diese Medaille für Helmut Schmidt gibt es zwar nur streng limitiert. Aber auf der Internetseite von MDM finden sich zahlreiche weitere Gedenkprägungen für Helmut Schmidt in Gold und Silber. Das günstigste Exemplar kostet nur 10 Euro und sieht der am Montag vorgestellten Prägung zum Verwechseln ähnlich, hat aber einen deutlich geringeren Silbergehalt und ein geringeres Gewicht. Davon wurden 50.000 Stück geprägt, ebenfalls in der Hamburgischen Münze.
Unangenehme Überraschungen
Bei Gedenkmünzen oder Medaillen locken die Anbieter oft mit limitieren Auflagen und der Attraktivität für Sammler. Solche Münzen aus Liebhaberei zu kaufen, ist nicht selten. Wer sie aber wegen der möglichen Rendite erwirbt, kann unangenehme Überraschungen erleben, warnt die Stiftung Warentest. Nur wenn sich eine Münze bei Sammlern reger Nachfrage erfreut, seien steigende Preise die Folge. Gerade bei Medaillen macht es aber deren Vielfalt an Themen, Formaten und numismatischen Merkmalen schwer, auf künftige Wertsteigerungen zu setzen, weil häufig die Nachfrage fehlt.
Selbst historische Goldmünzen glänzen nicht automatisch mit einem Wertzuwachs, der über den Materialwert hinausgeht. Das gilt auch für die weit verbreiteten 20-Mark-Prägungen von Wilhelm II. von Preußen. „Die wichtigsten Kriterien für historische Goldmünzen sind Seltenheit und eine gute Erhaltung“, sagt Robert Hartmann, Geschäftsführer des Edelmetallhändlers Pro Aurum. Wer mit Münzen Geld verdienen will, braucht Ausdauer und viel Wissen. Mit Medaillen dürfte das noch schwieriger werden, auch wenn sie Helmut Schmidt zeigen.