Berlin. Die Deutsche Bahn will ihr Angebot im Fernverkehr deutlich ausbauen. Etwa 700 Millionen Euro sind für 18 neue ICE-4-Züge vorgesehen.

Die Deutsche Bahn rüstet auf. Um der steigenden Nachfrage von Reisenden gerecht zu werden, bestellt der Staatskonzern mehr Fernzüge. Die Investitionen in die Fahrzeugflotte soll von 5,3 Milliarden Euro um rund eine Milliarde Euro aufgestockt werden. Dies hat der Aufsichtsrat des Konzerns beschlossen, teilte das Unternehmen mit.

Etwa 700 Millionen Euro sind für 18 neue ICE-4-Züge von Siemens vorgesehen sowie für den Kauf von 50 Einzelwagen, mit denen bereits bestellte ICE 4 um einen Wagen von 12 auf 13 Abschnitte verlängert werden sollen.

Erste ICE-Flotte soll modernisiert werden

Mit weiteren rund 320 Millionen Euro will die Bahn ihre ICE-1-Flotte modernisieren, die seit 1991 in Betrieb ist. Die ICE 1 sollen unter anderem neue Sitzbezüge und Teppichböden erhalten, ein neues Fahrgastinformationssystem und eine bessere Antriebstechnik. Dies ist eine Voraussetzung, um sie bis zum Jahr 2030 weiter einzusetzen.

„Mit diesen zusätzlichen Investitionen machen wir die Schiene noch attraktiver“, kündigte Vorstandschef Richard Lutz an. „Für unsere Fahrgäste im Fernverkehr bedeutet das mehr Platz, mehr Komfort und ein größeres Angebot.“ Mit den Investitionen senke die Bahn zudem das Durchschnittsalter ihrer Fahrzeuge, schaffe zusätzliche Kapazitäten und werde flexibler, sagte der Vorstand für den Personenverkehr, Berthold Huber: „So können wir die Zuverlässigkeit und das Platzangebot auf nachfragestarken Strecken verbessern.“

Wie unpünktlich ist die Deutsche Bahn wirklich?

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    Bahn will Fahrgastzahlen in nächsten Jahren verdoppelt

    Der 13-teilige ICE 4 wird künftig 375 Meter lang sein und damit der längste Personenzug der Deutschen Bahn. Die Züge haben 918 Sitzplätze – 88 mehr als die ICE mit zwölf Wagen. Auch von den kürzeren, siebenteiligen ICE 4 will die Bahn mehr in Auftrag geben – statt 19 sollen es nun 37 werden.

    Die Zahl der Bahnreisen steigt seit Jahren. 2017 waren es im Fernverkehr 142 Millionen Fahrten – 13 Millionen mehr als noch drei Jahre zuvor. Für dieses Jahr wird ein neuer Fahrgastrekord erwartet. Und die Ziele sind noch ambitionierter. Auf Wunsch der Bundesregierung soll die Bahn bis 2030 doppelt so viele Reisende befördern wie heute – und zwar rund 290 Millionen Fahrgäste im Fernverkehr statt 145 Millionen.

    Im August waren nur 69,8 Prozent der Züge pünktlich

    Die Verlängerung der Züge ist ein Mittel, um dieses Ziel zu erreichen. Eine weitere maßgebliche Verbesserung soll durch die Digitalisierung des Schienennetzes erfolgen. Dadurch soll die Kapazität um 20 Prozent erhöht werden.

    Das sind die vier ICE-Generationen

    Mit den ICE begann fahrplanmäßig am 2. Juni 1991 die Ära der Hochgeschwindigkeitszüge in Deutschland. Wir zeigen die vier Generationen. Der begeisterte Eisenbahn-Fan Günther Voß steht am 2. Juni 1991 in Seesen (Niedersachsen) neben einem ICE der ersten Generation. Voß hat für den ersten fahrplanmäßigen Start des Inter City Express von Hamburg nach München 148 Fahrgastplätze gebucht und davon 146 zum Selbstkostenpreis angeboten. Zwei besondere Plätze nahmen er und seine Frau ein. Nach Schnupperfahrten mit den im Vergleich zu damaligen Bahnen futuristisch wirkenden Intercity-Express-Zügen begann am 2. Juni 1991 der Verkehr nach Fahrplan. Voß machte als selbsterklärter Bahntester Furore und wurde zum oft interviewten Ansprechpartner für Medien. 2013 startete er mit 74 Jahren nach eigenem Bekunden aber seinen letzten Test.
    Mit den ICE begann fahrplanmäßig am 2. Juni 1991 die Ära der Hochgeschwindigkeitszüge in Deutschland. Wir zeigen die vier Generationen. Der begeisterte Eisenbahn-Fan Günther Voß steht am 2. Juni 1991 in Seesen (Niedersachsen) neben einem ICE der ersten Generation. Voß hat für den ersten fahrplanmäßigen Start des Inter City Express von Hamburg nach München 148 Fahrgastplätze gebucht und davon 146 zum Selbstkostenpreis angeboten. Zwei besondere Plätze nahmen er und seine Frau ein. Nach Schnupperfahrten mit den im Vergleich zu damaligen Bahnen futuristisch wirkenden Intercity-Express-Zügen begann am 2. Juni 1991 der Verkehr nach Fahrplan. Voß machte als selbsterklärter Bahntester Furore und wurde zum oft interviewten Ansprechpartner für Medien. 2013 startete er mit 74 Jahren nach eigenem Bekunden aber seinen letzten Test. © dpa Picture-Alliance | Hans Henning Fränkel
    Mittlerweile hat die Bahn 271 der Züge in ihrer Flotte. Im Jahr 2015 waren Fahrgäste 80 Millionen Mal mit dem ICE unterwegs und reisten durchschnittlich 318 Kilometer weit. Die ICE-Familie besteht bislang aus vier Generationen. Die ICE 1 der ersten Generation fahren maximal 280 Kilometer pro Stunde. Die 59 Züge haben jeweils zwei Triebköpfe sowie zwölf Mittelwagen und sind 358 Meter lang.
    Mittlerweile hat die Bahn 271 der Züge in ihrer Flotte. Im Jahr 2015 waren Fahrgäste 80 Millionen Mal mit dem ICE unterwegs und reisten durchschnittlich 318 Kilometer weit. Die ICE-Familie besteht bislang aus vier Generationen. Die ICE 1 der ersten Generation fahren maximal 280 Kilometer pro Stunde. Die 59 Züge haben jeweils zwei Triebköpfe sowie zwölf Mittelwagen und sind 358 Meter lang. © imago | STAR-MEDIA
    Die ICE 2 sind seit 1996 in Betrieb und ebenfalls für Tempo 280 zugelassen. Im Fuhrpark sind 44 Züge, von denen sich je zwei zusammenkuppeln lassen. Alle wurden nach Angaben der Bahn bis zum Jahr 2013 modernisiert. Die Zuglänge beträgt 205 Meter.
    Die ICE 2 sind seit 1996 in Betrieb und ebenfalls für Tempo 280 zugelassen. Im Fuhrpark sind 44 Züge, von denen sich je zwei zusammenkuppeln lassen. Alle wurden nach Angaben der Bahn bis zum Jahr 2013 modernisiert. Die Zuglänge beträgt 205 Meter. © ICE2 | Jet-Foto Krahnert
    Der ICE T mit Neigetechnik ist seit 1999 in Betrieb und erreicht Tempo 230. Der Mechanismus, der die Triebfahrzeuge bei Kurvenfahrten in Schräglage bringt, ...
    Der ICE T mit Neigetechnik ist seit 1999 in Betrieb und erreicht Tempo 230. Der Mechanismus, der die Triebfahrzeuge bei Kurvenfahrten in Schräglage bringt, ... © Deutsche Bahn AG | Uwe Miehte
    ... ist aber mittlerweile in allen Zügen wegen technischer Probleme abgeschaltet.
    ... ist aber mittlerweile in allen Zügen wegen technischer Probleme abgeschaltet. © Deutsche Bahn AG | Uwe Miethe
    Die ICE 3 kamen zur Weltausstellung Expo 2000 im niedersächsischen Hannover in die Flotte. Die schnellsten Züge der Republik sind auf eine Höchstgeschwindigkeit von 330 Kilometern pro Stunde zugelassen.
    Die ICE 3 kamen zur Weltausstellung Expo 2000 im niedersächsischen Hannover in die Flotte. Die schnellsten Züge der Republik sind auf eine Höchstgeschwindigkeit von 330 Kilometern pro Stunde zugelassen. © Deutsche Bahn AG | Deutsche Bahn AG
    In Deutschland brettern sie mit bis zu Tempo 300 über die Gleise. Die Bahn hat inzwischen 79 dieser Züge – mit einer Zuglänge von 200 Metern.
    In Deutschland brettern sie mit bis zu Tempo 300 über die Gleise. Die Bahn hat inzwischen 79 dieser Züge – mit einer Zuglänge von 200 Metern. © Deutsche Bahn AG | Deutsche Bahn AG
    Rund drei Monate nach dem 25. Geburtstag des ICE stellte die Deutsche Bahn und Vorstandsvorsitzender, Rüdiger Grube, am 14. September 2016 die vierte Generation des Hochgeschwindigkeitszugs vor. Am 10. Dezember 2017 startete der ICE 4 mit einer Zuglänge von 346 Metern nach einer einjährigen Testphase in den Regelbetrieb.
    Rund drei Monate nach dem 25. Geburtstag des ICE stellte die Deutsche Bahn und Vorstandsvorsitzender, Rüdiger Grube, am 14. September 2016 die vierte Generation des Hochgeschwindigkeitszugs vor. Am 10. Dezember 2017 startete der ICE 4 mit einer Zuglänge von 346 Metern nach einer einjährigen Testphase in den Regelbetrieb. © dpa | Soeren Stache
    Mit 250 km/h Spitzengeschwindigkeit ist die neueste Generation langsamer als ihr Vorgänger, verbraucht aber weniger Energie und beschleunigt schneller. Gründe sind eine verbesserte Aerodynamik und ein geringeres Gewicht. Der Antrieb ist auf sechs Wagen verteilt. Fällt eines der sechs Systeme aus, kann das Flaggschiff des DB Fernverkehrs trotzdem weiterfahren. Der ICE 4 ist auf den Strecken Hamburg – München und Hamburg – Stuttgart unterwegs.
    Mit 250 km/h Spitzengeschwindigkeit ist die neueste Generation langsamer als ihr Vorgänger, verbraucht aber weniger Energie und beschleunigt schneller. Gründe sind eine verbesserte Aerodynamik und ein geringeres Gewicht. Der Antrieb ist auf sechs Wagen verteilt. Fällt eines der sechs Systeme aus, kann das Flaggschiff des DB Fernverkehrs trotzdem weiterfahren. Der ICE 4 ist auf den Strecken Hamburg – München und Hamburg – Stuttgart unterwegs. © Deutsche Bahn AG | SIEMENS
    Vergleich der fünf Generationen der Hochgeschwindigkeitszüge der Deutschen Bahn.
    Vergleich der fünf Generationen der Hochgeschwindigkeitszüge der Deutschen Bahn. © dpa-infografik | dpa-infografik GmbH
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    Zudem soll die Pünktlichkeit der Fernzüge verbessert werden. In den vergangenen Monaten verfehlte die Bahn regelmäßig ihre selbst gesteckten Ziele. Im August fuhren nur 69,8 Prozent der Züge pünktlich, nach 72,1 Prozent im Juli. Grund dafür war die anhaltende Hitze, die zu vermehrten Störungen an Fahrzeugen und in der Infrastruktur führte. Lediglich die täglich rund 23.000 Nahverkehrszüge erreichen laut Bahn zu 95 Prozent ihr Ziel pünktlich.

    „Die Verlängerung der Züge schafft neue Kapazitäten“, sagt Karl-Peter Naumann, Ehrenvorsitzender des Fahrgastverbandes Pro Bahn, unserer Redaktion. „Doch das reicht nicht. Das Gesamtsystem muss erweitert werden. Wir brauchen vor allem eine bessere Infrastruktur – und das bedeutet weitere Gleise, um mehr Züge fahren zu können.“