Berlin/Hamburg. 124.000 Fahrzeuge in Hamburg fallen unter die betroffenen Abgasnormen. Der Bundesverkehrsminister erwägt nun doch Motor-Umbauten
Kommen Fahrverbote für ältere Diesel in Deutschland, trifft das mindestens 1,3 Millionen Fahrzeuge. Es geht um 476.000 Autos mit der Abgasnorm Euro 4 sowie 841.000 noch recht neue Fahrzeuge mit Euro 5, die in den 43 am stärksten mit Stickoxid belasteten Städten zugelassen sind.
Das geht aus einer Antwort des Bundesverkehrsministeriums auf eine Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion hervor. Das Papier liegt dieser Redaktion vor. In Hamburg sind laut Bundesverkehrsministerium 43.545 Euro-4-Diesel sowie 80.803 Diesel mit Euro 5 zugelassen. Fahrverbote würden darüber hinaus alle Autofahrer treffen, die mit solchen Diesel-Pkw aus dem Umland in die jeweiligen Städte pendeln.
Die stark mit gesundheitsgefährdendem Stickoxid belasteten Städte liegen – mit Ausnahme von Berlin – ausschließlich in Westdeutschland. Darunter sind Metropolen wie Hamburg, Frankfurt und Stuttgart, wo es bereits Fahrverbote gibt oder bald drohen.
Die Autos mit der älteren Abgasnorm kamen bis Anfang 2011 in den Handel, die jüngeren Modelle bis September 2015. Einige Autos sind also gerade einmal drei Jahre alt. „Nur über eine Hardware-Nachrüstung von Euro-5-Dieseln kann jetzt das Schlimmste noch verhindert werden“, sagt der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen, Oliver Krischer, dem Abendblatt. Noch in diesem Jahr stünden Gerichtstermine zu Diesel-Fahrverboten in Berlin, Köln und Wiesbaden an.
Bislang wollen die Autohersteller die Abgaswerte von alten Diesel-Pkw allein durch neue Motorsoftware verbessern. Umbauten lehnt die Branche ab. Experten sehen darin jedoch die einzige Möglichkeit, um Fahrverbote zu verhindern. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU), der Nachrüstungen bislang ebenfalls ablehnte, hatte am Freitag einen Kurswechsel angekündigt. „Wir werden uns technische Gedanken machen, wie wir bestehende Fahrzeuge noch sauberer bekommen“, sagte er.
Technische Nachrüstungen hielt Scheuer bei Euro-5-Dieseln für möglich. Bei älteren Euro-4-Modellen schloss er diese hingegen aus. Der Koalitionspartner SPD hatte sich bereits für einen Stufenplan ausgesprochen, nach dem vor allem Diesel in Städten umgerüstet werden sollen, in denen Fahrverbote drohen. Die Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) besteht schon lange auf Umrüstungen.