Hausbruch. Die Bierproduktion in Hausbruch soll acht Monate später beginnen. Das Unternehmen bleibt nun überraschend länger in Altona

    Anfangs war ein Termin in den ersten Monaten dieses Jahres im Gespräch, dann hieß es, die Holsten-Brauerei werde im Frühjahr 2019 von Altona nach Hausbruch umziehen und dort die Bierproduktion starten. Doch jetzt steht fest: Holsten bleibt länger in Altona, der Umzug ins Gewerbegebiet Heykenaukamp nahe der A 7 verzögert sich. Dort solle nun im November 2019 das erste Bier gebraut werden, sagte Holsten-Chef Sebastian Holtz dem Abendblatt.

    Dazu hat sich das Unternehmen aus rein praktischen Gründen entschieden. „Die Bauarbeiten in Hausbruch verlaufen planmäßig, die Brauerei wird bis Frühjahr 2019 fertiggestellt sein“, sagt Holtz. Er sagt aber auch: „Eine Inbetriebnahme im März 2019 würde bedeuten, dass wir bei Startschwierigkeiten direkte Auswirkungen auf die Saison spüren würden.“ Das aber will der Holsten-Chef nicht riskieren. „Wir planen im kommenden Jahr mit steigenden Absätzen.“ Deshalb müsse sichergestellt sein, dass in den Monaten, in denen besonders viel Bier verkauft wird, die Herstellung von Holsten und Astra reibungslos abläuft.

    Die Chance, den Produktionsstart in den Spätherbst des kommenden Jahres zu verlegen, ergibt sich für das Unternehmen, weil es länger als ursprünglich geplant am alten Standort in Altona bleiben kann. Denn die Entwicklung des heutigen Holsten-Areals an der Holstenstraße, wo etwa 1500 Wohnungen, Büros, Einzelhandel und ein Hotel entstehen sollen, verzögert sich. Die Brauerei hat ihren Sitz hier seit 1879 und hatte das Filetgrundstück vor zwei Jahren verkauft. Ein Baubeginn auf dem alten Holsten-Areal ist nun aber nicht vor dem Jahr 2021 geplant: „Deshalb können wir länger an unserem alten Standort bleiben“, sagt Holtz.

    Auf der Baustelle am Heykenaukamp sind derweil rund 70 Bauarbeiter im Einsatz. 55.000 Quadratmeter ist das Grundstück groß. Der erste Spatenstich war im Oktober vergangenen Jahres. Inzwischen steht eine 25.000 Quadratmeter große und bis zu 15 Meter große Halle. Auf etwa einem Drittel der Fläche findet künftig die Produktion statt. Die Läuterbottiche, in denen die festen Bestandteile aus der Maische herausgefiltert werden, sind bereits eingebaut worden. In Kürze beginnt der Innenausbau der Halle, der Fußboden wurde bereits verlegt. 14 Lager- und Gärtanks wurden in Altona ausgebaut und werden in Hausbruch wieder eingesetzt. 30.000 Quadratmeter Lagerfläche sind auf dem Außengelände geplant. „Hier werden künftig pro Tag bis zu 100 Lkw mit Bier beladen“, sagt Holtz, während er Baustellenrundgang unter dem Dach über der Lagerrampe steht. In der Halle selbst sollen künftig pro Jahr bis zu eine Million Hektoliter Bier produziert werden. In Altona gibt es Kapazitäten für drei Millionen Hektoliter, aber die werden seit Jahren nicht ausgeschöpft.

    „Wir haben hier die Möglichkeit, eine Brauerei nach modernsten Gesichtspunkten und mit neuester Technik zu bauen. Es ist für uns eine wichtige Investition in die Zukunft“, sagt der 39-Jährige, der seit August 2015 die Geschicke des Unternehmens lenkt. Zudem sei die Autobahnanbindung ideal, vor allem aber liege die Brauerei nun nicht in einem Wohngebiet – Konflikte mit Anwohnern könne es nicht geben.

    Die Suche nach einem passenden Grundstück hatte sich über Jahre hingezogen. Etwa 20 Standorte prüfte die Brauerei, die zur dänischen Carlsberg Gruppe gehört, in Hamburg. Immer wieder gab es Gerüchte, dass das Unternehmen der Hansestadt den Rücken kehrt und außerhalb der Stadtgrenzen baut. Es kam anders. „Holsten gehört zu Hamburg, und deshalb haben wir uns für Hausbruch entschieden“, sagt Holtz.

    Dort soll von November 2019 an von Montag bis Freitag in drei Schichten rund um die Uhr gearbeitet werden. Inzwischen steht fest, dass etwa 70 der in Altona derzeit noch 450 Mitarbeiter gehen müssen: „Wir haben bereits einen sehr umfangreichen Sozialplan mit der Gewerkschaft und dem Betriebsrat verhandelt“, sagt der Brauereichef.

    Seine Absatzzahlen nennt das Unternehmen grundsätzlich nicht. Holtz sagt aber: „Wir hatten einen guten Sommer, konnten die Absatzzahlen gegenüber dem vergangenen Jahr steigern. Dazu hat auch die Fußball-Weltmeisterschaft beigetragen. Besonders Astra konnte zuletzt im deutlich zweistelligen Prozentbereich wachsen.“

    Nach Hausbruch wird auch das Labor umziehen, in dem das Bier vor der Auslieferung untersucht wird. Die Verwaltung des Unternehmens mit rund 200 Mitarbeitern bleibt hingegen am alten Standort und wird dort in einigen Jahren in einen Neubau umziehen. Wann das sein wird, ist noch unklar. Der Investor SSN Development, der das rund 86.500 Quadratmeter große Holsten-Areal in Altona entwickelt, wird die ersten Gebäude dort voraussichtlich nicht vor 2024 fertigstellen. „Zunächst werden wir unsere Büros an der Holstenstraße weiter nutzen. Wenn diese abgerissen werden und es noch keinen Neubau gibt, muss eine Zwischenlösung her“, sagt Holsten-Chef Holtz.

    Doch Holsten will nicht allein mit Büros präsent sein: „Wir würden gerne eine Brauwelt mit einer Mikrobrauerei und Gastronomie am alten Standort eröffnen.“ Und die Arbeit in der neuen Brauerei sollen Besucher live erleben können. Holtz kündigt an: „Wir wollen dort auch Führungen anbieten, an einem Konzept wird noch gearbeitet.“