HamburG. Hamburger Traditionsreederei hat große Pläne in Tanger. Opposition warnt vor möglichen Risiken für Hamburger Steuerzahler

    Die Traditionsreederei Hapag-Lloyd expandiert außerhalb ihres Kerngeschäfts. Wie das Hamburger Abendblatt aus Kreisen erfuhr, will sich das Schifffahrtsunternehmen am Hafen von Tanger an der Nordwestspitze Marokkos beteiligen. Dort entsteht westlich des heutigen Containerumschlaghafens Tanger Med 2 ein Ausbau des Containerhafens, an dem Hapag-Lloyd einen Anteil erwerben will. Partner dabei ist Hamburgs zweitgrößter Terminalbetreiber Eurogate.

    Das Unternehmen mit Hauptsitz in Bremen betreibt in Tanger bereits ein Containerterminal an einem 812 Meter langen Kai. Der Umschlag von Eurogate in Marokko ist 2017 um beachtliche 22,9 Prozent auf knapp 1,4 Millionen Standardcontainer (TEU) gestiegen. Die geografisch hervorragende Lage des Containerhafens, direkt an der Straße von Gibraltar und damit an den wesentlichen Ost-West-Routen der Containerschifffahrt, habe das Unternehmen veranlasst, weiterhin in den Standort zu investieren und sich an dem Bau und Betrieb eines weiteren Terminals namens TC3 zu beteiligen, teilte Eurogate im Geschäftsbericht 2017 mit. 50 Prozent an dem Projekt hält der marokkanische Hafenbetreiber Marsa Maroc, die andere Hälfte organisiert Eurogate. Hapag-Lloyd will sich daran beteiligen.

    Wie viele Anteile die Hamburger Reederei mit Hauptsitz am Ballindamm erwerben will, ist noch unklar. Die Gespräche seien noch ganz am Anfang, erfuhr das Abendblatt. Unternehmenssprecher Nils Haupt wollte sich zu dem Vorgang nicht äußern.

    Bisher hat Hapag-Lloyd nur eine direkte Terminalbeteiligung, und zwar in Hamburg. Die Reederei hält 25,1 Prozent an dem Containerterminal Altenwerder (CTA), der Rest gehört der Hamburger Hafen- und Logistik AG. Einer vertraglich vereinbarten asymmetrischen Gewinnverteilung zufolge, erhält Hapag-Lloyd bei der Ausschüttung aber mehr Geld, als die ihnen zustehenden 25 Prozent. Je nach Umschlagsmenge kann der Anteil bei der Gewinnverteilung bis zu 50 Prozent betragen. Die Beteiligung wurde 2001 vereinbart, um über die Hapag-Lloyd AG und ihre Partner in der Schifffahrtsallianz langfristig große Landungsmengen für den Hamburger Hafen zu sichern.

    Inzwischen sinken diese Mengen aber – und damit geraten die von Hapag-Lloyd fest eingeplanten Gewinne in Gefahr. Hauptgrund ist, dass der Containerterminal Altenwerder zwar hocheffizient arbeitet und als Europas größter Eisenbahnhafen durchaus begehrt ist, aber aufgrund der geringen Durchfahrtshöhe der Köhlbrandbrücke von den größten Containerschiffen der neuen Generation nicht mehr angefahren werden kann. Der CTA wird vom Welthandel mehr und mehr abgehängt. Da eine höhere Brücke oder ein Tunnel frühestens in zehn bis zwölf Jahren realisiert wird, müsse sich Hapag-Lloyd strategisch in seiner Beteiligung neu ausrichten, erfuhr das Abendblatt.

    So sehr die Beteiligung an Tanger aus Sicht von Hapag-Lloyd Sinn macht, so brisant ist sie für die Stadt Hamburg, die mit immerhin knapp 14 Prozent einer der großen Anteilseigner der Reederei ist. Deshalb sagt der Fraktionsvorsitzende der FDP in der Bürgerschaft, Michael Kruse: „Wenn sich die Gerüchte bewahrheiten, dass Hapag-Lloyd sich am Hafen in Tanger beteiligt, muss das städtische Investment dringend überprüft werden. Das finanzielle Risiko der Steuerzahler darf nicht an der Entwicklung von Hafeninfrastruktur hängen, die Tausende Kilometer von Hamburg entfernt liegt.“