Hamburg. Streit um Verlagerung von Altona nach Hausbruch. Streik über zwei Tage geplant

    Der Kampf um die Arbeitsplätze bei der Hamburger Holsten-Brauerei eskaliert. Mitten in der für das Unternehmen wichtigen Fußball-Weltmeisterschaft ruft die Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) zu einem zweitägigen Streik auf. Am Mittwochabend – unmittelbar nach dem Spiel Deutschland gegen Südkorea – sollten die Beschäftigten des Traditionsunternehmens in den Ausstand treten. „Für 48 Stunden kommt kein Hopfen, Wasser, Malz und keine Hefe mehr in den Bierkessel – im Sudhaus läuft dann nichts mehr“, kündigte die Hamburger Geschäftsführerin der Gewerkschaft NGG, Silke Kettner, an. Der Streik beginne mit der Nachtschicht um 22 Uhr und ende erst Freitagnacht. Der Verlust für die Holsten-Brauerei sei dabei enorm: „Jeder Streiktag kostet die Produktion von mindestens 500.000 Litern Bier“, erklärte Kettner. Allein bis Freitagnacht werde Holsten umgerechnet zwei Millionen 0,5-Liter-Flaschen Bier und damit 100.000 Kisten weniger zur Fußball-WM in die Wohnzimmer liefern können. Es drohe eine „Bier-Ebbe.“

    Wie berichtet, steht für das Unternehmen der Umzug von seinem traditionellen Sitz nach Hamburg-Hausbruch bevor. Dort wird derzeit eine neue, aber kleinere Produktionsstätte gebaut. Ab April 2019 sollen die bekannten Hamburger Marken Holsten und Astra im Süden der Stadt gebraut werden. Die NGG wirft dem Holsten-Eigentümer Carlsberg vor, im Rahmen der Standortverlagerung gut 70 Stellen abbauen zu wollen. Zudem gehen die Arbeitnehmervertreter gegen ein neues Arbeitszeitmodell vor. In einer Urabstimmung Mitte Juni hatten sich 91,6 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder für Streik ausgesprochen.

    „Wir haben kein Verständnis für die geplante Aktion der Gewerkschaft“, sagte eine Carlsberg-Sprecherin dem Abendblatt. Aufgrund der Fußball-WM sei der Bierdurst der Deutschen derzeit besonders groß, die Produktionskapazitäten des Unternehmens voll ausgelastet. „Ein Arbeitskampf in dieser Situation gefährdet die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens“, so die Sprecherin. Die von der Gewerkschaft genannten Zahlen bei einem Produktionsausfall wollte sie weder bestätigen noch dementieren. „Wir sind nach wie vor im Dialog mit den Arbeitnehmern“, so die Sprecherin. Umso unverständlicher sei der nun eingeschlagene Weg der Eskalation.