Berlin. „Kulturwandel“ war das große Thema bei der VW-Hauptversammlung. Die Mitarbeiter müssen sich auf viele Veränderungen einstellen.

Volkswagen setzt im laufenden Jahr auf Dutzende neue Modelle. 2018 werde der Konzern mehr als 70 neue Fahrzeuge auf den Markt bringen, sagte Vorstandschef Herbert Diess am Donnerstag auf der Hauptversammlung in Berlin.

Gleichzeitig warnte er, der neue WLTP-Prüfzyklus zur Bestimmung von Verbrauch, Schadstoff- und CO2-Emissionen könne zu Lieferengpässen führen. Dabei spielten auch die Kapazitäten der Genehmigungsbehörden eine Rolle. Die Umstellung, die am 1. September kommt, bedeute eine „enorme Kraftanstrengung“. Kritiker warnen allerdings, dass es auch bei der neuen Methode Schlupflöcher gebe.

Kritik von US-Aufpasser

Zugleich will VW seinen viel beschworenen Kulturwandel entschlossener umsetzen. Dauerhafter wirtschaftlicher Erfolg sei nur mit einer gesunden Unternehmenskultur möglich, so Diess in Berlin. „Volkswagen muss in diesem Sinne noch ehrlicher, offener, wahrhaftiger, in einem Wort: anständiger werden.“

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    Der Vorstand habe mit „Together4Integrity“ (Zusammen für Integrität) ein Programm zum Kulturwandel auf den Weg gebracht. Das interne Hinweisgeber-System soll demnach ausgebaut, Fehlverhalten kompromisslos geahndet werden. Zuvor hatte der von den US-Behörden nach dem Abgasskandal eingesetzte Aufpasser Larry Thompson in einem Bericht an das US-Justizministerium die interne Aufarbeitung der Affäre kritisiert.

    Diess will unbequeme Wahrheiten aussprechen

    Der schon von Ex-Konzernchef Matthias Müller ausgerufene Kulturwandel für mehr Kritikfähigkeit und ethisches Verhalten ließ bislang viele Fragen offen. Mitte April verlautete aus dem Aufsichtsrat, die entsprechenden Ziele müssten mutig und offen angegangen werden. „Mir ist es ein Anliegen, dass Volkswagen offen und transparent ist“, verlangte Diess.

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      Dazu gehöre es auch, unbequeme Wahrheiten auszusprechen: Den Weg zu einer offeneren Unternehmenskultur, in der Widerspruch belohnt statt erstickt werde, habe man unterschätzt. Werteverstöße gebe es in jeder größeren Organisation. Bei Volkswagen allerdings sei dies bis in die jüngere Vergangenheit hinein „eindeutig zu viel“ geschehen. Diess forderte überdies „eine Portion Demut“ ein.

      Nutzfahrzeug-Sparte soll fit für die Börse werden

      Zugleich konkretisierte der neue Vorstandschef, was er sich unter der neuen Konzernstruktur vorstellt. Diess schließt dabei Ausgliederungen von Nicht-Kerngeschäften nicht aus. Dies sei etwa bei Ducati oder Renk denkbar. Jedoch hatten Arbeitnehmervertreter einen Verkauf von Renk, an dem die VW-Tochter MAN 76 Prozent der Anteile hält, strikt abgelehnt.

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        Die Sparte der schweren Nutzfahrzeuge – Volkswagen Truck & Bus – solle weitgehend unabhängig von der Steuerung durch den Konzern aufgestellt und „in absehbarer Zeit“ fit für die Börse werden.

        An vielen Stellen Doppelarbeit

        Diess erklärte, Volkswagen müsse bei Entscheidungen und deren Umsetzung schneller werden. Die Wege seien zu lang, zudem gebe es an vielen Stellen Doppelarbeit. Das solle mit der neuen Konzernstruktur anders werden.

        Die neuen Markengruppen heißen „Volumen“ (VW, Skoda, Seat, leichte Nutzfahrzeuge, Mobilitätsdienstleister Moia), „Premium“ (Audi, Porsche Holding Salzburg, Lamborghini, Ducati) und „Super Premium“ (Porsche, Bentley, Bugatti). (dpa)