Berlin. Nun wenden sich die Grünen mit einem Brief an den Chef der Supermarktkette Edeka.

900 Gramm Suppenhuhn für nur einen Euro, aufs Kilo gerechnet 111 Cent: Was als harmloses Jubiläums-Angebot zum 111-jährigen Bestehen des Verbundes der Supermarktkette Edeka gedacht war, sorgt nun für Ärger. Auf Facebook brach in den vergangenen Tagen ein Shitstorm über Edeka herein. Nutzer kritisierten, das Unternehmen solle sich „in Grund und Boden schämen“, der Kette läge „wenig am Tierwohl“. Nun äußerten auch die Grünen Kritik.

Der stellvertretende Vorsitzende der Grünen-Fraktion im Bundestag, Oliver Krischer, und der landwirtschaftspolitische Sprecher der Fraktion, Friedrich Ostendorff, stellen in einem Brief an Edeka-Chef Markus Mosa infrage, ob der geringe Preis der Hühner vereinbar sei mit angemessenen Bedingungen bei der Aufzucht der Tiere und der Entlohnung von Landwirten.

Es sei schwer vorstellbar, „dass das Tierwohl und das Auskommen für die Bäuerinnen und Bauern bei solchen Preisen in irgendeiner Art und Weise garantiert sind“, kritisieren Krischer und Ostendorff in dem Schreiben, das unserer Redaktion vorliegt.

Fleisch ist in Deutschland besonders günstig

Die Kritik an der Preispolitik großer Supermärkte in Deutschland ist nicht neu. 2017 sorgte etwa der Discounter Aldi für Ärger unter Verbrauchern. Er verkaufte 600 Gramm mariniertes Schweinenacken-Steak für 1,99 Euro – auch dieser Preis löste heftige Reaktionen auf Facebook aus.

Im EU-Vergleich sind die Preise für Fleisch in Deutschland relativ niedrig. Eine Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft von 2015 zeigte etwa, die Deutschen geben pro Kopf etwa 395 Euro für Fleisch aus. Im EU-Schnitt sind es 415 Euro. Um sich ein Brathähnchen zu verdienen, muss man in Deutschland 13 Minuten arbeiten. Das sind zwei Minuten weniger als 1991 und fast zwei Stunden weniger als 1960.

Darum sollen Deutsche nur noch halb so viel Fleisch essen

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    Die Grünen-Politiker sehen derlei Preise unvereinbar mit dem Tierwohl. „Vielmehr vermuten wir, dass diese Preispolitik nur bei intensiver Massentierhaltung auf Kosten des Tieres und minimalster Gewinnmargen der Bäuerinnen und Bauern aufrechterhalten werden kann“, schreiben sie. Sie fordern den Edeka-Chef auf, die Kosten von Haltung, Transport und Verkauf der Angebots-Hühner aufzuschlüsseln.

    Supermarkt-Verbund verteidigt Edeka-Angebot

    „Eine angemessene Wertschätzung für das Tier und für die Arbeit der Bäuerinnen und Bauern ist mit Ramschpreisen nicht vereinbar.“ Auch das Tierwohl müsse angemessen berücksichtigt werden. Das sei bei dem Angebot „leider in keinster Weise gegeben“, heißt es. Der Supermarkt-Verbund hatte das Angebot gegenüber unserer Redaktion verteidigt. Es handele sich um ein stark reduziertes Jubiläumsangebot, das nur in einigen Märkten in einer begrenzten Region gelte, sagte ein Sprecher auf Anfrage.

    Tatsächlich arbeiten die meisten Supermärkte mit Mischkalkulationen. Das bedeutet, die Einnahmen durch die übrigen Waren finanzieren die Angebotspreise. Der Preis entspricht vermutlich also nicht dem Einkaufspreis, den Edeka im Großhandel zahlen musste. Dennoch kritisieren Kunden, dass von dem Billigangebot eine falsche Signalwirkung ausgehe.