Hamburg. Online-Dienst Frischepost liefert auf Wunsch von Kunden Lebensmittel in die Sparkasse. Empfänger können sie Tag und Nacht abholen
und Melanie Wassink
Klingt ungewöhnlich, soll aber funktionieren: Hamburger können Gemüse, Salat und Fleisch jetzt auch bei der Haspa abholen. Dazu kooperiert der Online-Hofladen Frischepost mit der Hamburger Sparkasse. Bei dem Online-Händler können Kunden frische Lebensmittel bestellen, die wann immer möglich direkt aus der Region kommen.
Und so funktioniert es: Die seit Kurzem neu eingerichteten Schließfächer bei der Haspa werden ab sofort für die Lieferanten der Frischepost zugänglich gemacht. Frischepost hinterlegt die Lebensmittel im Fach und sendet den Öffnungscode auf das Handy des Bestellers. Dieser kann Paprika, Petersilie und Steak dann flexibel abholen.
Immerhin sind die Räume mit den Schließfächern Tag und Nacht geöffnet, ein Vorteil auch gegenüber den bereits bestehenden Budni-Abholstationen, mit denen Frischepost ebenfalls kooperiert. Ihre sogenannten Kiekmo-Schließfächer hat die Sparkasse bisher in neun Filialen in Eimsbüttel und Ottensen installiert. Weil sich die Fächer in den SB-Zonen befinden, sind sie sogar rund um die Uhr zugänglich. Mit der dazugehörigen App kann man eines der jeweils elf Schließfächer für 30 Minuten reservieren und dann 24 Stunden lang kostenlos nutzen.
„Die Idee von Frischepost und das innovative Konzept von Kiekmo ergänzen sich perfekt“, freut sich Eva Neugebauer, Mitgründerin von Frischepost. „Die Kunden entscheiden selbst, wann und wo sie die Lieferung in Empfang nehmen. Auch Pendler, die außerhalb des Liefergebietes wohnen, können ihre Bestellung ganz bequem auf dem Heimweg aufpicken.“
Grundsätzlich könne man über diesen neuen Weg auch Fleisch oder Milchprodukte beziehen, sagt eine Frischepost-Sprecherin: "Wir liefern dann mit Kühlakkus, außerdem sind die Schließfächer relativ gut isoliert." Bis zum Abholzeitpunkt 23 Uhr sei die korrekte Kühlung garantiert. Auch zu Engpässen durch die Fachgröße soll es nicht kommen: "Falls wir merken, dass es zu Platzproblemen kommen könnte, kontaktieren wir den Kunden", erklärt die Frischepost-Sprecherin. "Es kann in einem solchen Fall auch ein zweites Fach hinzugebucht werden." Aktuell stehen nach Angaben der Haspa in den neun Filialen zusammen 99 Schließfächer in den Größen 351 mal 457 mal 555 Millimeter und 211 mal 457 mal 555 Millimeter zur Verfügung.
Mit Beginn der Frischepost-Kooperation wird bei den Kiekmo-Schränken ein gesondertes Fach für die Pfandrückgabe von Mehrwegverpackungen oder Kühlakkus des Online-Hofladens eingerichtet. Wenn dessen Kunden die Verpackungen beschriftet in das Fach legen, erfolgt eine Pfandgutschrift.
Den neuen Lieferservice können nicht nur Kunden der Haspa nutzen. Die Sparkasse gestaltet ihre Filialen derzeit neu mit dem Ziel, eine Art Nachbarschaftstreff zu werden. Ein Bestandteil dieser Neugestaltung war die Einführung der Kiekmo-App im Sommer 2017. Sie kombiniert Nachrichten und Geschichten aus dem jeweiligen Stadtteil mit dem neuartigen Schließfachsystem und wird derzeit monatlich von mehr als 45.000 Personen genutzt.
Noch in diesem Jahr soll Kiekmo auch in Wandsbek und Barmbek verfügbar sein, wie ein Haspa-Sprecher sagt. Die Schließfächer können für alle möglichen Dinge verwendet werden, man kann dort seine Sporttasche abstellen oder die Bohrmaschine einschließen – die dann auch von einer anderen Person abgeholt werden kann, sofern man ihr den Öffnungscode auf das Smartphone geschickt hat. Nach dem Muster der Partnerschaft mit Frischepost seien weitere Kooperationen mit lokalen Einzelhändlern und Dienstleistern wie etwa Textilreinigungen in Planung, sagt Haspa-Produktmanagerin Sarah Teich.
Das 2015 in Hamburg gegründete Unternehmen Frischepost ist im Internet unter www.frischepost.de zu finden. Die Kunden können sich ihre Lebensmittel wie Gemüse, Obst oder Fleisch individuell zusammenstellen und erhalten dabei Informationen über die Erzeuger der einzelnen Produkte. Auf der Internetseite kostet zum Beispiel ein Rinderhüftsteak in Bioqualität (etwa 200 Gramm) 6,70 Euro.
Die Lebensmittel werden – bei Bedarf gekühlt – am Wunschtermin mit Elektrofahrzeugen zum Kunden nach Hause gebracht oder in einer Abholstation hinterlegt. Diese befinden sich auch in bisher drei Budni-Filialen in
Altona-Nord, an der Grindelallee und in der Rindermarkthalle. Mittlerweile werden so 3500 Haushalte mit Lebensmitteln von 250 Produzenten beliefert. Die meisten kommen aus einem Umkreis von 100 Kilometern um Hamburg.