Berlin. Die Deutsche Bahn will ihr Streckennetz digitalisieren. Damit könnte sie auch Verspätungen vermeiden. Was steckt hinter dem Projekt?

Es könnte eine kleine Revolution des Fernverkehrs in Deutschland bedeuten: Die Bahn will ihr Streckennetz grundsätzlich digitalisieren, um mehr Züge auf die Schienen zu bringen. „Ziel ist es, sage und schreibe bis zu 20 Prozent mehr Kapazität im deutschen Schienennetz zu schaffen“, sagte Bahnchef Richard Lutz in Berlin. Auch Verspätungen sollen damit vermieden werden.

Hintergrund ist das sogenannte Programm „Digitale Schiene“, das bis zum Jahr 2030 einen grundlegenden technischen Wandel im deutschen Eisenbahnsektor bringen soll. Am Ende steht laut Bahnchef Lutz ein Netz aus digitaler Leit- und Sicherungstechnik, das eine dichtere Zugfolge und eine bessere Ausnutzung der Schienenwege möglich mache.

Zugsteuerung ETCS ermöglicht engeren Takt

Flächendeckend plant die Bahn die digitale Zugsteuerung European Train Control System (ETCS). Diese macht die bisher eingesetzten optischen Signale, die Züge wie Ampeln im Straßenverkehr steuern, auf den Strecken überflüssig. Die Bahnen werden digital mit dem ETCS digital gesteuert, was einen engeren Takt ermöglicht. Auf längere Sicht könnte das System sogar die Grundlage für autonom fahrende Züge sein.

Das aktuelle Netz der deutschen Bahn ist hochkomplex – und fehleranfällig: Täglich 40.000 Züge im Fern-, Nahverkehr und Güterverkehr sind täglich auf dem Schienennetz unterwegs. In den deutschlandweit rund 3000 Stellwerke, an denen Weichen und Signale geregelt werden, arbeiten mehr als 12.000 Fahrdienstleiter.

McKinsey prüft Machbarkeit

Günstig wird das Projekt nicht. Experten schätzen die Kosten für den Umbau laut „Süddeutscher Zeitung“ auf mindestens 30 Milliarden Euro. Da die Bahn hoch verschuldet ist, rechnen sie damit, dass der Bund als Eigentümer einspringt. Laut der Zeitung lässt das Bundesverkehrsministerium die Machbarkeit gerade von der Unternehmensberatung McKinsey prüfen. Auf lange Sicht erwarten Fachleute auch Einsparungen: Zum Beispiel bräuchte die Bahn weniger Personal für den Betrieb des Netzes.

Die Modernisierung spielt auch verkehrspolitisch eine entscheidende Rolle. Das rasante Verkehrswachstum vor allem auf den Straßen hat in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass der Verkehrssektor gegenüber 1990 kein Treibhausgas einsparte. Laut Sondierungspapier von Union und SPD sowie dem Klimaschutzplan der amtierenden Bundesregierung soll sich das bis 2030 grundlegend ändern.

20 Signalsystem in Europa vereinheitlichen

Der umweltfreundliche Schienenverkehr soll so gestärkt werden, für den Personenverkehr attraktiver werden und dem Lkw-Verkehr stärker Konkurrenz machen. Im Sondierungspapier von Union und SPD hat zudem die Digitalisierung einen Schwerpunkt, dorthin sollen erheblich mehr Mittel fließen.

Das European Train Control System (ETCS) soll längerfristig auch die Zugverkehr zwischen den europäischen Ländern vereinfachen. Die neue Technik soll rund 20 verschiedene Signalsysteme in Europa vereinheitlichen. (les/mit rtr)

Das sind die vier ICE-Generationen

Mit den ICE begann fahrplanmäßig am 2. Juni 1991 die Ära der Hochgeschwindigkeitszüge in Deutschland. Wir zeigen die vier Generationen. Der begeisterte Eisenbahn-Fan Günther Voß steht am 2. Juni 1991 in Seesen (Niedersachsen) neben einem ICE der ersten Generation. Voß hat für den ersten fahrplanmäßigen Start des Inter City Express von Hamburg nach München 148 Fahrgastplätze gebucht und davon 146 zum Selbstkostenpreis angeboten. Zwei besondere Plätze nahmen er und seine Frau ein. Nach Schnupperfahrten mit den im Vergleich zu damaligen Bahnen futuristisch wirkenden Intercity-Express-Zügen begann am 2. Juni 1991 der Verkehr nach Fahrplan. Voß machte als selbsterklärter Bahntester Furore und wurde zum oft interviewten Ansprechpartner für Medien. 2013 startete er mit 74 Jahren nach eigenem Bekunden aber seinen letzten Test.
Mit den ICE begann fahrplanmäßig am 2. Juni 1991 die Ära der Hochgeschwindigkeitszüge in Deutschland. Wir zeigen die vier Generationen. Der begeisterte Eisenbahn-Fan Günther Voß steht am 2. Juni 1991 in Seesen (Niedersachsen) neben einem ICE der ersten Generation. Voß hat für den ersten fahrplanmäßigen Start des Inter City Express von Hamburg nach München 148 Fahrgastplätze gebucht und davon 146 zum Selbstkostenpreis angeboten. Zwei besondere Plätze nahmen er und seine Frau ein. Nach Schnupperfahrten mit den im Vergleich zu damaligen Bahnen futuristisch wirkenden Intercity-Express-Zügen begann am 2. Juni 1991 der Verkehr nach Fahrplan. Voß machte als selbsterklärter Bahntester Furore und wurde zum oft interviewten Ansprechpartner für Medien. 2013 startete er mit 74 Jahren nach eigenem Bekunden aber seinen letzten Test. © dpa Picture-Alliance | Hans Henning Fränkel
Mittlerweile hat die Bahn 271 der Züge in ihrer Flotte. Im Jahr 2015 waren Fahrgäste 80 Millionen Mal mit dem ICE unterwegs und reisten durchschnittlich 318 Kilometer weit. Die ICE-Familie besteht bislang aus vier Generationen. Die ICE 1 der ersten Generation fahren maximal 280 Kilometer pro Stunde. Die 59 Züge haben jeweils zwei Triebköpfe sowie zwölf Mittelwagen und sind 358 Meter lang.
Mittlerweile hat die Bahn 271 der Züge in ihrer Flotte. Im Jahr 2015 waren Fahrgäste 80 Millionen Mal mit dem ICE unterwegs und reisten durchschnittlich 318 Kilometer weit. Die ICE-Familie besteht bislang aus vier Generationen. Die ICE 1 der ersten Generation fahren maximal 280 Kilometer pro Stunde. Die 59 Züge haben jeweils zwei Triebköpfe sowie zwölf Mittelwagen und sind 358 Meter lang. © imago | STAR-MEDIA
Die ICE 2 sind seit 1996 in Betrieb und ebenfalls für Tempo 280 zugelassen. Im Fuhrpark sind 44 Züge, von denen sich je zwei zusammenkuppeln lassen. Alle wurden nach Angaben der Bahn bis zum Jahr 2013 modernisiert. Die Zuglänge beträgt 205 Meter.
Die ICE 2 sind seit 1996 in Betrieb und ebenfalls für Tempo 280 zugelassen. Im Fuhrpark sind 44 Züge, von denen sich je zwei zusammenkuppeln lassen. Alle wurden nach Angaben der Bahn bis zum Jahr 2013 modernisiert. Die Zuglänge beträgt 205 Meter. © ICE2 | Jet-Foto Krahnert
Der ICE T mit Neigetechnik ist seit 1999 in Betrieb und erreicht Tempo 230. Der Mechanismus, der die Triebfahrzeuge bei Kurvenfahrten in Schräglage bringt, ...
Der ICE T mit Neigetechnik ist seit 1999 in Betrieb und erreicht Tempo 230. Der Mechanismus, der die Triebfahrzeuge bei Kurvenfahrten in Schräglage bringt, ... © Deutsche Bahn AG | Uwe Miehte
... ist aber mittlerweile in allen Zügen wegen technischer Probleme abgeschaltet.
... ist aber mittlerweile in allen Zügen wegen technischer Probleme abgeschaltet. © Deutsche Bahn AG | Uwe Miethe
Die ICE 3 kamen zur Weltausstellung Expo 2000 im niedersächsischen Hannover in die Flotte. Die schnellsten Züge der Republik sind auf eine Höchstgeschwindigkeit von 330 Kilometern pro Stunde zugelassen.
Die ICE 3 kamen zur Weltausstellung Expo 2000 im niedersächsischen Hannover in die Flotte. Die schnellsten Züge der Republik sind auf eine Höchstgeschwindigkeit von 330 Kilometern pro Stunde zugelassen. © Deutsche Bahn AG | Deutsche Bahn AG
In Deutschland brettern sie mit bis zu Tempo 300 über die Gleise. Die Bahn hat inzwischen 79 dieser Züge – mit einer Zuglänge von 200 Metern.
In Deutschland brettern sie mit bis zu Tempo 300 über die Gleise. Die Bahn hat inzwischen 79 dieser Züge – mit einer Zuglänge von 200 Metern. © Deutsche Bahn AG | Deutsche Bahn AG
Rund drei Monate nach dem 25. Geburtstag des ICE stellte die Deutsche Bahn und Vorstandsvorsitzender, Rüdiger Grube, am 14. September 2016 die vierte Generation des Hochgeschwindigkeitszugs vor. Am 10. Dezember 2017 startete der ICE 4 mit einer Zuglänge von 346 Metern nach einer einjährigen Testphase in den Regelbetrieb.
Rund drei Monate nach dem 25. Geburtstag des ICE stellte die Deutsche Bahn und Vorstandsvorsitzender, Rüdiger Grube, am 14. September 2016 die vierte Generation des Hochgeschwindigkeitszugs vor. Am 10. Dezember 2017 startete der ICE 4 mit einer Zuglänge von 346 Metern nach einer einjährigen Testphase in den Regelbetrieb. © dpa | Soeren Stache
Mit 250 km/h Spitzengeschwindigkeit ist die neueste Generation langsamer als ihr Vorgänger, verbraucht aber weniger Energie und beschleunigt schneller. Gründe sind eine verbesserte Aerodynamik und ein geringeres Gewicht. Der Antrieb ist auf sechs Wagen verteilt. Fällt eines der sechs Systeme aus, kann das Flaggschiff des DB Fernverkehrs trotzdem weiterfahren. Der ICE 4 ist auf den Strecken Hamburg – München und Hamburg – Stuttgart unterwegs.
Mit 250 km/h Spitzengeschwindigkeit ist die neueste Generation langsamer als ihr Vorgänger, verbraucht aber weniger Energie und beschleunigt schneller. Gründe sind eine verbesserte Aerodynamik und ein geringeres Gewicht. Der Antrieb ist auf sechs Wagen verteilt. Fällt eines der sechs Systeme aus, kann das Flaggschiff des DB Fernverkehrs trotzdem weiterfahren. Der ICE 4 ist auf den Strecken Hamburg – München und Hamburg – Stuttgart unterwegs. © Deutsche Bahn AG | SIEMENS
Vergleich der fünf Generationen der Hochgeschwindigkeitszüge der Deutschen Bahn.
Vergleich der fünf Generationen der Hochgeschwindigkeitszüge der Deutschen Bahn. © dpa-infografik | dpa-infografik GmbH
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