Hamburg. Hohe Zinsen gibt es bei Hamburger Banken nur noch für kleine Beträge. Studie zeigt: Jungen bekommen mehr Taschengeld als Mädchen.
Spätestens zur Schuleinführung steckt es in der Schultüte: ein Sparbuch. Mitunter ist es für Kinder das zweite Dokument nach der Geburtsurkunde. Denn Eltern oder Verwandte wollen, dass es ihren Sprösslingen an nichts fehlt und sorgen vor. Dabei geht es um beträchtliche Summen, die schon im Vorschulalter verfügbar sind. Jungen sind dabei finanziell besser ausgestattet als Mädchen.
Jungen haben im Vorschulalter jährlich 241 Euro zur Verfügung, wie aus Erhebungen der Kinder-Medien-Studie 2017 hervorgeht. Die Summe setzt sich aus Taschengeld und Geldgeschenken zusammen. Mädchen müssen im Jahr im Schnitt mit knapp 40 Euro weniger auskommen. Mit dem Schulbeginn wachsen die finanziellen Möglichkeiten noch einmal. Die sechs bis 13 Jahre alten Jungen kommen auf 526 Euro im Jahr, die gleichaltrigen Mädchen haben nur knapp 500 Euro zur Verfügung.
Das weckt bei Kreditinstituten Begehrlichkeiten, denn nicht alles von diesem Geld wird sofort ausgegeben. Mit Blick auf deren Geld werben die Banken in Hamburg um die Kunden von morgen, nicht nur im Zusammenhang mit dem Weltspartag am morgigen Dienstag. Ob Mäusekonto bei der Hamburger Sparkasse (Haspa) oder StartKonto bei der Hamburger Volksbank: Bei beiden Instituten gibt es noch drei Prozent Zinsen, wenn auch nur auf die ersten 500 Euro. Wer bis zum 4. November bei der Haspa ein Mäusekonto eröffnet, bekommt noch eine Gutschrift von zehn Euro. Die Commerzbank wirbt mit einem Startguthaben von 20 Euro.
Volksbank hat bestes Angebot
Viele Sparer werden die Kids um diese Konditionen beneiden. Denn für die Erwachsenen sind die Zinsen faktisch abgeschafft. Das bekommen auch die jungen Sparer schon zu spüren, denn Beträge über 500 Euro hinaus werden bei der Haspa dann nur noch mit 0,03 Prozent verzinst. Bei der Hamburger Volksbank sind es 0,10 Prozent. Sie gewährt den Sonderzins am längsten. Mindestens bis zum 18. Lebensjahr kann der Nachwuchs davon profitieren. Wenn die Kinder eine Ausbildung machen oder studieren, auch noch etwas länger. Unter diesem Gesichtspunkt hat die Hamburger Volksbank das beste Angebot für Kinder. Bei allen drei Hamburger Banken beträgt der maximale Zinsertrag 15 Euro im Jahr, denn auch 750 Euro bei der PSD Bank Nord zu zwei Prozent angelegt, bringen 15 Euro. 55 Euro beträgt der Zinsertrag bei der Commerzbank, aber dafür müssen schon 10.000 Euro angelegt werden.
Die Konten sind eine gute Möglichkeit, die Kinder für das Sparen zu gewinnen. Denn die Einlage ist sicher, es entstehen keine zusätzlichen Kosten, und mit dem Sonderzins wird zumindest bei den meisten Angeboten die aktuelle Inflationsrate von 1,8 Prozent ausgeglichen. „Damit das Geld nicht nur für Konsum ausgegeben wird, sollten Eltern mit ihrem Kind auch über das Thema Sparen sprechen“, sagt Silke Barth, Vorsorgeexpertin von CosmosDirekt. „Dabei ist wichtig, dass die Ersparnisse mit Einverständnis des Kindes angelegt werden und dem Kind erklärt wird, dass es auch weiterhin sein Geld bleibt.“
In kurzen Etappen sparen ist besser
Fleißige Sparer werden aber schnell die Grenzen von 500 oder 750 Euro erreichen. Auch Eltern und Großeltern fragen sich, wie sie am besten für Kinder oder Enkel sparen können. Denn sie wissen: Die Ausbildung der Kinder kostet viel Geld – sei es für den Schüleraustausch oder den Führerschein. Die niedrigen Zinsen machen aber auch Banksparpläne unattraktiv. Hier können Großeltern mit monatlichen Einzahlungen sparen. Zur Konfirmation oder dem Abitur stehen dann höhere Beträge zur Verfügung.
Doch viele Anbieter haben sich aus diesem Bereich zurückgezogen. Vorwiegend werden sie noch von ausländischen Banken offeriert. Es gibt feste oder flexible Zinsen. Die jährliche Rendite bei fünfjähriger Einzahlung liegt bei der DenizBank bei 0,78 Prozent und bei der VTB Bank bei 0,62 Prozent. Noch niedriger ist die Rendite bei der Volkswagen Bank mit 0,18 Prozent. Die Konditionen gelten bei monatlichen Einzahlungen von 50 Euro. „Erst recht bei niedrigen Zinsen gilt: In kurzen Etappen zu sparen ist besser, als sich über einen langen Zeitraum zu binden“, sagt Kerstin Becker-Eiselen von der Verbraucherzentrale Hamburg.
Aktienfonds sinnvoll
Auch Tagesgeldkonten sind keine wirkliche Alternative, um wenigstens die Inflation auszugleichen. Noch 0,50 Prozent Zinsen gibt es bei MoneYou. Bei der Denizbank sind es 0,40 Prozent. Höhere Zinssätze gibt es bei der ING-DiBa mit 0,75 Prozent – aber nur für vier Monate. Doch wenn das Geld in zwei oder drei Jahren wieder zur Verfügung stehen soll, gibt es keine Alternative zu den sicheren Anlageformen. „Denn dann steht Verfügbarkeit und Sicherheit an erster Stelle“, sagt Becker-Eiselen.
Eine höhere Rendite gibt es nur bei höherem Risiko. Wenn für die Kinder langfristig gespart werden soll, kann auch ein Investmentsparplan eingerichtet werden. Das Geld fließt dann etwa in monatlichen Raten von 25 oder 50 Euro in Aktienfonds, die eine höhere Rendite als Sparprodukte bringen können. Das ist vor allem interessant, wenn mehr als fünf Jahre als Anlagezeitraum zur Verfügung stehen, um Börsenschwankungen auszugleichen.
Aktienfonds mit mehr Rendite sind riskanter
Viele Direktbanken wie Comdirect, SBroker oder ING-DiBa bieten kostenlose Depots für Minderjährige und eine große Fondsauswahl mit reduziertem Ausgabeaufschlag an. Diese Strategie lässt sich auch mit sehr kostengünstigen Indexfonds, sogenannten ETF, umsetzen. Empfehlenswert sind Indexfonds, die weltweit in sehr viele Aktien investieren. Hilfestellung im Fondsdschungel bieten die monatlich aktualisierten Empfehlungslisten der Zeitschrift „Finanztest“ von der Stiftung Warentest. Einmal im Jahr sollte man überprüfen, ob sich der Fonds mit seiner Wertentwicklung noch im oberen Mittelfeld der Vergleichsgruppe befindet. Sonst sollte er gegen einen besseren ausgetauscht werden. Wird das Geld zu einem bestimmten Zeitpunkt benötigt, sollten die Anteile etwa zwei bis drei Jahre vorher in schwankungsärmere Fonds umgeschichtet werden, raten Experten.
Sparen außerhalb einer Versicherung
Auch für Versicherungen sind Kinder eine wichtige Zielgruppe. Denn Eltern investieren gern in deren Absicherung. Rund 64 Prozent haben eine Unfallversicherung für ihre Kinder abgeschlossen, elf Prozent sogar schon eine private Rentenversicherung (s. Grafik). Doch gerade vor Letzterer warnen Verbraucherschützer. „Diese Produkte sind wegen mangelnder Flexibilität und hohen Abschlusskosten nicht empfehlenswert“, sagt Becker-Eiselen. „Man bürdet den Kindern damit etwas auf, denn sie müssen später diese Versicherungen übernehmen, wenn sie ihren Zweck erfüllen sollen.“ Die Assekuranz peppt die Altersvorsorge mit zahlreichen Zusatzelementen auf, die deren Flexibilität unterstreichen sollen. „Je mehr Zusatzbausteine, umso weniger Geld fließt in den Spartopf, denn alles muss finanziert werden“, sagt Becker-Eiselen. Für die Expertin ist klar: „Versicherung gegen Risiken ja, aber Sparen sollte immer außerhalb einer Versicherung erfolgen.“ Das gilt übrigens nicht nur für Kinder.