Hamburg. Riesenauftrag sichert Zukunft der Hamburger Traditionswerft auf Jahre hinaus
Es ist eine sehr gute Nachricht für die Hamburger Traditionswerft Blohm + Voss und ihre etwa 600 Beschäftigten: Nach vielen Jahren ohne Neubauaufträge, nach Stellenstreichungen und Lohnkürzungen kann das Unternehmen wieder zuversichtlich in die Zukunft blicken. Der Grund ist ein Auftrag zum Bau von fünf Korvetten vom Jahr 2022 an, den die Bundeswehr nach langem Streit am Dienstag an ein Konsortium norddeutscher Werften vergeben hat. Schwerpunkte der Produktion werden die Standorte Hamburg und Wolgast sein. „Der Auftrag sichert die Zukunft von Blohm + Voss“, sagte Emanuel Glass, der Schiffbauexperte der Gewerkschaft IG Metall.
Der Auftrag war zunächst ohne öffentliche Ausschreibung an ein Konsortium aus der Bremer Werft Lürssen, zu der Blohm + Voss gehört, und Thyssen Krupp Marine Systems (TKMS) gegangen. Beide Firmen haben bereits fünf Korvetten des gleichen Typs K 130 gebaut. Der Konkurrent German Naval Yards Kiel hatte jedoch Einspruch erhoben und wird nun am Bau der neuen Marineschiffe beteiligt.
Wie die drei Werftengruppen die Arbeit aufteilen, ist noch unklar. Im Sommer hatte man sich aber darauf verständigt, dass German Naval Yards etwa 15 bis 20 Prozent erhalten soll. Lürssen wollte sich am Mittwoch zu den Arbeitspaketen an einzelnen Standorten nicht äußern. In der vergangenen Woche hatte die Bremer Schiffbaugruppe aber bereits angekündigt, dass die Peene-Werft in Wolgast von dem Auftrag erheblich profitieren könnte. Ein Lürssen-Sprecher sagte dem Abendblatt am Mittwoch: „Zusätzlich kann ich Ihnen mitteilen, dass auch Blohm + Voss von diesem Auftrag profitieren wird.“
Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) sagte dem Abendblatt, er gehe davon aus, dass der größte Teil des zwei Milliarden Euro schweren Auftrags nach Hamburg vergeben wird. Ähnlich äußerte sich der IG-Metall-Bevollmächtigte Glass. Aus Kreisen hieß es, Wolgast übernehme den Rumpfbau, Blohm + Voss den Zusammenbau und die Ausrüstung der Korvetten. TKMS übernehme die Konstruktion, die wegen der geplanten Schließung des Standorts Emden vorwiegend in Hamburg und Kiel erfolgen werde.
Die Marine benötigt die Schiffe für neue Aufgaben, die mit der vorhandenen Flotte nicht bewältigt werden können. Korvetten sind kleiner und wendiger als Fregatten und vor allem für den Einsatz in Randmeeren und Küstengewässern geeignet – also etwa in der Ostsee. Die K130 sind mit Flugkörpern und zwei Geschützen bewaffnet und haben eine Besatzung von etwa 60 Soldaten.