Berlin/Hamburg. Rund 100 Flüge von Air Berlin fallen an diesem Dienstag aus. Grund ist eine Art Palastrevolte der Piloten der insolventen Airline.

  • Vor allem in Düsseldorf und Berlin sind Dutzende Air-Berlin-Flüge ausgefallen
  • Gewerkschaften vermuten, dass die Ausfälle anhalten könnten
  • Zuvor hatte Air Berlin bereits die Streichung von Langstrecken-Verbindungen bekanntgegeben

Bei der insolventen Fluggesellschaft Air Berlin fallen an diesem Dienstag rund 100 der geplanten 750 Flüge aus. „Der Grund sind circa 200 Krankmeldungen von Piloten“, sagte Unternehmenssprecher Ralf Kunkel.

Air Berlin hat rund 1500 Piloten. Eine so hohe Zahl von Krankmeldungen sei absolut unüblich, hieß es. Allein an den Drehkreuzen Düsseldorf und Berlin-Tegel fielen nach Betreiberangaben jeweils 20 Abflüge aus.

Auch in Hamburg bleiben Flugzeuge am Boden

Die Probleme bei der insolventen Fluglinie Air Berlin haben am Dienstag auch den Flugbetrieb am Hamburger Flughafen beeinträchtigt. Insgesamt wurden 21 Ankünfte und 24 Abflüge von Air Berlin sowie von Germanwings und Eurowings gestrichen, wie eine Sprecherin des Flughafens mitteilte.

Die genaue Zahl der betroffenen Passagiere war nicht bekannt; rein statistisch dürften es mehr als 4000 gewesen sein. Betroffen waren unterschiedlichste Flugziele wie München und Düsseldorf, aber auch Oslo und Stockholm. Air-Berlin-Maschinen und -Piloten fliegen auf Mietbasis auch für Eurowings und Germanwings, deren Flüge damit ebenso ausfallen können.

Air Berlin: Die Existenz ist bedroht

In einer internen Mitteilung der Air Berlin, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, wählte Oliver Iffert, der den Flugbetrieb steuert, deutliche Worte: „Heute ist ein Tag, der die Existenz der Air Berlin bedroht.“ Für die Verhandlungen mit Interessenten über eine Übernahme von Teilen des Unternehmens seien die Ausfälle „pures Gift“, ebenso für das Ziel, dabei so viele Arbeitsplätze wie möglich zu erhalten.

Zunächst hatte Air Berlin mitgeteilt, die Flüge würde „aus operativen Gründen“ abgesagt. „Wir bedauern die Unannehmlichkeiten für unsere Gäste“, so eine Sprecherin. Das Unternehmen bat Passagiere, vor der Anfahrt zum Flughafen den Status ihres Fluges unter www.airberlin.com/fluginfo zu prüfen. Reisende, die von Streichungen betroffen seien, solle die „bestmögliche Reisealternative“ angeboten werden und den jeweiligen Flughafen erst gar nicht anfahren.

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    Am Flughafen Berlin-Tegel fielen laut den online genannten Abflügen knapp 20 Flüge aus. Am Flughafen Düsseldorf entfallen am Dienstag 40 Flüge. Die Maschinen der Air Berlin starten weder von Düsseldorf aus noch fliegen sie den Flughafen der Landeshauptstadt an. „Ich gehe davon aus, dass Reisende über Streichungen oder Umbuchungen von der Airline informiert werden“, sagte Christian Hinkel, Pressesprecher des Düsseldorfer Flughafens der „WAZ“.

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      Piloten: Langstrecken droht das Aus

      Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) befürchtet, dass der Langstreckenbetrieb der Air Berlin komplett eingestellt werden könnte. VC-Präsident Ilja Schulz sagte der „Rheinischen Post“ (Dienstag), es bestehe die Sorge, dass mit einer „enormen Preiserhöhung die Langstrecke so unattraktiv gemacht werden soll, dass sie noch vor der Übernahme eingestampft werden kann“.

      Von der Gewerkschaft Verdi hieß es: „Angst und Wut der Air Berliner eskalieren, weil es hier um Existenzen ganzer Familien geht.“ Christine Behle, Bundesvorstandsmitglied von Verdi sagte zudem, dass die Krankmeldung vieler Piloten in dieser Situation keinesfalls verwunderlich sei. Es sei nicht auszuschließen, dass es auch bei anderen Beschäftigten dazu kommen könne.

      Erst am Montag hatte Air Berlin bekanntgegeben, ihr Karibik-Flugprogramm ab Düsseldorf zum 24. September einzustellen. Flüge auf die Niederländischen Antillen, nach Cancún in Mexiko, Havanna und Varadero in Kuba sowie in die Dominikanische Republik entfielen damit. Hintergrund sei die im Insolvenzverfahren nötige Reduzierung der Langstreckenflotte. (dpa/FMG)