Hamburg. Chinesen gewinnen Ideenwettbewerb – es dürfen aber keine Jobs gefährdet werden
Es ist der Aufreger seit Wochen in Hamburger Hafen: Bei einem internationalen Ideenwettbewerb zur künftigen Nutzung einer 42 Hektar großen Fläche im Mittleren Freihafen („Steinwerder Süd“) konnte unerwartet ein chinesisches Firmenkonsortium den ersten Platz belegen. Die großen lokalen Umschlagfirmen, die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) und Eurogate, liefen umgehend Sturm gegen den potenziellen neuen Konkurrenten. Denn sie befürchten, dass ihnen die Chinesen – sollten sie im Mittleren Freihafen tatsächlich zum Zug kommen – einen Teil des Terminalgeschäfts wegnehmen.
In der vergangenen Woche gab es deshalb ein Krisentreffen. Vertreter der Terminalbetreiber, der Gewerkschaft Ver.di und SPD-Bürgerschaftsabgeordnete kamen mit Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) zusammen. Nun informierte die Gewerkschaft Ver.di die Hafenbeschäftigten schriftlich über die Ergebnisse des Treffens. In einem Schreiben an die „lieben Kolleginnen und Kollegen“, das dem Abendblatt vorliegt, heißt es: „Mit dem ausgerichteten Ideenwettbewerb ist kein Präjudiz für eine Flächenverwendung verbunden. Dies gilt auch ausdrücklich für die prämierten Ideen.“ Im Klartext: Die Tatsache, dass das chinesische Konsortium rund um den Internethändler Alibaba und den Baukonzern China Communications Construction Company (CCCC) den ersten Platz belegt hat, heißt nicht zwangsläufig, dass die Asiaten auch bauen dürfen. Zudem werde „durch die Flächenverwendung für die Hafenfläche Steinwerder Süd kein Arbeitsplatz im Hafen durch Abbau bedroht.“, schreibt Ver.di. Und weiter: „Es wird kein Voll-Containerterminal auf freien Flächen im Mittleren Freihafen errichtet.“ Allerdings planen die Chinesen ohnehin nicht ausschließlich ein Containerterminal.
Nach Abendblatt-Informationen wollen sie in „Steinwerder Süd“ nur eine überschaubare Umschlagkapazität für Container schaffen. Von maximal 500.000 TEU ist die Rede. Kern des chinesischen Konzepts ist ein Logistik-Park, der auch von anderen Firmen genutzt werden könnte. Zudem sind Flächen für Produktion geplant. Im Klartext: Auch wenn man sich bei dem Krisentreffen auf grundsätzliche Richtlinien für Steinwerder Süd verständigt hat, ist die Umsetzung des chinesischen Plans weiterhin möglich. „Die Chinesen können sich selbstverständlich weiter für Steinwerder Süd bewerben“, so eine Sprecherin der Wirtschaftsbehörde am Donnerstag zum Abendblatt.